Starbulls nehmen Steelers spielerisch konzentriert auf die Hörner Rosenheim wehrt ersten Match-Punkt ab
Wie aufgezogen und auf Schienen kamen die Hausherren aus der Kabine und zogen konzentriert und diszipliniert bis zur letzten Minute eine spielerische Linie durch, die man so von ihnen selten zu Gesicht bekommt: Flüssige Kombinationen bis vor das Tor vorgetragen, keine Verlegenheitsschüsse in die Ecken – alles hatte Hand und Fuß. Zudem ließen sie sich von keinerlei Provokationen von ihrem Plan abbringen, blieben stets fokussiert und der Strafbank weitgehend fern. Durchgängig brachte Starbulls-Trainer Franz Steer seine vier Sturm- und drei Verteidigungsreihen zum Einsatz und zermürbte auch so zunehmend das knapp genähte Bietigheimer Personalkorsett, das es auf gerade 15 Feldspieler brachte.
Nicht von ungefähr gelang Rosenheims Kapitän Stephan Gottwald der Führungstreffer aus kurzer Distanz, da seine dritte Angriffsreihe mit dem unermüdlichen Antreiber Max Hofbauer und Marcus Marsall zumindest zwei Drittel lang die auffälligste und torgefährlichste Formation bildete. Hingegen suchte die nominelle Paradereihe der Oberbayern noch bis zum Schlussabschnitt ihre übliche Durchschlagskraft. Symptomatisch, dass es Norman Hauner nach einem Pass aus der Ecke, allein im Slot stehend, in der zehnten Minute nicht vermochte, die Scheibe an Frédéric Cloutier im Steelers-Gehäuse vorbei zu bringen. Besser machte es kurz darauf Michael Rohner, dessen verdeckter Schlagschuss von der rechten Seite der blauen Linie an Freund und Feind hindurch den Weg in die lange obere Fanghandecke von Cloutier fand. Bietigheim entwickelte seine Gefahr vor allem aus Einzelaktionen seines mit durchgängig hoher Qualität besetzten Kaders: Doch nachdem Robin Weihager an der Angriffslinie die Scheibe vertändelte, setzte David Wrigley den Abschluss seines Breaks am Starbulls-Gehäuse vorbei.
Ansonsten blieb zumeist der außergewöhnlich starke Häkkinen Sieger, der kaum einmal eine Scheibe prallen ließ, sondern mit stoischer finnischer Ruhe und Sicherheit die Ellentaler Angreifer reihenweise zur Verzweiflung brachte. So gelang es zur Halbzeit in kurzer Abfolge Alexej Dmitriev, Chris St. Jacques und Robin Just nicht, den Schlussmann aus jeweils kurzer Distanz zu überwinden. Erst ein glücklich vom Rücken eines Mitspielers abgefälschter Schuss von der rechten blauen Linienseite durch Marco Schütz konnte hier kurz darauf Abhilfe bringen. Die Oberbayern schlugen aber prompt zurück: bei angezeigter Strafe gegen die Schwaben lief Weihager sehenswert mit der Scheibe zwei Schleifen auf der Angriffslinie entlang, bevor sein Handgelenkschuss von Tyler McNeely ins kurze Eck zum 3:1 abgefälscht wurde.
Nur gegen Ende des zweiten Drittels hätte der Starbulls-Sieg noch einmal in Gefahr geraten können, als zunächst McNeely im letzten Moment Matt McKnight nur durch ein Foul daran hindern konnte, alleine vor das Tor zu ziehen. Im folgenden Überzahlspiel streckte dann Wrigley abseits des Spielgeschehens mit einem Stockschlag von unten zwischen die Beine Beppo Frank übel nieder, ohne dass das ansonsten souverän leitende Schiedsrichtergespann die Szene wahrnahm. Und zu allem Überfluss gerieten die Hausherren kurz darauf sogar in doppelte Unterzahl, als Gottwald wegen einer Spielverzögerung belangt und wegen fortgesetzten Reklamierens zusätzlich mit einer Disziplinarstrafe belegt wurde. Aber die Inn-Städter blieben kühl und meisterten auch diese Herausforderung.
Der Rest des Spiels ging ihnen dann fast mühelos von der Hand. Gleich zu Beginn des Schlussabschnitts meldete sich dann auch die Rosenheimer Paradereihe torgefährlich: In kurzer Folge versenkte Shawn Weller zweimal die Scheibe, zunächst nach einer kurzen Einzelleistung mit Rückhand flach gegen die Bewegung von Cloutier, dann nach einer schönen Kombination mit McNeely und Hauner aus kurzer Distanz. Danach war für den Franko-Kanadier im Steelers-Tor Dienstschluss, und Joey Vollmer, der große Rückhalt in Bietigheims Viertelfinalserie, ersetzte ihn fortan. Aus heiterem Himmel gelang dem Titelverteidiger noch eine Ergebnisverbesserung, als wiederum Schütz einen Pass vom rechten Bullypunkt nur noch freistehend in Häkkinens Tor ablegen musste. Danach sammelten seine Kollegen jedoch zunehmend Strafzeiten für Frustfouls, die keine weitere Aufholjagd zuließen. Vielmehr revanchierte sich Frank auf seine Weise mit einem Tor zum 6:2-Endstand noch für die zuvor erlittene Pein.
In dieser Form des Hauptrundenzweiten sieht Bietigheims Trainer Kevin Gaudet einen harten Fight für Spiel sechs am kommenden Dienstag voraus: „Der Sieg von Rosenheim war hoch verdient. Die beste Forechecking-Mannschaft der Liga hat uns heute über 60 Minuten nicht zur Entfaltung kommen lassen. Und zudem hielt Häkkinen heute hervorragend“, analysierte er anschließend treffend das Geschehen. Steer war erleichtert, dass sein Team „im Gegensatz zu den bisherigen Spielen heute die Chancen konsequent genutzt hat“ und hofft nun, „das Momentum“ auf seine Seite ziehen zu können. Im kommenden Spiel wird Markus Gleich wieder mitwirken, der heute Vater eines kleinen „Eisenmanns“ geworden ist – ob's am Dienstag hilft?
Tore: 1:0 (6.) Gottwald (Hofbauer, Auger), 2:0 (11.) Rohner (Staal, Frank), 2:1 (30.) Schütz (St. Jacques), 3:1 (32.) Mc Neely (Weihager, Hanselko) 6-5, 4:1 (41.) Weller (Hauner, Frank) 5-4, 5:1 (44.) Weller (Mc Neely, Hauner), 5:2 (46.) Schütz (St. Jacques, Just), 6:2 (49.) Frank (Weller, Hauner) 5-4
Strafen: Rosenheim 8 + 10 Gottwald, Bietigheim 14
HSR: Yazdi, Daniels; LSR: Büse, Velkoski
Zuschauer: 3.280
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