Sieg der Disziplin und LeidenschaftSCRiessersee-EVL Landshut Eishockey

Das erste Highlight der Partie setzte Landshuts Riley Armstrong in der 3. Minute, als er spielerisch zwischen Riessersees Verteidigern hindurch spazierte und erst im glänzenden Bryan Hogan im Tor seinen Meister fand. Im übrigen gelang es den Niederbayern auch durch ihr gewohntes Kombinationsspiel und Steilpässe an die blaue Angriffslinie immer wieder den Weg ins Drittel der Hausherren zu finden. Die klareren Chancen hatten jedoch die zunächst ungeordneter wirkenden, doch aufopferungsvoll kämpfenden Werdenfelser. Eine Doppelchance ergab sich in Überzahl für Peter Baumgartner und Florian Vollmer, die jeweils am ebenfalls starken Gäste-Schlußmann Brian Stewart scheiterten. Auf dem Weg zum Führungstreffer war Markus Eberhardt, als er, von der Strafbank kommend, den Puck paßgenau serviert bekam, allein und ungestört auf Stewart zulaufen und diesen umspielen konnte, dann aber doch am Schoner des Schlußmanns und wohl auch an seinen Nerven scheiterte. Schließlich zwang Michael Rimbeck, der einen Schuß Sepp Staltmayrs abfälschte, Stewart zu einer weiteren Glanzparade. Landshuts Coach Jiri Ehrenberger konstatierte später trotz der eigenen spielerischen Überlegenheit, "nicht richtig ins Spiel gefunden" zu haben, "nicht präsent gewesen" zu sein und insbesondere "zuviele dumme Strafzeiten kassiert" zu haben. In Anbetracht der Chancenverteilung war er "froh, nicht mit Rückstand in die Drittelpause" hatte gehen müssen.
Die erste Pausenansprache Riessersees Trainers Toni Krinner eröffnete dann einen neuen Spielverlauf: "Wir standen im ersten Drittel zu offen und brauchten eine bessere Organisation in der neutralen Zone" analysierte der Oberbayer später, und die gelang. Eine neue Verteidigungsdreierkette in der neutralen Zone verhinderte Landshuts Anspiele durch die Mitte, und die Laufwege der eigenen Stürmer ermöglichten dann eigene Steilpässe an die gegnerische blaue Linie. So fiel auch das 1:0 der Hausherren mit einem Zuspiel von Andrew Bohmbach auf Morten Lie, der zentral allein auf Stewart zulaufen und ihm die Scheibe durch die Beine legen konnte. Ein klirrender Pfostenschuß von Max Forster gab es als Antwort der Gäste. Doch angetrieben vom unermütlichen "Wikinger" Lie, intensivierten die Werdenfelser jetzt ihre Angriffsbemühungen umso mehr: Eine Dreifachchance konnte allein Stewart vereiteln, Regan schoß aussichtsreich am Tor vorbei und Robby Dee hätte auf Zuspiel von Lubor Dibelka in einer 2-1-Situation bereits zum 2:0 einschieben müssen.
Auf diesen Spielstand stellte dann aber Bohmbach nach einem krachenden Flachschuß von Baumgartner und nutzte dabei eine doppelte Überzahl, als Josh Godfrey und Armstrong die Sünderbank drückten. Letzterer ließ es dabei nicht bewenden: Im Vorbeilaufen berührte er kurz darauf Hogan sicht- und hörbar mit seinem Schläger an dessen Torwartmaske, was zwar vom auch ansonsten schwachen Schiedsrichter Maier ungeahndet, aber von Markus Eberhardt nicht ungesühnt blieb. So hatte ein an sich ausgesprochen faires Bayern-Derby doch ihre handgreifliche Auseinandersetzung. "Armstrong muß sich besser unter Kontrolle haben. Auf der Strafbank kann er der Mannschaft nicht helfen", gestand sein Coach anschließend ungewohnt deutlich. So war der Kanadier nicht nur Landshuts spielerisch auffälligster Akteur, sondern verbrachte auch allein 16 Strafminuten in der Kühlbox und stand seinem Team erst zur Mitte des Schlußabschnitts wieder zur Verfügung.
Diesen gestalteten die Mannen von der Zugspitze nach anfänglichem Schlagabtausch ausgesprochen klug, zogen das Spiel weit auseinander, ließen die Gäste viel laufen und sich zu keinen unüberlegten Aktionen hinreißen. Und alles, was die Dreihelmestädter dennoch auf Hogans Tor brachten, wurde sichere Beute des Stoikers zwischen den Pfosten. "Er hat uns die Chance gegeben, dieses Spiel zu gewinnen", verteilte Krinner anschließend ein Extralob für seinen Goalie, der sein erstes "zu-null-Spiel" feierte. Dem EVL nutzte knapp zwei Minuten vor Spielende auch nicht, seinen Torwart zugunsten eines sechsten Feldspielers zu opfern, um doch noch die Wende herbeizuführen. Dibelka ließ sich die Chance nicht entgehen, über links ins Angriffsdrittel einzudringen und an zwei Verteidigern vorbei die endgültige Entscheidung herbeizuführen.
Vor allem zeigte sich Krinner danach "froh über den ersten Sieg", der "hart erarbeitet und spielerisch überzeugend" errungen worden sei. Er wollte diesen auch als "Aufruf zur Geduld" mit seinem neu formierten Team und als "Fingerzeig gegen die Schwarzmaler im Umfeld" verstanden wissen. Für Ehrenberger ging die erste Niederlage seiner Mannen "in Ordnung", weil sie "nicht ins Spiel gefunden" habe und "zu keiner Zeit präsent genug" war.
Tore: 1:0 (24.) Lie (Bohmbach, Dibelka), 2:0 (34.) Bohmbach (Baumgartner, Dibelka) 5-3, 3:0 (60.) Dibelka (Bohmbach) 5-6 ENG
Strafen: Riessersee 14, Landshut 18 + 10 Armstrong
HSR: Maier, LSR: Kees, Sauer
Zuschauer: 1.300
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