Riessersee: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Wie bereits berichtet, wird die Zweitligamannschaft des SC Riessersee zumindest bis zum Jahresende weiterspielen. Dies ist die erfreuliche Mitteilung, die der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Martin Prager am Sonntagabend verkünden konnte. Nachdem die AOK am Dienstag letzter Woche gegen die SCR-Vermarktungs-GmbH Insolvenzantrag wegen Zahlungsunfähigkeit gestellt hatte, wurde Dr. Prager, wie bereits 2002, vom Amtsgericht in Weilheim mit der Abwicklung des Verfahrens beauftragt. Dieser hat nun zunächst einmal die schwierige Aufgabe, das (hoffentlich) noch vorhandene Vermögen sowie die Verbindlichkeiten aufzulisten. Während sich das Vermögen der GmbH sicherlich in überschaubaren Grenzen hält, gibt es über die aufgelaufenen Verbindlichkeiten sehr unterschiedliche Meinungen. Der immer noch amtierende Geschäftsführer Nominikat beziffert diese auf ca. 200000,- Euro. Dagegen reichen die Schätzungen von Insidern bis zu 800000,- Euro. Die größten Gläubiger sind wohl die Sozialversicherungsträger, das Finanzamt und die Gemeindewerke. Allerdings warten auch die ESBG und der DEB noch auf ausstehende Zahlungen der SCR-GmbH.
Dr. Prager hat nun vier Wochen Zeit zu entscheiden, ob das Insolvenzverfahren überhaupt eröffnet werden kann oder mangels Masse abgelehnt werden muss. Im letzteren Fall ist der Sturz des SCR in die Bedeutungslosigkeit der unteren Ligen nicht mehr aufzuhalten. Sollte das Verfahren allerdings eröffnet werden können, so ist der Spielbetrieb vorerst weiter gesichert. Die Spielergehälter werden für drei Monate vom Arbeitsamt gezahlt, während der laufende Spielbetrieb durch Zuschauer- und Sponsoreneinnahmen abgedeckt werden muss.
Dabei könnte allerdings die Gesellschafterversammlung der ESBG, die nächstes Wochenende zusammentreten wird, einen Strich durch die Rechnung machen. Dort ist die Verärgerung über die unlauteren Machenschaften der SCR-GmbH sehr groß. Ob diese jedoch bis zum Ausschluss des SCR und damit zum Verlust eines Heimspieles für jeden Zweitligaclub führt, darf bezweifelt werden.
Viele Riessersee-Fans klammern sich nach wie vor an den Strohhalm Steven Barnes, der im fernen Kanada immer wieder seine Bereitschaft bekundet, beim SCR einzusteigen. Nach Auskunft seines deutschen Rechtsanwaltes Dr. Samstag wird er dies allerdings sicher nicht machen, solange die rechtliche und finanzielle Lage der GmbH nicht einwandfrei geklärt ist. Insofern scheint ein Verbleib des SC Riessersee in der 2. Bundesliga über diese Saison hinaus mehr als unwahrscheinlich. Sollte dem Insolvenzverwalter eine erfolgreiche Abwicklung des Verfahrens gelingen, so ist damit nach den Statuten der ESBG ohnehin ein Abstieg verbunden. Es könnte also durchaus sein, dass sich in der nächsten Saison die Rivalen des gestrigen Zweitligaspieles eine Klasse tiefer wiedersehen. Nach der Leistung, die Tölz in Garmisch geboten hat, erscheint ein Abstieg durchaus nicht ausgeschlossen zu sein.
Die Begegnung SCR gegen Tölz begann mit einer fünfzehnminütigen Verspätung, weil sich bei Spielbeginn noch Hunderte von Zuschauern an den Kassen drängten. So sahen schließlich knapp 3000 Besucher ein eher mittelmäßiges Derby, das der SCR durch Tore von Cowie, Regan, Kreitl (2), Mann und Meyer relativ sicher gewann. Eine wesentlich bessere Leistung zeigten die Werdenfelser am Freitag, als sie den Spitzenreiter aus Landshut an den Rand einer Niederlage brachten. Erst ein glücklicher Treffer von Derraugh in der 59. Minute besiegelte die 4:5 Niederlage des SC Riessersee. (an)