Sieg des Willens und Nachwuchs im Starbulls-GehegeRosenheim - Bietigheim 2:1 n.V.

"Kompliment an die Zuschauer", begann Gäste-Trainer Kevin Gaudet seine Zusammenfassung, "Sie waren während des gesamten Spiels der sechste Mann auf dem Eis." Nicht nur deshalb waren die Hausherren in letztlich wohl entscheidender Überzahl. So fehlte ihnen zwar "Beppo" Frank, der selbentags Vater eines gesunden Starbulls geworden ist, doch wurde er bravourös vom erst 19-jährigen Tobias Thalhammer in der ersten Verteidigungsreihe vertreten. Auf der Gegenseite mußte Gaudet neben den langfristiger Verletzten Marc Cavosie und Robin Just auch auf Philipp Quinlan verzichten, der im Abschlußtraining einen Schuß ins Gesicht bekam und seither auf drei seiner Zähne verzichten muß; er steht erst in der kommenden Woche wieder zur Verfügung. Somit zermürbten auf Dauer vier Rosenheimer Angriffsreihen drei solche des Meisters, der zudem nur fünf Verteidiger zum Einsatz brachte.
Tatsächlich hatten die Steelers im stets interessanten Abnutzungskampf zweier taktisch disziplinierter und körperlich starker Mannschaften zunächst die besseren Chancen: In der 5. Minute landete ein Drehschuß aus dem Slot von René Schoofs noch an der Bande. Elf Minuten später fand Matt McKnight aus nur zwei Metern Entfernung seinen Meister im glänzend reagierenden Frédéric Cloutier im oberbayerischen Gehäuse. Neun Sekunden vor der ersten Drittelsirene fälschte jedoch Shawn Weller in Überzahl einen Kracher von Dominic Auger unhaltbar für Joey Vollmer zur Pausenführung der Hausherren in die Maschen ab.
Im zweiten Spielabschnitt kamen die Inn-Städter ihrerseits mehr und mehr zu besseren Abschlußmöglichkeiten, während Schüsse der Steelers oftmals bereits von den aufopferungsvoll kämpfenden Starbulls körperlich geblockt werden konnten. Dennoch gelang den immer wieder gefährlich konternden Schwaben mit einer Dublette des Rosenheimer Führungstreffers der Ausgleich. Diesmal fälschte McKnight einen Schuß von David Wrigley unhaltbar ab, als eine gegnerische Strafzeit gerade abgelaufen war. Nach einer Nichtigkeit in der Starbulls-Ecke entlud sich die aufgebaute Spannung der mit einigen Stockfouls bisweilen nickelig geführten Begegnung zunächst zwischen Kim Staal und Marcus Sommerfeld. Dann kam es zum Duell zwischen den unbeteiligten "Maxi" Renner und Wrigley, das das Rosenheimer Eigengewächs trotz Startnachteil letztlich deutlich nach Punkten für sich entschied. Schiedsrichter Bidoul reagierte besonnen und hatte fortan keine Probleme mehr mit der Begegnung. Eine Riesenchance zur neuerlichen Pausenführung vergab schließlich Weller noch, als er drei Meter zentral vor dem Tor stehend, die Scheibe an diesem vorbei setzte.
"Rosenheim war im letzten Drittel bissiger; man hat gespührt, daß es den Sieg unbedingt wollte. Und deshalb haben die Starbulls die zwei Punkte auch mehr als verdient", beschrieb Gaudet anschließend den Schlußabschnitt. Und tatsächlich gab es für sie Großchancen im Minutentakt, die das Publikum frühzeitig zu Standing-ovations veranlaßten: Zum Auftakt setzte Fabian Zick nach einem Konter über links den Puck flach am langen Pfosten vorbei, dann stand Weller allein vor Vollmer und schaffte es nicht, diesen zu umspielen. Aus dem Slot schoß Kapitän Stephan Gottwald am Tor vorbei, Norman Hauner scheiterte aus zwei Meter Entfernung am überragenden Vollmer. Nach einem Lattenkracher von Auger versuchte sich Hauner nun aus halber Entfernung nochmals gegen Vollmer, scheiterte aber erneut an dessen Fanghand-Reflex. Gleichwohl hätte auch Bietigheim das Spiel für sich entscheiden können, als zuerst Wrigley, dann Mark Heatley aus dem Slot an Cloutier scheiterten. Und schließlich war auch für Wrigleys Schlagschuß aus vollem Lauf in zentraler Position bei Cloutier Endstation. Gaudet beruhigte das Spiel schließlich mit einer Auszeit und rettete so einen Punkt in die Verlängerung.
Ein fulminanter Hammer von Verteidiger Robin Weihager aus dem Slot nach einem Hintertorpaß entschied bereits nach wenigen Verlängerungssekunden dieses Spitzenspiel und verhalf den Hausherren zu einer kleinen Revanche für das Halbfinal-Aus in Spiel Nummer sieben der letzten Saison. Und der Jubel der enthusiastischen Fans kannte kaum Grenzen. Gleichwohl scheinen nun dunkle Wolken des Unfriedens über den Alpen aufzuziehen, will doch Jung-Papa "Beppo" Frank seinen neugeborenen Starbulls-Nachwuchs partout nicht nach Trainer Franz Steer benennen - man darf auf den Ausgang dieser weitreichenden Entscheidung gespannt sein.
Tore: 1:0 (20.) Weller (Auger, Hauner) 5-4, 1:1 (34.) McKnight (Wrigley, Sommerfeld), 2:1 (61.) Weihager (Staal, Weller)
Strafen: Rosenheim 12, Bietigheim 18
HSR: Bidoul, LSR: Gazzo, Sauer
Zuschauer: 2.520