Regensburg: Die ewige Suche nach Konstanz - Mark Woolf kein Eisbär mehr
Regensburg: Eisbären scheitern an Rostislav HaasNach dem 23. Spieltag stehen die Regensburger Eisbären auf dem neunten
Tabellenplatz. Vor der Saison hätten viele Fans diese Tatsache mit
einem ironischen Lächeln quittiert. Die Realität sieht allerdings
anders aus. Die Mannschaft von Peter Draisaitl sucht seit Wochen nach
ihrer erwarteten Form und befindet sich im Augenblick verdientermaßen
in der unteren Hälfte der Tabelle wieder. Die Gründe für dieses bis zum
jetzigen Zeitpunkt enttäuschende Abschneiden sind vielfältig.
Im Tor setzte man erneut auf das erfolgreiche Gespann der letzten
Saison. Markus Janka und Jan Guryca sollten sich durch den
gegenseitigen Konkurrenzkampf zu Höchstleistungen treiben. Doch beide
Goalies konnten nicht an ihre Vorjahresleistungen anknüpfen. Jan Guryca
präsentierte sich zu Saisonbeginn zumindest noch als der etwas
Konstantere. Da kam Förderlizenztorhüter Lukas Lang von den Sinupret
Ice Tigers gerade recht. Bei seinen wenigen Einsätzen lieferte er dann
auch gleich solide Leistungen ab. Leider steht Lukas Lang den
Regensburgern nicht immer zur Verfügung, so bleibt zu hoffen, dass
Markus Janka und Jan Guryca sich im Laufe der Saison doch noch zum
sicheren Rückhalt für die Eisbären entwickeln. Dass man auch mit einem
deutschen Torhütergespann erfolgreich sein kann, haben die beiden in
der letzten Saison schließlich eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Doch auch der beste Torhüter würde den Eisbären nichts nützen, wenn die
Abwehr weiterhin so schlecht positioniert ist wie im bisherigen
Saisonverlauf. Einzig und allein die Formation mit Andreas Moborg und
Korbinian Holzer steht außerhalb jeglicher Kritik. Besonders Moborg
sollte sich als Glücksgriff von Peter Draisaitl entpuppen. Über die
Verpflichtung des Schweden war man zunächst wenig begeistert. Besetzt
Andreas Moborg doch eine Kontingentstelle im Kader. Mit kompromissloser
Defensivarbeit und einem feinen Gespür für Offensivaktionen ließ Moborg
auch die letzten Zweifler verstummen. Korbinian Holzer besitzt trotz
seines jungen Alters ein exzellentes Stellungsspiel und beweist ein
gutes Auge beim ersten Pass. Dieses hätten sich die
Eisbärenverantwortlichen auch von Ex-Nationalspieler Christian Franz
und Oliver Bernhardt erhofft. Doch trotz langjährger DEL-Erfahrung
können beide in der zweiten Bundesliga keine Akzente setzen. Dass diese
Spieler keine Offensivverteidiger sind war natürlich bekannt, aber auch
die Erfüllung der Defensivaufgaben stellt die Abwehrrecken ein ums
andere Mal vor große Probleme. Mit schwachem Stellungsspiel und
teilweise eklatanten Fehlpässen machen sich beide das Leben äußerst
schwer. Wie schwer das Leben sein kann musste auch Shayne Wright
schmerzlich feststellen. Nach knapp 18-monatiger Verletzungspause
versucht der inzwischen eingedeutschte Kandier in Regensburg einen
Comebackversuch. Bisher ging die Rechnung, auf den ehemaligen deutschen
und kanadischen Nationalverteidiger zu setzen, nicht auf. In letzter
Zeit fand sich Wright deshalb vermehrt nur noch auf der Ersatzbank
wieder. Aufgrund zu großer körperlicher Defizite muss eine Findung zu
alter Stärke bezweifelt werden. Wright verteidigte zumeist an der Seite
von Josh MacNevin. Dieser startete furios in die Saison. So, als könnte
er nach einem eher schwächeren Vorjahr den abgewanderten Martin Ancicka
gleichwertig ersetzen. Leider befindet sich auch MacNevin derzeit im
Formtief. Abspielfehler und unkonsequente Defensivarbeit häuften sich
in den letzten Spielen. Da MacNevin jedoch hochmotiviert in jede
Begegnung geht, wird es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der
Kanadier zu alter Stärke zurückfindet. Alexander Dotzler spielt eine
ordentliche Saison und auch Neuzugang Chris Heid könnte sich zum
stabilen Defensivverteidiger entwickeln.
Zu einer guten Verteidigung gehören allerdings auch Stürmer die
bedingungslos nach hinten arbeiten. Dies ist jedoch nur bei einigen
Akteuren zu beobachten. Ervin Masek ist so ein Spieler. Der inzwischen
bereits 39-jährige Routinier ist immer noch ein Vorbild an Einsatz und
Teamfähigkeit. So ist es nicht verwunderlich, dass er derzeit in der
internen Scorerliste weit oben zu finden ist. Brent Gauvreau ist der
Spitzenreiter dieser Statistik. Der Kanadier schöpft seine
Möglichkeiten aus und konnte die Erwartungen zumeist erfüllen. David
Cermak macht es ihm nach. Der Center punktet beständig und ist ein
Muster an Einsatzfreude. Eigenschaften, die man sich auch vom
vermeintlichen Topsturm der Liga erwartet hätte. Jason Miller, Mark
Woolf und Niklas Hede sollten die gegnerischen Abwehrreihen
durcheinanderwirbeln. Aufgrund von Verletzungen war diese Konstellation
allerdings nur selten realisierbar. Richtige Akzente konnten alle drei
Spieler nicht setzen. Besonders Mark Woolf steht im Mittelpunkt der
Kritiker. Der ehemalige Torschützenkönig der Liga wirkt untrainiert und
lustlos. So wird auch verlorenen Pucks nicht nachgegangen und nach
jeder misslungenen Aktion ein schneller Wechsel angestrebt. Eine
Versetzung in die dritte Reihe schien den Publikumsliebling ebenfalls
nicht mehr motivieren zu können. Folgerichtig gab die Eisbären GmbH die
Trennung vom 36-jährigen bekannt.
Gerüchteweise soll der Deutsch-Russe Igor Alexandrov von den Sinupret
Ice Tigers den Kanadier ersetzen. Jason Miller zeigte sich durch diese
Entwicklung auch beeinflusst. Der ehemalige DEL-All-Star bemüht sich
aber zumindest darum zu alter Stärke zurückzufinden. Von Niklas Hede
hat man sich ebenso etwas mehr erwartet. So beglückt er das Publikum
immer wieder mal mit einem Zaubertor, aber konstant gute Leistungen
blieben Mangelware. Bogdan Selea schaffte nach guter Vorbereitungsphase
erneut nicht den Sprung zum Leistungsträger. Genau wie Sven Gerike und
Gregor Thoma, die vor ihrer Verletzung eher unauffällig spielten. Die
jungen Wilden, wie Andreas Driendl und Max Schmidle erfüllen dagegen in
der vierten Reihe ihre Aufgaben ordentlich. Der lange verletzte
Alexander Feistl und auch Neuzugang Axel Hackert agieren sehr
körperbetont und könnten das Spiel der Domstädter zukünftig durchaus
beleben
Die Regensburger Eisbären stehen nun am Scheideweg. Entweder es gelingt
der Sprung von einer Mannschaft zu einem Team, oder in der Tabelle geht
es unaufhaltsam nach unten. Sicherlich darf man auch Heimspiele gegen
schwächere Gegner verlieren, aber die Mannschaft ist es den Fans und
auch dem Verein schuldig, zumindest das Maximum an persönlichem
Leistungsvermögen auszuschöpfen und sich nicht wehrlos in ihr Schicksal
zu ergeben. Bei aller Trainerdiskussion darf und muss man eine solche
Einstellung zum Sport und letztendlich auch zum Beruf erwarten können.
Die Tabelle ist so eng gestrickt, dass die Regensburger mit einigen
guten Leistungen wieder an die oberen Plätze werden anknüpfen können.
Das nächste Wochenende könnte mit dem Auswärtsspiel bei den Lausitzer
Füchsen und dem Heimspiel gegen die Steelers aus Bietigheim
richtungsweisend werden.
Von Michael Pohl