SC Riessersee: Ein Traditionsverein vor dem Aus
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SC Riessersee: Ein Traditionsverein vor
dem Aus
SC Riessersee wurde mit Heimspielsperre
belegt - Nun droht Lizenzentzug
Das Eishockey beim Zweitligisten SC Riessersee,
das ist einer der deutschen Traditionsvereine, steht vor dem Aus. Die
Gesellschafter der Eishockey-Spiel-Betriebs-Gesellschaft (ESBG), das sind die
Vertreter der Vereine aus der zweiten Bundesliga und der beiden Oberligen,
trafen sich am Samstag in Oberschleißheim bei München zu ihrer ordentlichen
Gesellschafterversammlung. Dort wurde einstimmig beschlossen. Erstens: Der SC
Riessersee durfte am gestrigen Sonntag wegen der von der ESBG verhängten
Heimspielsperre aufgrund von säumiger Zahlung von Verbandsabgaben in Höhe
von 26.000 Euro nicht spielen. Die Sperre wurde also aufrecht erhalten.
Zweiter einstimmiger Beschluss: Der Aufsichtsrat der ESBG unter Vorsitz des
Kaufbeurer Rechtsanwaltes Dr. Uwe Harnos soll prüfen, ob ein
Lizenzentzug für den zehnmaligen Deutschen Meister wegen Verstößen möglich
ist. Dann wäre die Saison für den SC Riessersee in Kürze endgültig
beendet.
Gut möglich ist aber, dass es so weit überhaupt
nicht mehr kommt. Sollte der SCR nämlich am kommenden Freitag in Straubing
nicht mehr antreten, dann würde die Automatik der Satzung des Deutschen
Eishockey-Bundes (DEB) greifen. Dort steht, dass zweimaliges Nichtantreten den
Ausschluss aus der Liga zur Folge hat.
Spätestens Schluss wäre dann aber wohl nur zwei
Tage später, nämlich am nächsten Sonntag. Die ESBG will dann Kraft ihres
Amtes auch diese Heimpartie gegen den EHC Wolfsburg sperren. Grund: Die
Werdenfelser haben auch die Abgaben für das Nachwuchsmodell, den sogenannten
"Reindl-Topf", nicht bezahlt. Hierbei handelt es sich um 17.500
Euro, die offen sind.
Der ESBG-Geschäftsführer, Helmut Bauer (Bild),
der pikanterweise in Garmisch-Partenkirchen zu Hause ist, sieht wenig
Hoffnung, dass der SC Riessersee seine Verbindlichkeiten noch rechtzeitig
bereinigen kann. "Es gab auch vom Insolvenzverwalter Herrn Doktor Martin
Prager keine positiven Ansätze", so Bauer. Die "Vermarktungs GmbH
de SC Riessersee" ist ja schon seit einiger Zeit zahlungsunfähig, vor
zehn Tagen hatte eine Krankenkasse bereits Insolvenzantrag gestellt. Geschätzte
Verbindlichkeiten 700.000 Euro.
Bauer weiter zum Fall SC Riessersee: "Auch
wenn sehr kontrovers diskutiert worden ist, so hatte ich irgendwie den
Eindruck gewonnen, dass es von den anderen Klubs keine Zugeständnisse mehr
geben wird." Bauer fügte hinzu, dass er es sich nicht vorstellen könne,
dass es noch eine Rettung für den oberbayerischen Zweitligisten geben werde.
Sollte es noch zum Lizenzentzug kommen, so wäre
die Gesellschaftsanteile des SC Riessersee an der ESBG noch nicht gleich
verloren. Das müsste bei einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung
beschlossen werden. Im Gremium der ESBG herrschte laut Bauer aber Einigkeit
darüber, dass noch die eine oder andere Satzungsänderung vorgenommen werden
müsse, um solcher Fälle für die Zukunft vermeiden zu können. Insgesamt
wurde fast sechs Stunden diskutiert.
Für den Rest der zweiten Bundesliga bedeutet
das, dass der SC Riessersee wohl in Kürze als wirtschaftlicher Absteiger der
14er-Liga feststehen wird. Dennoch, so wurde erneut einmütig festgelegt,
sollen die letzten fünf Klubs nach Abschluss der Vorrunde noch einen
sportlichen Absteiger (wie vor Saisonbeginn geplant) in Hin- und Rückspiel
ermitteln. Davon profitiert dann die Oberliga, aus der zwei Vereine in die
zweite Liga aufsteigen können.
Noch ein Punkt am Rande: Der Geschäftsbericht
der ESBG aus dem ersten Tätigkeitsjahr wurde einstimmig gebilligt. Geschäftsführer
Bauer konnte in seinem Bericht einen vierstelligen Gewinn verbuchen. Dieses
Thema wurde allerdings angesichts der anderen Probleme, die wieder dem Ansehen
des deutschen Eishockeys Schaden zugefügt haben, fast im Vorbeigehen
abgehakt. Text und Foto Dirk Meier (dme)