Riessersee fährt mit den Huskies Schlitten

So hatten sich die Schlittenhunde aus Kassel ihren Weihnachtsausflug in das tief verschneite Werdenfelser Land sicher nicht vorgestellt: Der überlegene Tabellenführer der 2. Bundesliga erlitt eine verdiente 2:4- Niederlage beim wiedererstarkten SC Riessersee.
Immerhin 2700 Zuschauer fanden den Weg in das Eisstadion und keiner musste seinen Besuch bereuen. Dabei begann die Begegnung sehr verhalten. Bei den Gästen (Trainer Richer erklärte dies mit der langen Anfahrt) sah es so aus, als spielten sie mit angezogener Handbremse. Dennoch gingen die Huskies durch Pielmeier in Führung. Es sollte dann auch das einzige Tor sein, das nicht in Überzahl erzielt wurde. Riessersee spielte anfangs ein wenig gehemmt. Trainer Marcus Bleicher erklärte dies in seiner bekannt originellen Art: „Im ersten Drittel hatten wir zu viel Respekt vor dem Tabellenführer. Aber dann haben wir unser Nervenkostüm in der Kabine gelassen.“
In der Tat: Es war eine ganz andere Mannschaft, die sich danach ihren Fans präsentierte: Selbstbewusst, engagiert und kampfstark. Kein Wunder, dass gleich zu Beginn des zweiten Abschnittes der Ausgleich durch Magowan fiel. Riessersse war nun auch spielerisch gleichwertig und setzte die Huskies mächtig unter Druck. Doch Tore fielen erst im letzten Drittel.
Die Gästeführung durch McNeil konnte erneut Magowan postwendend ausgleichen. Der SCR erspielte sich danach Chancen im Minutentakt, doch Elwing im Kasseler Tor erwies sich als Meister seines Fachs. Gegen die beiden Schlagschüsse von Paderhuber und Bigam war aber auch er machtlos. Unter dem großen Jubel der Garmischer Fans verteidigte Riessersee den Vorsprung bis zum Schluss. Auch ein grober Check von Mike Pellegrims gegen den Kopf von Michael Höck, der zum Glück ohne Folgen blieb, konnte die gute Stimmung nur kurzzeitig trüben.
SCR-Coach Marcus Bleicher zeigte nach dem Spiel für seine Verhältnisse sogar einige Emotionen und freute sich diebisch über den Erfolg: „Besonders durch unser starkes Überzahlspiel haben wir letztlich gewonnen. Rechnen konnte man mit diesem Sieg gegen den Tabellenführer sicher nicht, aber wir haben halt im Moment einen Lauf.“
Wenn man sieht, wie sein Team sich in den letzten Wochen kämpferisch und spielerisch verbessert hat, so kann man dem Trainerneuling nur allerhöchsten Respekt zollen. Besonders erfreulich ist die Steigerung der jungen Spieler wie Sebastian Eickmann, Michael Rimbeck oder Simon Maier.
Für einen anderen Jungen, Martin Buchwieser, ist die Saison allerdings beendet. Nach einem brutalen Check des Landsbergers Andreas Geisberger erlitt er am vergangenen Sonntag einen doppelten Kiefer- und Jochbeinbruch.
Trotz dieser schlechten Nachricht ist die Stimmung bei SCR-Boss Ralph Bader prächtig. Zwar hebt er immer noch den mahnenden Zeigefinger: „Unser Ziel bleibt nach wie vor der Nichtabstieg.“ Aber insgeheim hofft er sicher auf die Play-off-Teilnahme. Und die sollte für sein Team, das zu dem vorhandenen spielerischen Potenzial nun auch kräftig Selbstbewusstsein getankt hat, durchaus möglich sein.