Neue Besen kehren gut
Waren das wirklich zwei Teams aus dem unteren Tabellendrittel? Gleich am Anfang wollten beide Teams ihren neuen Trainern Christian Künast (Indians) und Kevin Gaudet (Bietigheim) beweisen, dass sie es nicht verlernt hatten. Mit viel Tempo, viel Kampfkraft aber auch einer hohen Fehlerrate im Aufbauspiel fingen beide an und sorgten für Stimmung auf den Rängen, Ein Zustand, der in letzter Zeit leider am Pferdeturm zu kurz gekommen war.
Überhaupt schien eine ganz andere Mannschaft für die Indians auf dem Eis zu stehen, eine, bei der die Leidenschaft wieder erweckt worden war. Da man allerdings das gleiche von Bietigheim sagen konnte, waren die Zutaten für ein spannendes Spiel gegeben. Allerdings hakte es jedoch am Anfang gewaltig. Große Chancen (Chamberlain, McDonough; Fenton, Morris) wurden beidseitig nur vereinzelt gezählt, das Spielgeschehen fand zumeist entweder zwischen den beiden blauen Linien oder in den Ecken statt. Und wenn eine Scheibe den Weg zum Tor fand, standen zwei aufmerksame Toreverhinderer im Weg, wobei es auffiel, das sich Indians-Coach Christian Künast für Peter Holmgren (Künast: ,,Ich hatte nach dem starken Riessersee-Spiel von Holmgren einfach ein Bauchgefühl“) entschieden hatte, während auf Bietigheimer Seite Neuerwerbung Sebastien Carpentier erwartungsgemäß antrat.
Das es so vom Speed im Mitteldrittel nicht weiter gehen konnte, war zu erwarten. Beide starteten ruhiger, die Zweikämpfe blieben intensiv und auch die Orte des Geschehens änderten sich nicht. Spätestens jetzt war klar, dass eine verspätete Torflut nicht mehr zu erwarten war. Dazu spielte beide Kontrahenten zu diszipliniert und defensiv. Vor allem die Steelers standen häufig mit vier Mann an der eigenen blauen Linie und versuchten mit Kontern zum Erfolg zu kommen. Den ersten Erfolg aber durften die Rothäute in der 32. Minute feiern, als Jamie Chamberlain, prächtig durch Sven Gerbig freigespielt, endlich die 1:0 Führung erzielte. Jetzt wurden endogene Kräfte bei den Indians freigesetzt, gegen die die Bietigheimer machtlos waren. Nur drei Minuten später kam Robin Just (36.) frei zum Schuss und mit seinem zehnten Saisontor erhöhte er auf 2:0. Jetzt rollte ein Angriff nach dem anderen auf das Steelers-Gehäuse und mit Glück konnte ein 0:3 aus SCB-Sicht verhindert werden. Gäste-Coach Gaudet muss in der zweiten Pausenansprache sehr deutlich geworden sein, denn sein Team kam klar aggressiver aus der Kabine und setzte das Gelernte sofort um. Pascal Schoofs (42.) gelang mit einem trockenen Schlagschuss nach toller kämpferischer Vorarbeit durch Dörner der Anschlusstreffer. Vielleicht war es auch ein Schuss Aggressivität zu viel, denn Thaus Bandencheck (45.) gegen Jan Hemmes brachte sein Team zwar in Not, aber P.J. Fenton (47.) zeigte bei einem 3-5 Penaltykilling, das er hellwach ist und sein Break zum 2:2 Ausgleich war alleine schon das Eintrittsgeld wert. Wie würden die Indians diesen Rückschlag verdauen ? Zunächst hatten die Steelers Oberwasser und nun mussten die Indians schwere Abwehrarbeit leisten. Was nicht vollständig gelang und als P.J. Fenton gar das 2:3 (58.) markierte, da schien der Drops gelutscht aber wie bereits erwähnt: „Neue Besen kehren gut“ und Indians-Coach Künast nahm 63 Sekunden vor Schluss Peter Holmgren aus dem Gehäuse und hatte Glück. Markus Gleich hämmerte den Puck zum hochverdienten 3:3 (60.) in die Maschen. Doch damit nicht genug für den gebeutelten Tabellenletzten, der im Spiel trotz vieler Ausfälle eine passable Figur abgegeben hatte. Erst musste Ty Morris (63.) auf die Strafbank, dann wiederholte Markus Gleich seine Wundertat und jagte die Scheibe mit aller Kraft zum entscheidenden 4:3 (63.) in die Maschen. Steelers-Coach Gaudet enttäuscht: ,,Wir hatten es gegen eine starke Indians-Mannschaft in den ersten 30 Minuten schwer, aber wir haben nicht aufgegeben und uns diesen einen Punkt redlich verdient.“ Indians-Coach Künast war um so zufriedener: ,,Es gab viele gute Ansatzpunkte. Mit dem 2:3 war ich natürlich nicht zufrieden aber letztendlich haben wir mit Glück uns den Zusatzpunkt verdient.“
Einige Fragen an Indians-Trainer Christian Künast
HW: „Herr Künast, die Stadt kennen sie. Wie war für sie die Umstellung, zu einem Verein der zweiten Bundesliga zu gehen?“
Künast: „Es ist schon ein Unterschied zwischen der zweiten Bundesliga und der DEL. In der DEL wird einfach schneller gespielt bzw. die Spieler in der zweiten Liga haben mehr Zeit zu überlegen."
HW: ,,Wie sehen sie die Bedingungen am Pferdeturm?“
Künast: ,,Ich kenne nicht viele Vereine in dieser Liga, die so professionell wie die Hannover Indians gemanagt werden. Hier wird erstklassige Arbeit geleistet und ich will meinen Beitrag dazu steuern.“
HW: ,,Zum Spiel. Aus welchem Grund haben sie Peter Holmgren aufgestellt und nicht Thomas Ower?“
Künast: ,,Nach seinem starken Auswärtsspiel in Garmisch habe ich mich einfach auf mein Bauchgefühl verlassen. Eine logische Entscheidung war das nicht.“
HW: „Sie haben Blankart für den gesperrten Hilpert eingesetzt. Wie zufrieden waren sie mit ihm?“
Künast: ,,Der Maik Blankart hat die vollen sechzig Minuten seinen Mann gestanden und ein sehr starkes Spiel abgeliefert. Dazu hat er sogar noch einen Punkt bei der 1:0 Führung gemacht. Ich war mit ihm sehr zufrieden.“
HW: „Wie konnte es zu dem Ausgleichstor bei 5-3 kommen, und was haben sie den Spielern daraufhin gesagt?“
Künast: ,,Was will man in der Situation machen. Ich kann mich nicht erinnern, so etwas mal erlebt zu haben. Also konnte ich nur versuchen, die Jungs, die ziemlich geknickt waren wieder aufzubauen.“
HW: „Wie sieht ihre Taktik für das Kaufbeuren -Spiel aus?“
Künast: ,,Über Taktiken wird generell vor einem Spiel nicht öffentlich gesprochen. Aber natürlich wollen wir möglichst gut aussehen bzw. Punkte mitnehmen.“