Sieg der Falken im KellerduellHeilbronner Falken - ESV Kaufbeuren 8:2

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Vor Spielbeginn standen eigentlich nur zwei Varianten des Spielverlaufs zur Auswahl: Entweder fallen ungeheuer viele oder fast gar keine Tore. Am Ende klingelte es zehn mal und die Hausherren jubelten über einen verdienten Sieg. Die fünf Tore der Heilbronner im Schlussabschnitt lassen das Ergebnis allerdings eine deutlichere Sprache sprechen, als es der Spielverlauf machen würde. Die ersten beiden Drittel waren über weite Strecken ausgeglichen und der Spielstand von 3:2 nach zwei Drittel entsprechend. Die Gegenwehr der Allgäuer liess nach dem 5:2 in der 48. Spielminute deutlich nach. Die rote Laterne bleibt im Allgäu und die Buron Joker sind nun größter Abstiegskandidat.

Beide Mannschaften mussten zahlreiche Ausfälle verkrafte und so standen 15 Heilbronner Feldspieler deren 13 aus Kaufbeuren gegenüber. Gästetrainer Kari Rauhanen sagte in der Pressekonferenz, dass er stolz sei auf seine Jungs, die über 40 Minuten hinweg mithalten konnten. Etwas verwundert diese Aussage, da auch auf Heilbronner Seite zahlreiche Leistungsträger ausfielen und nur fünf etatmäßige Verteidiger auf dem Eis standen. Zwei Spieler mehr oder weniger rechtfertigen gewiss keinen sechs Tore Unterschied. Vor einigen Wochen standen sich beide Mannschaften bereits einmal in Heilbronn gegenüber. Unter den Trainern Igor Pavlov (Heilbronn) und Uli Egen (Kaufbeuren) siegten seinerzeit die Unterländer mit 5:4. Beide Trainer wurden seitdem getauscht und auch zahlreiche Spieler sind ausgetauscht bzw. nachverpflichtet worden. Die Leistung beider Mannschaften ist nicht mit dem Spiel im letzten November vergleichbar. Das Heilbronner Spiel ist wesentlicher strukturierter und gradliniger geworden und besitzt mehr Zug zum Tor. Die Falken agieren weniger verspielt, sondern arbeiten auf der gesamten Eisfläche nun härter und kommen so wesentlich öfter und gefährlicher vor des Gegners Tor. Bei den Allgäuern ist es genau umgekehrt. Das gradlinige Spiel aus dem November ist verschwunden, damit auch die Torgefährlichkeit. 27 Tore mussten sie in den letzten drei Spielen hinnehmen. Im gleichen Zeitraum schossen sie gerade einmal drei eigene.

Heute musste ESVK-Goalie Aleksis Ahlqvist bereits nach dem ersten Schuss auf sein Tor den Puck aus dem Netz fischen. Neun Sekunden waren zu diesem Zeitpunkt gespielt. Im Aufbau verlor der Heimkehrer Daniel Oppolzer den Puck an Dustin Cameron. Über Riley Armstrong kam das Spielgerät zu Marcel Kurth der zur frühen Führung der Hausherren vollendete. „Das schnelle 1:0 war Gift für uns.“ analysierte Gerd Wittmann nach dem Spiel. Die Falken lehnten sich mit dieser frühen Führung zurück und lagen durch einen Doppelpack von Michael Kreitl in der 8. und 23. Minute zwischenzeitlich mit 1:2 in Rückstand. „Das 1:2 war dann Gold für uns wert,“ so erneut Gerd Wittmann, „danach haben wir wieder Eishockey gespielt.“ Sergej Janzen (27.) und Grant Toulmin (34.) holten durch ihre Treffer die Führung zurück, die bis zum Ende des Spiels in Heilbronner Händen verblieb und sogar noch ausgebaut wurde.

Grant Toulmin

Der größte Profiteur des Trainerwechsels scheint Grant Toulmin zu sein. Ihm gelangen am Abend insgesamt vier Scorerpunkte (je zwei Tore und Vorlagen). Oftmals wurde besonders er stark kritisiert. Die Ligatauglichkeit wurde ihm abgesprochen und mangelnde Arbeit im defensiven Verhalten vorgeworfen. Alles das ist vergessen. Er führt den Puck sicher, ist zu einer Bank in Unterzahl geworden und blüht immer mehr auf. „Auf ihn können wir in dieser Form nicht verzichten.“ Gerd Wittmann und Luigi Calce werden eine schwere Entscheidung zu treffen haben, wenn alle sechs Ausländer fit und spielfähig sind. Toulmin kämpft um seinen Platz im Team und davon profitieren auch seine Mannschaftskameraden.

Fabian Krull

Der Heilbronner Verteidiger -oder besser Allrounder- Fabian Krull ist aktuell verletzt und kann nicht spielen. Der Mannschaftsbetreuer der Falken ist ebenfalls krank und kann sich nicht um die Mannschaft kümmern. Trifft sich gut, dann übernimmt Krull halt den Job. Torwart, Verteidiger, Stürmer, Mannschaftsbetreuer, all dieses Positionen hat er bereits für die Falken eingenommen. Es scheint, als könne er nicht daheim bleiben und muss sofort in die Kolbenschmidt Arena rasen, wenn dort das Licht angeht. „Der Krulli räumt jetzt auch noch die Spielerbank auf und wischt mal eben feucht durch! Er ist halt Heilbronner mit ganzem Herzen!“ Ein größeres Lob kann es für einen Spieler eigentlich nicht geben, wenn manchen Kollegen Söldnertum vorgeworfen wird. Und wer weiß, vielleicht wird er bald auch noch Tickets verkaufen, Autos parken oder die Bratwürste auf den Grill werfen. Fabian Krull ist alles zuzutrauen und dabei hat er stets gute Laune und einen lockeren Spruch auf den Lippen. Dafür mögen ihn die Fans und „zwangen“ ihn nach dem Spiel aufs Eis. „Wir wollen die Humba hören!“ hallte es durch die Arena. Hoffentlich bleibt er den Heilbronnern noch lange erhalten.

Alexander Ackermann (Heilbronner Falken) zum Spiel:

„Nach dem 1:0 haben wir uns zurück gelehnt und dachten, das Spiel wird ein Selbstläufer. Nach dem 1:2 sind wir aufgewacht und haben bis zum Ende gekämpft und verdient gewonnen. Auf diesem Spiel und dem Ergebnis müssen wird aufbauen und auch weiterhin hart arbeiten.“

Zum ersten Mal als DEL2-Geschäftsführer war René Rudorisch zu Gast in Heilbronn. Er stand uns für ein kurzes Gespräch zur Verfügung:

Herr Rudorisch, was sagen Sie zum Spiel?

„Über 60 Minuten geht der Heilbronner Sieg in Ordnung. Ich habe großen Respekt vor den Jungs vom ESVK. Genau wie Heilbronn haben die eine harte Zeit aktuell und haben sich hier in allen Ehren verkauft. Ich wünsche beiden Teams, dass die verletzten Spieler möglichst bald zurück sind.“

Heute haben die Teams aus dem Tabellenkeller gegeneinander gespielt. Gleichzeitig aber auch die Teams, die die meisten jungen Spieler einsetzen. Jugendförderung und sportlicher Erfolg passen scheinbar nicht zusammen?

„Die Kriterien sind für alle Teams gleich, aber wir haben bestimmt noch Reserven dahingehend, jungen Spielern eine Chance zu geben. Die Jungs in Kaufbeuren stehen unter großem Druck, gehen da aber super mit um. Historisch werden in Kaufbeuren schon lange junge Spieler ausgebildet. Insgesamt kann man das Vertrauen in junge Spieler aber noch erhöhen. Wir müssen die Vereine motivieren, von unten mehr Spieler auszubilden. Wir brauchen mehr Masse. Vielleicht ist eine einheitliche, vereinsübergreifende Ausbildung junger Spieler ein Weg. In der DEL2 bekommen viele junge Spieler eine Chance, auch aus Zwang. Der Markt deutscher Spieler gibt nicht viel mehr her. Besonders deutsche Verteidiger sind selten und entsprechend begehrt. Die Auswahl der U20-Nationalmannschaft ist nicht einfach, besonders da das Level international angezogen hat.“

Abseits des Eises passiert viel. Krefeld gilt z.B. als Wackelkandidat der DEL. Haben Sie Angst ein Zugpferd der zweiten Liga an die DEL zu verlieren?

„Soweit möchte ich nicht denken. Jeder Verein, den wir im Profibereich verlieren, tut weh. Ich hoffe das alle Teams in der DEL und der DEL2 ihre Probleme positiv lösen werden und wir uns mit diesen Themen nicht befassen müssen.“

Statistik:

Tore: 1:0 Marcel Kurth (1.) - 1:1 Michael Kreitl (8.) - 1:2 Michael Kreitl (23.) - 2:2 Sergej Janzen (27.) - 3:2 Grant Toulmin (34.) - 4:2 Kevin Maginot (43.) - 5:2 Lennart Palausch (48.) - 6:2 Grant Toulmin (52.) - 7:2 Dustin Cameron (58.) - 8:2 Sergej Janzen (60.) - Strafen: Heilbronner Falken: 10 Minuten + 10 Minuten Steven Bär – ESV Kaufbeuren: 8 Minuten + 5 + Spieldauer Mathias Müller – Zuschauer: 1.347 – Schiedsrichter: Ulrich Hatz


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