Riessersee weiter zwischen Hoffen und Bangen

Endlich gab es am Sonntagabend im Garmischer Eisstadion wieder einmal ein fast normales Eishockeyspiel. Der SC Riessersee setzte seine Siegesserie fort und gewann gegen den EV Duisburg mit 3:2. Die Tore für den SCR erzielten innerhalb von 100 Sekunden im zweiten Drittel Regan, Mann und Kreitl. Und das Erstaunliche dabei: Es gab diesmal keine Fanproteste, keine Demo, ja nicht einmal die üblichen Schmährufe gegen die Verantwortlichen der SCR-GmbH. Während sich der größte Buhmann der vergangenen Wochen, Jochen Kress überhaupt nicht im Stadion blicken ließ, zog es Ludwig Nominikat, der Geschäftsführer und Alleingesellschafter, vor sich im VIP-Raum der Öffentlichkeit zu entziehen. Trotz des Ausbleibens der Proteste herrschte im Stadion unter den ca. 1500 Zuschauern eine merkwürdige Atmosphäre. Zumeist lag eine untypische Stille über den Rängen, die Anfeuerungen hielten sich in Grenzen. Und das lag nicht nur am mäßigen Niveau dieser vermeintlichen Spitzenbegegnung: Man konnte die Unsicherheit und Ratlosigkeit der Fans über die Zweitligazukunft des SCR deutlich spüren. Eine Unsicherheit, von der natürlich auch die Spieler betroffen sind: Werden die Gehaltsschecks, die letzte Woche verteilt wurden, gutgeschrieben oder nicht? Sollte dies nicht der Fall sein, dann ist ein schnelles Ende der SCR-GmbH wohl kaum mehr aufzuhalten.
Doug Bradley, der Trainer des Teams ging wegen dieser Turbulenzen mit den dafür Verantwortlichen deshalb auch hart ins Gericht: „ Wir haben jetzt fünf Spiele hintereinander gewonnen und in der Kabine herrscht Trauerstimmung. Ich habe heute trotz des Sieges kein einziges lachendes Gesicht gesehen. Solche Zustände wie hier sind im Eishockey wohl einmalig. Wir besitzen ein super Team, das den Aufstieg in die DEL durchaus schaffen könnte, aber dazu muss sich im Umfeld sehr viel ändern.“ Die Frage, ob er mit dem kanadischen Investor Barnes noch Kontakt habe, beantwortete Bradley mit einem klaren Ja: „Wir telefonieren öfter miteinander, und er hat immer noch die Absicht, die Anteile der SCR-GmbH zu übernehmen. Wir hoffen alle, dass diese lähmende Ungewissheit endlich ein Ende haben wird.“
Dies soll, nach offizieller Sprachregelung, auch bald der Fall sein. Stefan Bruweleit, der Pressebetreuer und derzeit einzige Vertreter der SCR-GmbH, der sich öffentlich äußert, verbreitet gnadenlosen Optimismus. Er spricht von neuen Sponsoren, die trotz der Misere gewonnen werden konnten und davon, dass es in Zukunft sicher weiterginge. Daran zu glauben fällt jedoch immer schwerer. (an)