Riessersee: Die „Königlichen“ sind endgültig pleite
Riessersee: Rettung in letzter SekundeWie Hockeyweb bereits am Dienstag gemeldet hatte, wurde gegen die SCR-Vermarktungs-GmbH (nicht zu verwechseln mit dem Stammverein SC Riessersee e.V.) von einer Krankenkasse Insolvenzantrag gestellt. Als vorläufiger Insolvenzverwalter fungiert Herr Dr. Prager aus München, der bereits vor zwei Jahren in gleicher Sache erfolgreich tätig gewesen war. Getreu seinem Motto „Garmisch braucht nicht nur Berge, sondern auch Eishockey“ wird er wieder versuchen, das Profieishockey im Werdenfelser Land zu erhalten.
Ludwig Nominikat, der bisherige Geschäftsführer und Alleingesellschafter, räumte gegenüber dem Garmischer Tagblatt erstmals ein, dass er in der Vergangenheit Fehler gemacht habe: „Ich schenkte manchen Leuten zu viel Freiheit und Vertrauen“.
Wen er damit meint, ist jedem Eishockeyfan klar: Nachdem in der vergangenen Saison das Ehepaar Lasse in Garmisch ihr Unwesen trieb, regierte seit dem Frühjahr der „Generalbevollmächtigte“ Jochen Kress in Gutsherrenart über die SCR-GmbH.
Sprüche wie „Eishockey wird zur Nebensache, wir machen Events“, „Riessersee wird zum Real Madrid des Eishockey“, „unser Etat ist auch ohne Zuschauer gedeckt“, „nächste Saison spielen wir in der DEL“, zeigen den Größenwahn, der bei den „Königlichen“ herrschte. Wenn man hört, dass der Etatentwurf für diese Saison, von einem Garmischer Steuerberater testiert, einen Überschuss von 500000 Euro vorsah, obwohl die Spieler bis zu 8000 Euro pro Monat verdienen sollten, dann verwundert die schnelle Pleite nicht mehr. Dabei muss man den Verantwortlichen zugestehen, dass einige ihrer Konzepte durchaus erfolgversprechend waren. Es fehlten allerdings von Anfang an kompetente Eishockey- und Wirtschaftsfachleute, die in der Lage gewesen wären, diese auch nur in Ansätzen zu verwirklichen.
Nachdem in den letzten Wochen der Berg der unbezahlten Rechnungen immer größer wurde – Spieler, Ausrüster, Gemeindewerke, Finanzbehörden und Sozialversicherungen warten immer noch auf ihr Geld - , war das Ende abzusehen.
Der vorläufige Insolvenzverwalter muss nun versuchen, sich einen ersten Überblick über die Verbindlichkeiten der GmbH zu verschaffen. Danach wird entschieden werden, ob das Insolvenzverfahren, das ja dem Geist des Gesetzes nach dazu dient, das Unternehmen (SCR-GmbH) zu erhalten, überhaupt eröffnet werden kann. Dann ist vielleicht auch absehbar, ob es in Garmisch weiter Profieishockey, ob in der 2. Bundesliga oder der Oberliga, geben wird.
Nach eigener Aussage steht die Familie Barnes in Kanada immer noch bereit, beim SC Riessersee einzusteigen. Allerdings wird man sicher nicht in ein Fass ohne Boden investieren.
Gesichert sind auf jeden Fall die Spiele des SCR an diesem Wochenende. Sowohl das Gastspiel beim Tabellenführer in Landshut als auch das Derby gegen den Nachbarn aus Bad Tölz, dessen GmbH gerade ebenfalls die Insolvenz über sich ergehen lassen musste, finden statt. Wie die Gemeindewerke Garmisch, bei denen die SCR-GmbH angeblich mit 50000 Euro in der Kreide steht, am Freitag mitteilten, habe man sich aus übergeordneten Gesichtspunkten entschlossen, die Stadiontore zu öffnen. Wie es aussieht, gibt es am Sonntag um 18.30 Uhr nochmals einen Massenbesuch im Garmischer Eisstadion. Schließlich könnte dies das letzte Eishockeyderby für längere Zeit sein. (an)