Packendes Derby mit verdientem Sieger – München vs Landshut 4:7
Die beinahe larmoyanten Hilferufe der EHC-Verantwortlichen
im Hinblick auf die bislang magere Zuschauerresonanz
erfuhr an diesem Abend eine wohltuende Unterbrechung. Eine Kombination
aus Freikartenaktion und attraktivem Gegner mit reichlich eigener Unterstützung
verlieh der Eishalle im Olympiapark eine ungewohnt stimmungsvolle Komponente,
offenbarte zudem deutlich weniger freie Plätze als in den sonstigen
Heimspielen. Weniger begeisternd war aus Sicht der Hausherren das Ergebnis. Mit
4:7 (1:1, 1:2, 2:4) unterlag die Mannschaft von Gary Prior dem Gast aus
Niederbayern trotz couragierter Aufholjagd im letzten Spielabschnitt.
Landshut durfte sich bereits nach gut einer halben Minute im Powerplay
versuchen, wobei die Akzente noch ausblieben. Eine Breakchance durch Hundhammer,
die der Stürmer mit der Rückhand knapp vergab, war da ungleich gefährlicher.
München, das in den ersten Minuten überhaupt nicht in Erscheinung getreten
war, machte es bei seiner ersten numerischen Überlegenheit weitaus besser. Just
als die Strafe von Kamil Toupal abgelaufen war, versenkte Mike Burman die
Scheibe von der blauen Linie – als verdeckter Schlenzer getarnt – in die
Maschen. Andreas Attenberger verpasste nach Leinsle-Zuspiel zeitnah nachzulegen.
Der Ausgleich für die Cannibals fiel in einer Phase, als die Gäste eher zahm
und wenig zwingend zu Werke gingen. Chris Bahen nutzte den kleinen Moment, in
dem sich niemand für die frei liegende Scheibe interessierte.
Ein kleiner Schock widerfuhr den Hausherren
zu Beginn des Mittelabschnitts. Markus Welz tauchte wenige Meter vor
Jochen Vollmer ungedeckt auf und stellte auf 1:2. Eine höhere Führung wäre möglich
gewesen, Zareba verzog haarscharf. So aber ermöglichte eine Unachtsamkeit im
Abwehrverbund der Niederbayern Mike Burman seinen zweiten Treffer in dieser
Partie. Den Löwenanteil daran leitete T.J. Guidarelli mit seiner uneigennützigen
Vorarbeit. Ein Sonntagsschuss bescherte Landshut die neuerliche Führung.
Schinko zog fulminant ab und traf exakt in den Torwinkel. Als dann auch noch
Hundhammer eine schnelle Kontersituation eiskalt zum 2:4 abschloss, hatte Münchens
Torhüter die Nase voll. Jochen Vollmer initiierte
das für gewöhnlich nach jedem Spiel greifende Wechselspiel unter den Torhütern
vorzeitig, lies sich durch Leonhard Wild ersetzen.
Die erste Möglichkeit für den EHC, im Schlussabschnitt eine erfolgreiche
Aufholjagd zu starten, bot sich Mario Jann. Alles richtig gemacht, musste sich
der frühere Rosenheimer einzig einem unglaublichen Reflex von Martin Cinibulk
beugen. Die zweite Gelegenheit erstreckte sich über einen längeren Zeitraum.
Nach einem bösen Stockschlag von Thomas Daffner in den Nackenbereich von Markus
Eberl, schickte Referee Dimmers den Landshuter zum Duschen. Die „Auf
Wiedersehen-Rufe aus der Landshuter Kurve – Eberl konnte nicht weitermachen
– spiegelten einen fragwürdigen Charakter der Intonierenden wieder. Und weil
auch Markus Welz auf der Strafbank saß, hatte München zwei Spieler mehr auf
dem Eis. Für Mike Burman ein schöner Moment, schließlich gelingen dem
robusten Verteidiger nicht allzu häufig drei Treffer in einer Begegnung. Als
dann noch Christoph Sandner den Gleichstand herstellte, stand die Halle Kopf.
Der freudige Moment währte allerdings nur für eine sehr begrenzte Zeit. Eric
Dylla hatte für den EVL die richtige Antwort parat
Dass die Scheibe zuvor an der Maske von Harti Wild aufschlug, blieb ohne
Konsequenz. Nach Strömbergs Kontertor war die Sache für die Niederbayern
durch.
Fazit: Über die gesamte Spielzeit gesehen, sicher ein verdienter Sieg für den
EVL. Die Mannschaft präsentierte sich abgezockter, cleverer. Die Effizienz beim
Abschluss war bemerkenswert. München versäumte nach der Aufholjagd konsequent
nachzusetzen. Durch gravierende Schnitzer im Defensivbereich brachte der
Aufsteiger sich um ein mögliches besseres Resultat.
Zurecht befand Danny Naud, seine Mannschaft habe im Vergleich zum ersten Spiel
sehr gut und mit entsprechendem Tempo gespielt, zudem ihre Chancen genutzt.
„Es war ein wichtiger Sieg im Hinblick auf die Play Off Plätze. Wir haben das
Spiel bis zu der 3-5 Situation jederzeit kontrolliert, waren sehr
konzentriert.“ Den Stockschlag von Thomas Daffner begründete Naud in den
Emotionen, die solch ein Spiel mit sich bringen. „Er versteht sich gut mit
Markus Eberl, wollte ihn sicher nicht verletzen.“
Für Gary Prior fiel das Ergebnis zu hoch aus. „Es wäre mehr drin gewesen.
Schade für die Jungs, sie haben alles gegeben und tolle Moral bewiesen. Gegen
Teams wie Landshut muss die Manndeckung noch besser funktionieren als sonst. Das
war heute nicht der Fall.“ Während der Münchner Coach mit der Leistung von
Neuzugang Christoph Sandner (er bringt spielerisches Element) zufrieden war,
fiel die Bewertung der Leistung von Mike Burman geteilt aus. „Er war offensiv
gut, defensiv leider weniger.“ Mit dem Torhüterwechsel wollte Prior die
Vorderleute Vollmers aufwecken, ihnen vor Augen halten, dass sie ihren Goalie im
Stich gelassen haben.
Oliver Rabuser
Tore:
1:0 (07:52) Burman (Carlson, Sicinski, 5-4), 1:1 (15:16) Bahen (Brandl, Daffner),
1:2 (22:16) Welz (Geipel,
Hundhammer), 2:2 (27:34) Burman (Guidarelli, Bronilla), 2:3 (32:54) Schinko (Dylla,
Toupal), 2:4 (37:30) Hundhammer (Toupal, Dylla), 3:4 (48:36) Burmann (Guidarelli,
Zeller, 5-3), 4:4 (51:16) Sandner (Bronilla, Zeller, 5:4), 4:5 (53:49) Dylla (Schinko,
Geipel), 4:6 (57:16) Strömberg (Zareba, Bares), 4:7 (59:46) Dylla (Toupal, 5-6,
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Strafminuten:
München 6 plus 10 (Hiemer) - Landshut
8 plus 5/Spieldauer (Daffner)
Schiedsrichter: Dimmers (Krefeld) – Lehnertz, Reuter
Zuschauer: 2612
Spieler des Spiels: Eric Dylla