Regensburg: Wohin führt der Weg der Eisbären?

Auch wenn es die derzeitigen Temperaturen noch nicht vermuten lassen,
die neue Eishockeysaison steht bereits in den Startlöchern. Mitfavorit
auf den Titel in der 2. Bundesliga sind auch diesmal wieder die
Eisbären aus Regensburg. Man möchte sich gerne für das vorzeitige
Playoffs-Aus im Viertelfinale gegen den späteren Aufsteiger aus
Straubing rehabilitieren. Mit viel Geduld und so wie es scheint auch
mit großem Verhandlungsgeschick ist man die Kaderplanung angegangen.
Doch konnten sich die Domstädter wirklich verstärken, oder wiegen die
Abgänge von Martin Ancicka, Daniel Ström und Shawn Heaphy zu schwer.
Grund genug, den neuen Kader mal genauer anzusehen:
Tor:
Hier steht sicherlich das größte Fragezeichen im neuformierten
Eisbärenteam. Ohne Zweifel, Markus Janka spielte eine starke
Hauptrunde, zeigte jedoch in den Playoffs die ein oder andere
unbekannte Schwäche. Zudem ist fraglich, wie sich die etatmäßige Nummer
eins der Regensburger von seiner schweren Schulterverletzung erholt.
Mit Jan Guryca steht adäquater Ersatz parat, doch hat er das Zeug, auch
über einen längeren Zeitraum dem Druck eines Stammtorhüters gewachsen
zu sein? Als zusätzlicher Förderlizenztorhüter ist der Nürnberger Lukas
Lang im Gespräch, Gerüchten zufolge hat man sich bereits geeinigt. Für
den dritten Goalie Jonas Leserer kommt die Herausforderung 2.
Bundesliga sicherlich zu früh.
Verteidigung:
Hier mussten die Regensburger einen schweren Rückschlag hinnehmen. Mit
Martin Ancicka ging nicht nur der Kapitän und beste Verteidiger der
vergangenen Jahre, sondern auch der Liebling der Eisbärenanhänger von
Bord und heuerte bei den Mannheimer Adlern in der DEL an. Lange suchten
die Regensburger nach Ersatz, konnten dann allerdings mit dem Kanadier
Shayne Wright einen echten Kracher präsentieren. Sollte er sein Burn
Out-Syndrom tatsächlich vollkommen überwunden haben, wird der ehemalige
kanadische und deutsche Nationalverteidiger den Eisbärenanhängern
sicherlich viel Freude bereiten können. Dies erhofft man sich auch von
Josh MacNevin. Als erster verlängerte der Offensivverteidiger seinen
Vertrag unmittelbar nach Saisonende. In der letzten Spielzeit
wechselten sich allerdings Licht und Schatten beim sympathischen
Kanadier zu häufig ab. schönen Toren folgten nicht selten
haarsträubende Fehlpässe. Schafft er es, Konstanz in sein Spiel zu
bringen, könnte er durchaus unter den Topverteidigern der Liga zu
finden sein. Konstanz, die Christian Franz und Oliver Bernhardt seit
Jahren an den Tag legen. Beide haben mehrjährige DEL-Erfahrung und
werden sicherlich Rudi Gorgenländer und Roman Weilert mehr als ersetzen
können. Schön langsam konnte man die Taktik der
Eisbärenverantwortlichen erkennen: Man verpflichtete starke deutsche
Spieler und setzt bei den Ausländerpositionen auf routinierte,
europaerfahrene Leute. Einer wie Andreas Moborg zum Beispiel. Der
Schwede wechselt vom britischen Club Coventry Blaze in die Domstadt.
Auch bei Moborg geht man kein Risiko ein, spielte der Skandinavier doch
schon vor seinem Inselabstecher erfolgreich unter Neutrainer Peter
Draisaitl in Bremerhaven. Zwar ist er eher im eigenen Drittel zuhause,
dennoch sollte Moborg für die ein oder andere gelungene Offensivakton
gut sein. Zu diesen fünf erfahren Verteidigern gesellt sich mit Andreas
Dotzler auch ein Eigengewächs. Bereits in den letzten Jahren stellte
Dotzler seine Bundesligatauglichkeit unter Beweis. Zwar besitzt er
wenig Durchschlagskraft im Offensivbereich, spielt aber hinten nahezu
fehlerlos. Talent ist auch das Stichwort bei Korbinian Holzer. DEL oder
NHL, so lauten die Ziele des jungen Mannes, der bisher für den
abgestiegenen Ligakonkurrenten aus Bad Tölz die Schlittschuhe schnürte.
Holzer wird sicherlich von der Erfahrung seiner starken Nebenleute
profitieren können und den Sprung in die höchste deutsche Spielklasse
schaffen. Am Besten natürlich mit den Regensburgern.
Sturm:
Mit Mark Woolf, Jason Miller, Bogdan Selea und Gregor Thoma konnte man
schnell nach Saisonende bereits das Grundgerüst für die neue Spielzeit
präsentieren. Ebenso frühzeitig gaben auch Ervin Masek und David Cermak
grünes Licht für ein weiteres Engagement in Regensburg. Sven Gerike und
Brent Gauvreau gesellten sich dazu und der Kader nahm langsam Konturen
an. Der eigentliche Knüller sollte jedoch einige Zeit später folgen.
Mit Niklas Hede konnte ein Kracher für den Eisbärensturm präsentiert
werden. Der quirlige Finne mit deutschem Pass wechselt von den Hamburg
Freezers zu den Regensburgern. Auch hier war die Handschrift der
Verantwortlichen wieder klar zu erkennen. Gestandene Ausländer mit Mark
Woolf, Brent Gauvreau und noch Jason Miller, der allerdings einen
deutschen Pass erwartet. Dazu die wohl im Paket besten deutschen
Angriffsspieler der 2. Bundesliga, Niklas Hede, David Cermak und Ervin
Masek. Zu diesen könnte auch bald Alex Feistl gehören, der sich in der
Landshuter Talentschmiede zu einem starken Bundesligastürmer entwickelt
hat und in der kommenden Saison noch einmal einen Schritt nach vorne
machen will. Genau wie die jungen Max Schmidle, Danny Albrecht und
Andreas Driendl, wobei gerade letzterer mit vielen Scorerpunkten beim
Oberligisten EV Füssen auf sich aufmerksam machte.
Alles in allem scheint die Eisbärenformation der Saison 2006/2007
deutlich an Durchschlagskraft gewonnen zu haben, zumal man eine Tiefe
im Kader hat, die in den letzten Jahren etwas vermisst wurde, da die
Verantwortung zumeist auf den Schultern einzelner Spieler lastete. Die
Fans können sich also auf eine spannende Saison freuen, in der vom
Papier her für die Regensburger sicherlich alles drin sein dürfte.