Starbulls erzwingen Spiel sieben – Steelers verpfiffen?Rosenheim - Bietigheim 4:2
Das Spiel begann eigentlich vielversprechend für den schwäbischen Hauptrunden-Primus. Kapitän Marcel Rodman stand nach längerer Verletzungspause erstmals wieder auf dem Spielberichtsbogen, doch nach dem Warmlaufen nur noch auf der Bank. „Seine alte Verletzung ist beim Aufwärmen wieder aufgebrochen“, erklärte Trainer Kevin Gaudet anschließend. Und nach nur drei Minuten bestand in Überzahl Gelegenheit, dieses Duell von Anfang an in die eigenen Bahnen zu lenken, doch nach einem Konter besaßen Ryan Del Monte und im Nachschuss Fabian Zick die besseren Chancen für die dezimierten Gastgeber. Gleichwohl war Bietigheim das anfangs bessere Team: zu ungenau und fahrig die Aktionen der Oberbayern. Weit flüssiger lief das Spiel der Gäste.
Die Schlüsselszene des Spiels in der 15. Minute, als Mark Heatley sich hinter dem eigenen Tor zu einer überflüssigen Aktion gegen Michael Baindl hinreißen ließ und dafür mit einer 5- plus Spieldauerdisziplinarstrafe belegt wurde – „weit überzogen und unverhältnismäßig“, wie Gaudet anschließend ausführte. Die Inn-Städter benötigten nur 22 Sekunden, um durch eine schöne Dreieckskombination im Slot, die Michael Fröhlich am langen rechten Pfosten nur noch mit einem Schlenzer über den machtlosen Goalie Joey Vollmer vollenden musste, in Überzahl die Führung zu markieren. Und zwei Minuten später gelang in doppelter Überzahl nach geduldigem Powerplay sogar das 2:0. Hingegen nutzten die Steelers ihre hochkarätigen Konterchancen nicht: Zunächst scheiterte René Schoofs am starken Pasi Häkkinen im Starbulls-Gehäuse, dann machten es Florian Schnitzer und Chris St. Jacques im Nachschuss nicht besser.
Das zweite Drittel plätscherte mit einem erneuten Chancen-Plus der Schwaben dahin, bis sich auch Marcel Neumann wegen eines Checks von hinten gegen Del Monte vor der Rosenheimer Spielerbank eine 5- und Spieldauerdisziplinarstrafe abholte – „bei weitem nicht so schlimm“, wie Gaudet urteilte. Diesmal agierten die Hausherren vier Minuten lang harmlos, wurden von Bietigheim vorbildlich vom eigenen Tor ferngehalten. Doch in der 34. Minute eskalierten die Ereignisse nach zwei kleinen Strafen, die sich P.J. Fenton hinter Rosenheims Tor abholte. „Meine Spieler fühlten sich deutlich benachteiligt. Da haben sie den Kopf verloren. Das darf ihnen nicht passieren, erklärt aber die Ereignisse“, versuchte Gaudet die Ursache zu beschreiben. Jedenfalls nutzte St. Jacques die Unterbrechung, um Häkkinen auf offenem Eis von hinten in die Beine zu schlagen, was eine Massen-„Handgreiflichkeit“ auslöste, deren jeweilige Haupt-Protagonisten, Beppo Frank und Tomas Gulda gleichermaßen mit 2- plus 2- plus Disziplinarstrafe belegt wurden. Die nun folgende doppelte Überzahl nutzen die Starbulls wiederum zu einem Treffer durch Fröhlichs Flachschuss vom rechten Bullypunkt ins lange Eck.
Im letzten Spieldrittel besann sich der Hauptrunden- und Pokalsieger wieder auf seine spielerischen Qualitäten; Gaudet setzte durch einen Torwarttausch mit Matthias Lange einen Akzent und Robin Just sorgte, sträflich allein gelassen vor dem Tor, im dritten Nachstochern für den Anschlusstreffer. Und als Philipp Quinlan im Liegen den Puck an Häkkinen vorbei ins Rosenheimer Tor lupfen konnte, gewann die Partie nochmal unverhoffte Dramatik. Mehrfach musste Häkkinen nun sein ganzes Können aufbieten, um den Vorsprung seines Teams zu sichern. Erst als ein Befreiungsschlag den Weg zum überragenden Gregory Squires fand und dieser allein mit dem Puck zum inzwischen von Lange verwaisten Tor laufen und zum Entscheidungstreffer einschieben konnte, hatte die Begegnung endgültig ihren Sieger gefunden.
Jetzt begann allerdings das Nachspiel: „Es ist eine Schande, wie die Schiedsrichter in dieser ganzen Serie pfeifen“, ließ Gaudet seinem Unmut Luft. „Wir verlieren einen Spieler nach dem anderen durch Verletzung und werden deutlich mehr und härter bestraft“, versuchte er eine Gesamtwertung der Situation. „Wir sind Hauptrundensieger mit den wenigsten Strafminuten geworden; nun sitzen wir ständig auf der Strafbank“, versteht er die Welt nicht mehr. „So lassen wir uns nicht verschaukeln und werden Zusatzberichte schreiben“, sprang ihm sein Geschäftsführer Volker Schnabel bei. „Das ist Play-off-Härte, die auch mein Team trifft, aber wir jammern nicht“, gab sich Rosenheims Trainer Franz Steer gelassen. „Von uns wird es keinen Zusatzbericht geben, obwohl es für mich eine Matchstrafe nach dem Foul an Pasi Häkkinen hätte geben müssen“, wollte er sich der Schiedsrichterschelte nicht anschließen. „Wir haben gegen eine Top-Mannschaft, die auch nach einem 0:3-Rückstand nicht aufgab, verdient gewonnen. Darauf kommt es an. Nun stehen die Chancen aufs Weiterkommen bei 50:50“, richtete Steer seinen Blick sofort auf das entscheidende Halbfinalspiel am kommenden Dienstag in Bietigheim.
Tore: 1:0 (15.) Fröhlich (Auger, Squires) 5-4, 2:0 (17.) Caruana (Squires, Frank) 5-3, 3:0 (34.) Caruana (Fröhlich, Squires) 5-3, 3:1 (46.) Just (Moosberger, Schnitzer), 3:2 (53.) Quinlan (Schnitzer) 5-4, 4:2 (60.) Squires (Schmidt, Fröhlich) 6-5 ENG
Strafen: Rosenheim 12 + (2 x 10=) SD Frank, Bietigheim 28 + 10 Gulda + SD Heatley+ SD Neumann
HSR: Brill, Yazdi LSR: Hurtig, Hoppe
Zuschauer: 3.487