Starbulls treiben Cannibals vom MeisterthronRosenheim - Landshut 3:2 n.V.

Lesedauer: ca. 4 Minuten

Die Spannung und Konzentration beider Teams knisterte bis unter's Hallendach, nur übertönt von der ausgelassenen Kulisse, die beide Fanlager lautstark dazu lieferten, als Hauptschiedsrichter Oswald die Jagd der beiden ungleichen Teams eröffnete. Mit hohem Tempo, aber auch großer taktischer Disziplin wogte das Spiel sogleich mal in die eine, dann in die andere Richtung. Allerdings gelang es den Kontrahenten zunächst, das Spiel im jeweils eigenen Drittel aus der Mitte fernzuhalten, so dass sich zwar Torszenen, doch ohne wirkliche Gefahr ergaben. Mit neuen taktischen Varianten versuchten die Isar-Kannibalen die von ihrem Trainer Jiri Ehrenberger gefürchtete „Rosenheimer Mauer im Mitteldrittel“ zu knacken: So kreuzten ihre Außenstürmer bereits frühzeitig auf Rosenheims blauer Linie, als das Spielgeschehen noch weit entfernt war, um damit die kompakte Verteidigungsstellung auseinander zu reißen. Zudem begannen sie ihr Forechecking oft bereits hinter dem Rosenheimer Tor, um möglichst keinen geordneten Spielaufbau zuzulassen. Andererseits eröffneten sich den Oberbayern somit mehr Räume im Mitteldrittel für schnelle Gegenangriffe.

Bezeichnenderweise fiel die Führung der Gastgeber durch einen schnellen Konter über links, als der schnelle Gregory Squires davonzog, seinen Gegenspieler mit einer schönen Einzelleistung verladen und schließlich Timo Pielmeier im Gästetor mit einem Schlenzer aus kurzer Distanz überwinden konnte. Die erste Chance im Slot ergab sich für die Gastgeber erst in Überzahl, kurz vor der ersten Drittelsirene, doch Fabian Zick traf nicht auf das Tor. Ein Verlegenheitsschuss von Jukub Grof rutschte auf der Gegenseite dem heute nicht immer sicheren Pasi Häkkinen „durch die Hosenträger“, doch auch am Tor vorbei.

Die Niederbayern begannen in Überzahl den zweiten Spielabschnitt und konnten diese kurz vor Ablauf glücklich durch Jaroslav Kracik nutzen, dessen gezogener Schuss von rechts durch Häkkinens Beine den Innenpfosten und von dort den Weg ins Tor fand. Die spielerische Klasse der Gäste, insbesondere der Kracik-Reihe, sorgte nun mehr und mehr für Gefahr vor dem Tor der Inn-Städter, die ihre schnellen Gegenangriffe nun aber gleichfalls zwingender vor das von Pielmeier heute überragend gehütete Gehäuse trugen. Ein Schlagschuss von Bullen-Kapitän Stephan Gottwald an die Lattenoberkante leitete zur Halbzeit der Partie eine schnelle Abfolge mehrerer Großchancen seiner Mannen ein, bei denen sich Pielmeier nicht zum letzten Mal als Turm in der Schlacht erwies. Im Gegenzug fiel dann die Führung des Titelverteidigers: Wiederholt konnte er sich den Puck hinter dem Starbulls-Gehäuse zurückerobern, so dass Martin Davidek völlig frei aus drei Meter Entfernung einen Rückpass verwerten konnte.

In der 35. Minute vergaben die Gäste jedoch ihre größte Chance: Zunächst scheiterten die Starbulls mit einem schnell vorgetragenen Angriff wieder einmal an Pielmeier. Der folgende Fast-Break-Pass auf Peter Abstreiter an der Rosenheimer blauen Linie ermöglichte diesem den freien Lauf zentral auf das Starbulls-Gehäuse, doch scheiterte er zweimal an Häkkinen. Direkt im Anschluss begann ein mustergültig gespieltes zweiminütiges 4:3-Powerplay der Starbulls gegen Pielmeier, der sich bei allen Schüssen als stärker erwies.

So dauerte es bis zur 48. Minute, dass die Oberbayern Pielmeier endlich mürbe geschossen hatten und Norman Hauner, aus der linken Ecke kommend, ihn glücklich über dessen Schulter überwinden konnte. Was folgte, waren weitere Riesenchancen der Hausherren durch Michael Baindl, zweimal Squires, Hauner, Dominic Auger und zuletzt Zick, der in der letzten Spielminute halblinks aus fünf Meter Entfernung den Siegtreffer auf der Kelle hatte. Sie alle wurden durch Pielmeier mit noch größeren Paraden vereitelt. Erst in der sechsten Minute der Verlängerung machten die beiden Haupt-Protagonisten der Begegnung das Ergebnis unter sich aus: Squires überwand mit seinem dritten Nachschuss Pielmeier – „wir wollten den Sieg heute einfach mehr“, resümierte Starbulls-Coach Franz Steer anschließend treffend.

Friedlich, mit viel Respekt füreinander verlief danach die erste gemeinsame Pressekonferenz nach dem Eklat des zweiten Spieltages: „Wir konnten den Schwung der Hauptrunden-Endphase nicht mit in die Play-offs nehmen und haben insbesondere im ersten Spiel zu viele Chancen zugelassen. Das war der Schlüssel für Rosenheims Sieg in der Serie, die den Zuschauern sicher richtig viel Spaß gemacht hat“, resümierte Ehrenberger das Gesamtergebnis und schickte ein Kompliment gleich hinterher: „Ich kann mir vorstellen, dass dieser Sieg gegen Landshut den Starbulls Beine machen wird und sie das siebente Spiel in Bietigheim gewinnen.“ Steer blickte auf „eine wechselhafte Serie“ zurück und stufte die 1:11-Niederlage im dritten Spiel als wichtigen „Wake-up-Call“ ein. Sein besonderer Dank galt der medizinischen Abteilung, die „Schwerstarbeit in den vergangenen Tagen geleistet“ hätte, um alle Spieler stets fit zu bekommen. Gewidmet wurde dieser Sieg vom Starbulls-Team spontan ihrem Mitspieler Robert Schopf, der sich trotz des Ablebens seines Vaters in den Dienst der Mannschaft gestellt hatte. „Sein Vater wird heute mit Freude auf uns herabgeblickt haben“, war sich Steer sicher. Und zu den Chancen im Halbfinale gegen Bietigheim befragt, war er nach fünf Saisonniederlagen gegen diesen Gegner sicher, dass „statistisch das Ende dieser Serie immer näher kommt“. Am Mittwoch in Bietigheim bietet sich dafür die erste Chance.

Tore: 1:0 (16.) Squires (Renner, Caruana), 1:1 (22.) Kracik (Davidek, Toupal) 5-4, 1:2 (30.) Davidek (Kracik, Mrazek), 2:2 (48.) Hauner (Del Monte, Baindl), 3:2 (66.) Squires (Frank)

Strafen: Rosenheim 10, Landshut 14
HSR: Oswald, LSR: Hauber, Holzer
Zuschauer: 4.415 (ausverkauft)


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