Nach Katastrophenvorstellung folgt Galaauftritt - 3:0 gegen Kassel

Wie bereits beim letzten
Heimspiel gegen den EV Landsberg schaute man nach dem heutigen Match gegen die
Kassel Huskies in fassungslose Regensburger Fangesichter. Diesmal sollte das
Erstaunen allerdings positiver Natur sein. Die Eisbären präsentierten sich ohne
die gesperrten Jason Miller, Brandon Dietrich und Josh MacNevin von der ersten
Minute an in glänzender Verfassung. Der Personalmisere zum Trotz bat im Laufe
der Woche auch noch Verteidiger Oliver Bernhardt um Vertragsauflösung.
Desweiteren hatten die Mannen von Beppo Schlickenrieder den verletzungsbedingten
Ausfall von David Cermak zu verkraften. Alles sollte sich in den aus
Regensburger Sicht besten sechzig Eishockeyminuten der laufenden Saison als
nichtig erweisen. Die Hausherren kämpften bedingungslos um jeden Zentimeter Eis.
Der Wille der Oberpfälzer hätte am heutigen Abend wohl Berge versetzen können.
Jeder stand für den anderen ein und endlich war auch eine rege Kommunikation
innerhalb des Teams zu beobachten. Selbst die knapp 500 Gästefans, die extra mit
einem Sonderzug angereist waren, zollten den Eisbären nach Spielende Respekt.
Bereits in den ersten fünf Minuten hätten die Hausherren zwei bis drei Tore
erzielen können, scheiterten aber zunächst an Sebastian Elwing im Gehäuse der
Huskies. In der 15. Minute war es dann aber soweit. Axel Hackert nutzte eine
schöne Vorarbeit von Ervin Masek zum 1:0. Kurz darauf hätte Brent Gauvreau
beinahe das 2:0 erzielt, fand jedoch mit seinem Schuss aus kurzer Distanz in
Sebastian Elwing seinen Meister. Überhaupt war Gauvreau der einzige ausländische
Feldspieler der Gastgeber. Die zweite Kontingentstelle wurde von Goalie Patrick
Couture eingenommen. Der Kanadier brachte die Angreifer des Tabellenführers mit
sensationellen Paraden ein ums andere Mal zur Verzweiflung, so dass es mit
dieser hauchdünnen Führung in die Kabine ging.
Wer in der Drittelpause dachte
die Regensburger müssten ihrem hohen Tempo im ersten Spielabschnitt Tribut
zollen, sah sich getäuscht. Genauso wach und nicht minder torgefährlich kamen
die Eisbären aus der Kabine, konnten aber ihren Vorsprung zunächst nicht
ausbauen. Nach knapp 30 gespielten Minuten hatten die Kasseler sogar die große
Chance zum Ausgleich. Über eine Minute waren sie mit zwei Mann mehr auf dem Eis,
aber Patrick Couture schien heute unbezwingbar. Als Huskie-Verteidiger Drew
Bannister in der 33. Minute wegen eines Stockchecks eine
Spieldauerdisziplinarstrafe erhielt, erarbeiteten sich die Regensburger Chancen
im Sekundentakt. Das längst überfällige 2:0 sollte Andreas Driendl in der 35.
Minute allerdings beim Spiel vier gegen vier gelingen. Ervin Masek hatte
zwischenzeitlich eine Strafzeit wegen Haltens kassiert.
Mit diesem Vorsprung
ging es dann auch in den Schlussabschnitt. So richtig siegessicher war man sich
in der Domstadt aufgrund des überraschenden Zwischenstandes aber immer noch
nicht. Sehr viel wahrscheinlicher wurde die Sensation aber, als erneut Andreas
Driendl in der 44. Minute auf 3:0 erhöhen konnte. Das Publikum tobte jetzt und
reagierte mit stehenden Ovationen auf diese Energieleistung ihrer Mannschaft.
Selbst in der Folgezeit fanden die Kasseler kein Rezept, um Patrick Couture
ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. Zu souverän stand die Defensive der
Gastgeber. Besonders der überragende Chris Heid bestach durch excellentes
Stellungsspiel. Aber auch Shayne Wright nutzte erstmals in dieser Saison seine
Chance und spielte ruhig und souverän.
Noch lange nach dem Schlusspfiff wurden
die Eisbären von ihren Anhängern gefeiert, in der Hoffnung, jetzt endlich die
Wende zum Guten geschafft zu haben. Selbst der vielgescholtene Regensburger
Kapitän Jason Miller stellte sich in den Dienst der Mannschaft und quittierte
jede gelungene Aktion von der Spielerbank aus mit
Applaus.
Am Sonntag muss man beim
ESV Kaufbeuren nachlegen, um gestärkt in die letzten vier Spiele der regulären
Saison zu gehen. Der erste Schritt ist gemacht und die Fans scheinen trotz
diverser Leistungsschwankungen kompromisslos hinter der Mannschaft zu stehen.
Heute gelang den Eisbären nicht nur ein Sieg, es war auch ein Abend, der
Hoffnung macht.
Von Michael
Pohl