Quo vadis, Bietigheim? Ein KommentarFrühes Saisonende der Bietigheim Steelers lässt viele Fragen offen

Was zunächst abwegig klingt, war zum Ende der Hauptrunde gar nicht mehr fern; ein Punkt, um genau zu sein. Und ob die Mannschaft, die zuletzt eine klare Handschrift und ein System vermissen ließ, die ungewohnte Abstiegsrunde annehmen würde, trieb vielen Grün-Weißen regelrechte Schweißperlen auf die sonst erfolgsverwöhnte Stirn.
Der Siegtreffer der Joker am gestrigen Abend war doch symptomatisch für den Saisonverlauf. Man hatte irgendwie das Gefühl, sie müssten es doch besser können und doch wiederholten sich die immer gleichen Fehler. Ein Treffer von Laaksonen in der Schlussminute am Freitag und das Gleiche nochmal am Sonntag, nur dass der Torschütze ein anderer war. Ebenso waren Chancenverwertung und Nachlässigkeiten eine Blaupause der letzten Wochen (und Monaten). Einfacher wollte man spielen und verfing sich immer wieder aufs Neue in spielerischem Klein-Klein.
Die Frage nach dem Spielsystem wird sich stellen, ebenso wie jene nach der sportlichen Leitung inklusive Übungsleiter. Zu schnell verflog der Effekt nach dem Trainerwechsel von Hugo Boisvert auf Marc St. Jean, der unter dem Strich noch weniger Punkte holte als sein Vorgänger und es kaum vermochte, die Spieler weiterzuentwickeln. Die Anhänger beäugten das Geschehen auf dem Eise kritisch; zu kritisch, wenn es nach der sportlichen Leitung ging. Spieler waren dazu angehalten, nicht mit der Presse zu kommunizieren; Anhänger, die ob der erhöhten Ticketpreise ohnehin verstimmt waren und als „Bruddler“ bezeichnet wurden (für Nichtschwaben: Motzer) und Fangruppen, die ihren Unmut mittels Stimmungsboykott kundgaben. Da waren die abgewehrten Play-Downs noch eine Beruhigungstablette.
Dennoch sind die Erwartungen im Württembergischen hoch und speziell in Bietigheim ob der Erfolge in der Gaudet-Ära besonders. Und im nächsten Jahr, wenn das Wettrüsten beginnen sollte, muss man sich auch von dem einen oder anderen Spieler verabschieden, der gewiss unter seinem Leistungsvermögen blieb – Reputation hin oder her. Besonders fehlte hier die Durchschlagskraft im Powerplay, Gefahr in der Offensive allgemein oder Feuerkraft von der blauen Linie. Viele gute Spieler ergeben nicht immer eine gute Mannschaft.
Der Standort gibt jedoch mehr her als die Pre-PlayOffs, das weiß das Umfeld. Ob es dies auf dem Eis zu bewundern gibt, werden die nächsten Monate zeigen; finanzielle Unterstützung vorausgesetzt. Bietigheim, du kannst es besser.