Professionelles Eishockey am Pferdeturm so nicht machbarWarum die Indians aufgegeben haben
Welche Gründe führten zu dem Niedergang des Kultclubs: Hauptgeschäftsführer Dirk Wroblewski zeichnete das Bild eines Klubs, der sich mit vielen Hoffnungen, vielleicht auch mit einem Schuss Naivität bemühte, professionelles Eishockey in einem Umfeld zu etablieren, das dies nicht in dem Rahmen zulässt, wie es notwendig ist. Im November 2007 hatten die heutigen Gesellschafter Wroblewski und Blumenthal die Indians in einer ähnlichen Lage übernommen, aber trotz aller Konzepte konnte man die grundsätzliche Lage nicht ändern. Dazu fehlt der Anreiz eines Aufstiegs in die DEL sowie das Problem, dass der zurzeit erfolgreiche Fußball-Bundesligist Hannover 96 viele der Firmenwerbeetats abgreift und die restlichen hannoverschen Sportvereine sich um den Rest rangeln müssen. Auch wenn die Marke „Indians“ eigentlich erstklassig ist, konnte es nicht realisiert werden, diese in ausreichendem Maße in die Köpfe der Werbe-Verantwortlichen zu zaubern. Außerdem hielt und hält sich die Stadt Hannover sehr in Hilfsmaßnahmen zurück und Gespräche mit der Eisstadion-Pächterin Kathrin Müllerchen brachten keinen Erfolg: „Gespräche mit beiden Parteien brachten nichts.“ Daher auch die Konsequenz der Gesellschaften, der pro Jahr etwa 300.000 Euro zuschossen. Dirk Wroblewski: „Ein Nachfolgeverein würde ganz schnell an die gleichen Grenzen stoßen. Es gibt einfach keine Perspektiven.“
Die Hannover Indians starteten jede der letzten vier Spielzeiten mit einem Etat zwischen 1,9 und 2,3 Millionen Euro. Wer nun gedacht hätte, dass die Mannschaft den Hauptteil der Kosten verschluckt hätte, lag falsch. Über eine Million Euro ging an fixen Kosten drauf, so dass die Mannschaft etwa 1,3 Millionen Euro kostete. Es gibt sicherlich teurere Teams in der 2. Bundesliga. Was es in dieser Liga nicht gibt, ist die Einnahmesituation, wie sie es am Pferdeturm gibt. Die Indians dürfen zwar mietfrei spielen, haben aber von den gastronomischen Einnahmen fast nichts, denn diese gehen an die Pächterin des Eisstadions. Lediglich ein Euro pro Spiel stehen dem Verein zu, nicht gerade viel, um sportliche Höhenflüge durchführen zu können.
Geschäftsführer Wroblewski versuchte auch gar nicht, die Situation schön zu reden, denn mit diesen Strukturen, wie sie aktuell herrschen, ist höherklassiges Eishockey einfach nicht möglich. Wroblewski, dem mehrfach an diesem traurigen Nachmittag die Tränen im Gesicht standen, informierte die Anwesenden, dass man versucht habe, mit den Betreibern der benachbarten Eishallen in Langenhagen bzw. der TUI-Arena ins Gespräch zu kommen. Man habe für Langenhagen sogar den Kauf und Ausbau überlegt, scheiterte aber an den zu erwartenden Kosten, denn die dortige Eishalle fasst zurzeit nur 1.200 Zuschauer. Die Heimspielstätte des DEL-Ligisten Hannover Scorpions hätte zur Verfügung gestanden, aber hier hätte es ebenfalls keine gastronomischen Einnahmen gegeben und man hätte als Mieter zusätzliche Kosten gehabt. Trotzdem ist man auf beiden Seiten einer Zusammenarbeit nicht abgeneigt. Wroblewski: „Nur einfach zusammenschweißen, bringt nichts. Beide Seiten brauchen Konzepte und wir müssen die Stärken zusammenpacken.“ Wie zu vernehmen war, zeigt sich Scorpions-Geschäftsführer Marco Stichnoth gesprächsbereit. Im Augenblick sind jedoch die Bemühungen durch den Insolvenzantrag schlagartig auf Eis gelegt worden. Wie Dirk Wroblewski mitteilte, wird am morgigen Donnerstag ein Insolvenzverwalter die Geschäfte in die Hand nehmen und dann wird entschieden, ob der Klub die Vorrunde (5 Spiele) noch zu Ende spielen darf oder nicht.
Eine weitere Konsequenz wurde am Nachmittag von einer Sitzung der anderen Zweitligisten in Stuttgart bekannt: Die anwesenden Clubvertreter stimmten aus diesem Grund einstimmig gegen die Durchführung der bevorstehenden Play-down-Runde, da die Hannover Indians durch den Antrag auf das Insolvenzverfahren automatisch als Absteiger aus der 2. Eishockey-Bundesliga feststehen. „Die Durchführung einer Abstiegsrunde, die durch die bedauerliche Zahlungsunfähigkeit der Hannover Indians ohne sportlichen Wert wäre, macht nach Meinung der Zweitligisten keinen Sinn“, fasste ESBG-Geschäftsführer Alexander Jäger den Beschluss der Clubvertreter zusammen.
Die Indians-Verantwortlichen konnten den anwesenden Fans nicht sagen, wie es sportlich und wirtschaftlich weitergeht und in welcher Liga die Mannschaft in der nächsten Saison spielen wird. Dazu sind die rechtlichen Voraussetzungen zu verworren, aber eines wurde schnell klar. Die Fans werden alles tun, um den Verein in dieser äußerst schweren Situation zu unterstützen. Noch ist in ihren Augen nicht alles verloren. Das machte Mut und erstmals konnte man ein schwaches Lächeln bei Dirk Wroblewski vernehmen.