Riessersee ist in der 2. Liga angekommen

13 Punkte aus den letzten 5 Spielen: Diese Bilanz kann sich für einen Aufsteiger sehen lassen. Und der Spruch vom Ankommen in der neuen Liga passt in diesem Fall haargenau. Höhepunkt aus Garmischer Sicht war zweifellos der 5:1-Sieg in München. Bei diesem (von der Boulevardpresse als Hassderby deklarierten) Spiel zeigte das Team aus dem Werdenfelser Land eine kaum erwartete spielerische und taktische Meisterleistung.
Wo liegen die Gründe für diesen Höhenflug?
- Beim Trainer: Marcus Bleicher ist Neuling auf dem Trainerstuhl. Vergangene Saison trug er selbst noch als Spieler das Trikot des SC Riessersee. Club-Boss Ralph Bader wollte, nach dem Abgang von Andy Brockmann, eigentlich Bernie Englbrecht als neuen Coach verpflichten. Doch der zog ein Engagement in München vor und erlitt dort prompt Schiffbruch. So entschied sich Bader, gegen viele Widerstände, überraschend für Bleicher. Ein enormes Wagnis! Kein Wunder, dass der Neuling zu Beginn seiner Trainerkarriere bei öffentlichen Auftritten ein wenig unsicher wirkte. Bleicher machte auch den einen oder anderen Fehler (Bader: „Wir haben viel Lehrgeld bezahlt.“) in taktischer Hinsicht. Doch er lernte schnell dazu, wie man an den letzten Erfolgen sehen kann.
- Beim Team: 11 neue Spieler musste der Coach in die Mannschaft integrieren. Kein leichtes Unterfangen für den Trainerneuling. Viele Umstellungen zeugten davon, dass es lange dauerte, bis die Idealbesetzung gefunden war. Formschwächen (Torwart McArthur) und Verletzungen (Joe Cullen, Uli Maurer, Danny Beauregard) bedeuteten ein zusätzliches Handicap. Doch nun scheint das bunt zusammen gewürfelte Team (Ausländer, eingedeutschte Ausländer, eingekaufte Deutsche und Einheimische) zu einer Einheit gewachsen zu sein. Auch die anfangs von vielen Fans kritisierten AHL-Cracks Cullen und Magowan zeigten zuletzt, was sie können. Gleichzeitig wurden Defensivverhalten (Gegentore) und Disziplin (Strafzeiten) merklich verbessert.
- Bei den Zuschauern: Mit über 1900 Besuchern im Schnitt liegt der SC Riessersee im Mittelfeld der 2. Bundesliga. Zwar kamen nach der 1:6-Heimpleite gegen Bietigheim deutlich weniger Fans ins Olympiaeisstadion, aber SCR-Boss Bader hofft auf eine Verbesserung in den Weihnachtsferien: „Durch die vielen Feriengäste hatten wir dann immer mehr Zuschauer. Hoffentlich kommt das Heimspiel gegen Landsberg am 30.12. zustande! Ein Ausfall würde uns einen hohen fünfstelligen Betrag kosten.“
- Beim Geschäftsführer: Ralph Bader ist einer, der polarisiert. Viele Garmisch-Partenkirchener hat er durch seine direkte, offene Art schon vor den Kopf gestoßen. Doch Bader geht konsequent seinen Weg. Mit Erfolg: Seit der Insolvenz vor vier Jahren hat sich das Profieishockey im Olympiaort nicht nur sportlich weiter entwickelt. Es ist auch wieder, was wohl noch wichtiger ist, zu einem soliden, berechenbaren Faktor im Sportgeschehen des Oberlandes geworden.
Doch nun kommen für den SCR laut Bader die entscheidenden Wochen. „Hier müssen wir den Grundstein für den Ligaverbleib legen. Lausitz, Bremerhaven und Landsberg sind Gegner, die wir schlagen könnten.“ Ein Ausruhen auf den Lorbeeren der letzten Erfolge wäre fatal. Schließlich will der SC Riessersee seinen derzeitigen Playoff-Platz möglichst lange behalten.