Patrick Strauch: "Solange es eine Chance gibt, werden wir kämpfen!"2. Bundesliga: Dresdner Eislöwen
Kämpft bis zum Ende: Patrick Strauch - Foto: Dresdner EislöwenMit dem 4:3 Erfolg über die Bietigheim Steelers gelang der Mannschaft am Wochenende der langersehnte Befreiungsschlag und gleichzeitig der erste Sieg im Jahr 2012. Stürmer Patrick Strauch ist ein Paradebeispiel für die kämpferische Einstellung seines Teams und nicht zuletzt deshalb einer der Lieblinge des Dresdner Publikums. Hier spricht der Assistenzkapitän über Selbstvertrauen, die Stimmung in der Mannschaft und verwandelte Penaltys.
Wie ist die Stimmung momentan in der Mannschaft?
Die Stimmung ist positiv, muss ich sagen. Nach den vielen Niederlagen, gerade nach dem Landshut-Spiel, wo wir schon gut gespielt haben und einen Punkt verdient hätten, waren wir schon geknickt. Seit Sonntag ist der Optimismus auf jeden Fall wieder da. Wir haben an uns geglaubt, nach dem Rückstand hat jeder weiter Gas gegeben und wir haben das Spiel gedreht. Und es war wichtig, dass wir auch mal wieder drei Punkte geholt haben, für uns und fürs Umfeld.
Wie groß ist der Frust, wenn man trotz guter Leistung immer verliert?
Es ist schon frustrierend. Lieber spiel ich nicht so gut und gewinne (lacht). Nein, das Spiel am Sonntag war ja auch nicht so gut, da hatten wir schon bessere. Zum Beispiel gegen Landshut zu Hause oder das letzte Spiel gegen Crimmitschau. Da waren wir die klar bessere Mannschaft und hatten auch die meisten Chancen, aber hinten raus haben wir verloren. Und es zählen eben nur die Punkte, egal, wie schön oder schlecht das Spiel an sich ist.
Was sagt ihr nach Niederlagen in der Kabine, sprecht ihr überhaupt miteinander?
Am Anfang haben wir viel geredet, woran es liegen könnte. Irgendwann haben wir uns dann mal gesagt, immer nur Reden bringt nichts. Das wichtige ist, wenn einer was sagt, dann soll man das dann auf dem Eis auch zu 100% umsetzen. Vielleicht haben wir auch zu viel geredet. Und dann haben wir beschlossen, wir reden gar nicht mehr, wir wollen jetzt auf dem Eis Tatsachen von jedem Einzelnen sehen. Klar reden wir auf der Bank und die Leistungsträger sagen, wo es lang geht. Es muss sich auch jeder an die eigene Nase fassen und nicht die Schuld beim andern suchen, sondern bei sich selber.
Wie groß ist dein eigener Frust?
Oh, der ist ziemlich groß. Ich bin auch immer sehr enttäuscht, wenn es wieder nicht geklappt hat und mache mir Gedanken, wie ich meiner Mannschaft besser helfen kann. Ich war schon frustriert und habe viel gerätselt, weil ich selber nicht mehr wusste, was ich machen sollte.
Ist die Abstiegsrunde ein Thema in der Kabine?
Definitiv nicht. Wir schauen nach vorn und konzentrieren uns von Spiel zu Spiel. Unser nächstes Spiel ist das Derby gegen Weisswasser und da wollen wir gewinnen. Klar, das wird schwer, die Füchse sind auch hochmotiviert, aber wir wollen unseren Schwung aus dem letzten Heimspiel mitnehmen und punkten.
Es gibt also kein „was wäre, wenn…“?
Nein. Also die Frage stellt sich mir nicht und der Mannschaft auch nicht. Das ist im Moment kein Thema, wir denken positiv.
Viele Fans meinen aber, man sollte jetzt Kräfte sparen und sich auf die Abstiegsrunde vorbereiten.
Definitiv nicht. Wer jetzt von uns daran denken würde, der wäre verkehrt am Platz. Da denkt keiner von uns dran. Wir sind weiterhin optimistisch, dass wir es schaffen können. Klar wird es schwer, gar keine Frage.
Die Fans honorieren euren Einsatz und euren Kampfgeist. Sie nehmen sich vielmehr selber in die Kritik, euch nicht ausreichend zu unterstützen.
Es hilft natürlich auf dem Eis, wenn man 60 Minuten unterstützt wird. Aber ich kann die Fans auch verstehen. Es ist auch für die Zuschauer schwer, wenn wir nur verlieren, gar keine Frage. Wir waren auch alle verwöhnt nach der letzten Saison. Was man uns nicht absprechen kann, ist, dass wir von der ersten bis zur letzten Minute kämpfen. Ich kann den Fans da wirklich keinen Vorwurf machen, die unterstützen uns gut und sind auch auswärts immer zum Teil zahlreich mit dabei, ich bin damit zufrieden.
Was würdest du dir von den Fans wünschen?
Auf jeden Fall, dass sie zu den Heimspielen zahlreich erscheinen, wie jetzt am Sonntag, das war schon ziemlich Spitze. Da waren wir schon positiv überrascht, ich meine, da spielte der Vorletzte gegen den Letzten, da waren wir alle happy, dass so viele da waren. Und wenn uns dann alle lautstark unterstützen, auch wenn es mal nicht so läuft, dass hilft uns auf jeden Fall und dann ist zu Hause auch in jedem Spiel ein Sieg drin.
Würdest du diese Saison als Seuchensaison bezeichnen?
Nein, eigentlich nicht, das wäre eine Ausrede. Klar haben wir viele Verletzte. Aber es sind viele Sachen, die zusammenkommen. Sicher sind wir manchmal nur mit 12 oder 13 Spielern angetreten, aber es nur darauf zu schieben, würde ich nicht gelten lassen. Letztes Jahr haben wir enge Spiele gewonnen, dieses Jahr haben wir sie leider verloren. Wenn es anders rum wäre, würden wir nicht dort stehen, wo wir jetzt stehen. Aber genau das wollen wir jetzt besser machen in den verbleibenden Spielen. Es ist schon so, unsere Leistungsträger haben wir enorm viel Eiszeit, sind in jedem Über-und Unterzahlspiel auf dem Eis, da fehlt sicher manchmal auch hinten raus die Kraft und die Konzentration. Aber alle Spieler stellen sich von der ersten Minute bis zur letzten Sekunde in den Dienst der Mannschaft und kämpfen. Aber das keiner von uns mit dem derzeitigen Platz zufrieden ist, steht außer Frage.
Wir haben viele Spiele in den letzten Minuten verloren oder haben in wenigen Minuten unseren Vorsprung verspielt. Woran liegt das?
Darüber haben wir uns auch oft unterhalten und da spielt neben dem kleinen Kader das Selbstvertrauen schon eine Rolle. Du kriegst das erste Gegentor, dann vielleicht den Ausgleich. Und wenn man schon einige Spiele verloren hat, denkst du: „Boah, jetzt geht das schon wieder los…!“, dann werden die Knie weich und die Hände fangen an zu zittern. Das darf eigentlich nicht sein, aber es ist im Kopf drin. Man fängt auch an zu überlegen, stellt man sich lieber bloß noch hinten rein, macht nichts verkehrt und wartet ab. Nein, du musst dein Eishockey weiter spielen. Aber wenn du die Spiele vorher gewonnen hast, gehst du mit einem ganz anderen Selbstvertrauen in solche Situationen rein. Wir müssen in solchen Situationen mit freiem Kopf weiter spielen.
Es ist eine Kopfsache, die dann eine Kettenreaktion in Gang setzt?
Ja, genau.
Wie groß ist der Druck, wenn man ins Spiel geht und weiß, man muss unbedingt punkten?
Druck ist eigentlich in jedem Spiel da. Wir bereiten uns auf jedes Spiel explizit vor und ich freue mich ehrlich gesagt auf die nächsten Spiele. Ich meine, wenn du dir als Mannschaft zu viel Druck machst und sagst, du musst jetzt die nächsten fünf Spiele unbedingt gewinnen, das geht ja gar nicht, dann geht’s ja automatisch im Kopf schon wieder los, wenn du ein Gegentor bekommst. Man kann nicht sagen, wir holen sechs Punkte am Wochenende. Dann gehst du vom Kopf her schon falsch rein. Wir müssen von Spiel zu Spiel denken, von Drittel zu Drittel, von Minute zu Minute, dann wird das was, davon bin ich überzeugt.
Wie wichtig ist der Sieg gegen die Bietigheim Steelers fürs Selbstvertrauen?
Enorm wichtig. Es war schon ein Befreiungsschlag. Wenn wir gegen den Letzten zu Hause verlieren, da wären nicht nur wir Spieler sondern das gesamte Umfeld mehr als nur unzufrieden gewesen. Dass wir nach dem Rückstand in den letzten Minuten wieder zurück gekommen sind und das Spiel gedreht haben, hat auch wieder gezeigt, dass die Mannschaft intakt ist. Jeder kämpft für jeden, egal wie es ausgeht.
Es hat sich, glaube ich, jeder mit dir gefreut, als du im Spiel gegen Heilbronn als einziger Schütze deinen Penalty verwandeln konntest und so zum Matchwinner wurdest.
(lacht) Ich hab mich gefreut, dass ich mal schießen durfte. Der Trainer hat mir das Vertrauen gegeben, hat mich gefragt, ob ich schießen will, ich hab „Klar“ gesagt und los ging´s. Ich hab mich gut gefühlt und als ich angelaufen bin, war ich mir sicher, der geht rein. Dann hab ich mich natürlich sehr gefreut, dass wir gewonnen haben. Vielleicht darf ich ja mal wieder ran (lacht).
Du arbeitest ja neben dem Eishockey noch eine Nebentätigkeit. Wie vereinbart sich das: Beruf und Sport?
Es ist eine tolle Sache. Mit Mitte 20 habe ich mir überhaupt keine Gedanken gemacht, was nach dem Eishockey kommt, aber mit 31 sollte man das schon. Ich hatte in Köln eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann gemacht und hab dann hier das Angebot von „Intersport Mälzerei“ bekommen. Da gehe ich viermal die Woche arbeiten, habe einen super Chef, der mich in allen Belangen unterstützt. Ich kann es jedem nur empfehlen, es ist für mich vor allen Dingen ein guter Ausgleich. Ich bin viel ausgeglichener und an bekommt auch den Kopf mal wieder frei. Mir macht es richtig Spaß.
Thomas Popiesch sagte, ihr habt das letzte Wochenende für euch in der Mannschaft noch einmal als Neustart in die Saison definiert. Was habt ihr euch für den Rest der Saison vorgenommen?
Nach dem Spiel in Kaufbeuren hatten wir drei Tage frei, das hat uns gut getan. Wir haben uns noch mal zusammen hingesetzt und gesagt, jetzt beginnt für uns noch einmal ein neuer Abschnitt. Es sind Verletzte zurück gekommen, wir konnten uns ausruhen und wir sind uns einig, dass wir noch einmal angreifen wollen. Ich bin überzeugt, dass etwas Positives dabei herauskommt und hoffe, dass ich recht behalte. Natürlich kann ich nicht versprechen, dass wir die Play-Offs erreichen, aber solange es eine Chance gibt, werden wir kämpfen.
(weitere Informationen: www.eisloewen.com)