Regensburger Talfahrt geht ungebremst weiter

Es sollte das glorreiche Duell der beiden EVR`s in der zweiten Eishockey-Bundesliga werden. So viele Male standen sich der EV Regensburg und der EV Ravensburg bereits gegenüber. An ein solch schwaches Auftreten der Oberpfälzer, auch noch vor eigenem Publikum, dürften sich dagegen selbst die treuesten Anhänger nur schwerlich erinnern können.
In den ersten zwanzig Minuten spielten die Oberschwaben die Gastgeber förmlich an die Wand. Goalie Patrick Couture stand im Sekundentakt im Mittelpunkt und sah sich ein ums andere Mal einer eins gegen eins Situation ausgesetzt. Die Regensburger Verteidigung blieb im ersten Drittel jeglichen Nachweis ihrer Zweitligatauglichkeit schuldig.
Folgerichtig erzielte Derek Switzer bereits in der 3. Minute das 1:0 für die Tower Stars. Nur eine Minute später erhöhte Ron Newhook auf 2:0, nachdem Sven Gerike nicht energisch genug eingegriffen hatte. Die Regensburger wachten aber immer noch nicht auf und kassierten in der 8. Minute durch Ben Thomson bereits das 3:0. Wayne Hynes nahm nun eine Auszeit um die Reihen wieder zu ordnen. Geholfen hat diese Maßnahme dagegen nicht, denn in der 16. Minute verwandelte Andrej Kaufmann einen Penalty zum 0:4 aus Eisbärensicht. Vorangegangen war ein Stellungsfehler von Rory Rawlyk, der dann nur noch per Foul eingreifen konnte.
Die Regensburger Fans nahmen das ganze Spektakel mit Galgenhumor und ließen sich ihre gute Nikolauslaune sichtlich nicht verderben. Um ein Pfeifkonzert kamen die völlig von der Rolle agierenden Spieler von Wayne Hynes nach der ersten Drittelsirene aber dennoch nicht herum.
Etwas Hoffnung keimte zu Beginn des Mittelabschnitts auf, als Andreas Driendl in der 23. Minute den 1:4 Anschlusstreffer erzielen konnte. Die Freude hielt aber nicht lange, denn im direkten Gegenzug stellte Ravensburgs Neuzugang Robert Brezina den alten Abstand wieder her, als er Paul Flache und Sven Gerike erneut alt aussehen ließ. Sein Treffer zum 5:1 sollte auch die letzte Aktion von Eisbärentorwart Patrick Couture gewesen sein, der völlig entnervt durch Daniel Huber ersetzt wurde. Dieser sollte seine Sache bis Spielende ordentlich machen, auch wenn das siebte Tor an diesem Abend wieder im Kasten der Regensburger einschlug. Erneut Ben Thomson traf in der 33. Minute zum zwischenzeitlichen 6:1. Wiederum nur einen Angriff später musste Ravensburgs Goalie Leo Conti hinter sich greifen, als Mike Wirll den Puck im Winkel versenken konnte.
Mit einem scheinbar aussichtslosen Rückstand von 2:6 gingen die Regensburger in die Kabine. Die Leistung der Oberpfälzer war bis zu diesem Zeitpunkt ein Schlag ins Gesicht eines jeden Eisbärenfans. Völlig emotionslos nahmen die Spieler die zahlreichen Gegentreffer hin.
Die Leistungsschwankungen, welche die Eisbären seit Saisonbeginn von Wochenende zu Wochenende an den Tag legen, wurden auch heute wieder in aller Deutlichkeit präsentiert. In den letzten zwanzig Minuten spielten plötzlich nur noch die Hausherren und erarbeiteten sich Chance auf Chance. Nichts war mehr von der Lustlosigkeit der ersten zwei Spielabschnitte übrig geblieben.
Auf die unermüdlichen Zuschauer war sowieso Verlass und Teile des Fanblocks starteten gutgelaunt eine Polonaise. Auch einige Ravensburger Fans gliederten sich mit ein.
Die Regensburger Mannschaft zahlte den Anhängern das Vertrauen nun wenigstens zum Teil zurück. In der 44. Minute traf Jason Miller zum 3:6. In der 50. Minute nutzte Niklas Hede einen Fehler von Leo Conti zum 4:6. Als Jan Hemmes per Gewaltschuss drei Minuten vor Ende des Spiels gar auf 5:6 verkürzen konnte, schien zumindest ein Pünktchen wieder zum Greifen nahe. Eine glasklare Torchance hatten die Regensburger bis zum Endes der Partie allerdings nicht mehr.
Aufgrund der Einstellung in den ersten beiden Dritteln wäre dieser Punktgewinn auch nicht verdient gewesen. Hätten die Eisbären von Anfang an diesen Ehrgeiz und Siegeswillen an den Tag gelegt, hätten Sie nun möglicherweise drei Zähler mehr auf ihrem Konto.
In Regensburg wird sich dringend etwas verändern müssen, sonst dürfte trotz finanzieller Rettung eine Teilnahme an der Abstiegsrunde frühzeitig Realität werden. Man kann gespannt sein, welches Gesicht die Eisbären am Sonntag in Bremerhaven zeigen. Dass sie Eishockey spielen können haben die Domstädter in der Vergangenheit schließlich schon mehrfach bewiesen.
Von Michael Pohl