Marc St. Jean: "Jeder Spieler vertraut dem Anderen"

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Glückwunsch zum Derbysieg gegen die Lausitzer Füchse. Das war ja ein hartes Stück Arbeit!

Ja, das war es. Aber wir sind überglücklich, dass wir gewonnen haben. Es war ein tolles Erlebnis, die Kulisse, die Fans, die Leidenschaft und Spannung. Ich habe ja das erste Mal gegen Weisswasser gespielt und es war schon ein Thema in der Kabine. Beim ersten Spiel stand ich schon mit Dresden in Kontakt und habe mal im Liveticker nachgeschaut. Das war ein verrücktes Spiel. Jeder Sieg gegen die Füchse hat hier glaube großen Wert. Ich freu mich schon auf das Nächste.

Ihr hattet jetzt eine Serie von sechs Siegen in Folge, wie geht es euch dabei?

Es ist einfach eine tolle Stimmung in der Kabine, jeder kämpft für den anderen. Bei unserem kleinen Kader ist es wichtig, dass alle zusammen halten. Eishockey ist und bleibt Mannschaftssport und im Moment sehen wir, dass es als Mannschaft gut läuft.

Du hast gegen Landshut ein ziemlich spektakuläres Tor geschossen, von der eigenen blauen Linie über die Mittellinie direkt ins Tor. Wie kommt man auf die Idee, von dort abzuziehen?

Manchmal bist du schon lange auf dem Eis und hast keine Kraft mehr in den Beinen, um noch über die rote Linie zu fahren. Ich hab es einfach probiert, manchmal klappt es. Es war auch Glück dabei, der Torwart hat mir hinterher gesagt, er hat den Puck einfach nicht gesehen. (lacht) Eigentlich wollte ich bloß zum Wechseln fahren.

Beim nächsten Spiel gegen die Wölfe Freiburg stand Back-up Kai Kristian das erste Mal von Beginn an im Tor. Hat man da als Verteidiger eine besondere Verantwortung?

Nein, nicht wirklich. Wir vertrauen jedem Spieler in unserer Mannschaft, wichtig ist nur, dass wir zusammen spielen. Kai ist noch ein bisschen jung, aber er ist auch ein guter Torwart. Man muss mit ihm vielleicht ein bisschen mehr reden auf dem Eis, aber er hat einen guten Job gemacht.

In den nächsten Spielen treffen wir mit Ravensburg und Schwenningen auf Mannschaften, bei denen du schon gespielt hast. Geht man da besonders motiviert in das Match oder hat es einen Vorteil, dass du einige Spieler schon kennst?

Du hast an manche Vereine gute und an manche schlechte Erinnerungen. Früher war ich bei solchen Spielen vorher aufgeregt und ein bisschen nervös, weil es die Ex- Mannschaft war. Aber jetzt sind es Mannschaften wie alle anderen, es ist einfach besser, wenn du weiter dein normales Spiel machst. Wenn du zu viel willst, kriegst du Probleme. Aber es ist natürlich ein gutes Gefühl, wenn man die alte Mannschaft schlagen kann (lacht). So wie gegen Ravensburg, das war top, als wir in der Overtime das Siegtor erzielen konnte.

Du kennst ja die Liga auch schon lange, wie schätzt du sie diese Saison ein?

Es ist eine ganz knappe Angelegenheit, wenn man sich die Tabelle anschaut. Ich glaube, es ist immer so, dass so acht Mannschaften die ganze Zeit in der Mitte kämpfen, zwei sind ganz oben und zwei ganz unten. Es ist eine ganz enge Liga und du musst einfach jedes Spiel bereit sein, da ist egal ob gegen Schwenningen oder Landshut.

Du kommst aus Kanada, hat man da als Kind überhaupt eine Chance, an Eishockey vorbei zu kommen?

Nein, das geht nicht. Eishockey ist für uns so eine Art Religion, ähnlich wie hier der Fußball. In Kanada kannst du überall aufs Eis gehen, entweder draußen oder aller zwei Kilometer gibt es ein Eisstadion. Das steckt bei uns im Blut und jedes kleine Kind will Eishockeyspieler werden. Ich habe mit drei Jahren angefangen. Mein Vater hat eine Eisbahn für mich gemacht und sagte dann: „Los geht’s, lass uns Schlittschuh laufen gehen!“ Am Anfang fand ich es nicht so toll, ich habe nicht verstanden, warum mir die anderen Spieler immer den Puck wegnehmen wollten. Aber dann hat es großen Spaß gemacht. Und ich glaube auch, dass ich nach meiner Karriere weiter mit meinen Freunden Eishockey spielen werde.

Du hast dann an einer Universität Hockey gespielt und warst auch ein Jahr in der ECHL, bevor du nach Europa gewechselt bist. Was hat da den Ausschlag gegeben?

Ich habe es ein Jahr als Profi probiert, aber es ist ziemlich schwer, es gibt so viele Spieler. Du musst richtig Glück haben, dass du am richtigen Platz bist, den richtigen Trainer hast, dass du eine Chance bekommst. Und das ist für mich nicht so gut gelaufen. Da habe ich gedacht, probiere es in Europa. Da stand nicht fest, ob in Deutschland, Österreich, Schweiz oder Finnland. Dann habe ich ein Vertragsangebot aus Deutschland bekommen und gleichzeitig ein Jobangebot für drei Jahre bei einer großen Bank in Kanada. Ich sagte mir, die Bank wird es auch später noch geben, aber Eishockey kann ich nicht ewig spielen. Und so bin ich her gekommen. Eigentlich wollte ich nur ein Jahr bleiben. Aber dann habe ich meine Frau kennen gelernt und nun spiele ich das siebente Jahr hier.

Die letzte Saison hast du in Heilbronn begonnen und bist im Winter dann nach Schwenningen gewechselt. Lief es nicht so, wie du es dir vorgestellt hattest?

Es war alles ein wenig problematisch. Es ist richtig schief gelaufen von Anfang an. Ich musste mich im Sommer ziemlich spät noch am Knie operieren lassen. Da gab es viel Ärger, weil es auch lange gedauert hat, bis mein Knie wieder gesund war. Es hat keinen Spaß mehr gemacht und als sich die Chance bot, nach Schwenningen zu wechseln, habe ich sie sofort genutzt.

Warum wurde der Vertrag in Schwenningen nicht verlängert?

Ich bin gut gestartet, aber während der Play- Offs habe ich nicht optimal gespielt, deshalb gab es keinen neuen Vertrag.

Dann hast du dich in Augsburg fit gehalten?

Ja, ich hatte eigentlich versucht, irgendwo in der DEL einen Probevertrag zu bekommen. Aber mit den Insolvenzen von Frankfurt und Kassel und dem ganzen Theater in der DEL hat es einfach nicht geklappt. Mein alter Trainer Larry Mitchel hat dann angerufen und gesagt, ich könnte bei ihnen mit trainieren. Über diese Chance war ich ganz schön froh, mich dort fit halten zu können, denn in Deutschland hat man nicht soviel Eis wie in Kanada. Ich hatte auch Angebote von anderen Bundesligisten, aber es hat nicht richtig gepasst. Es ist generell schwer, in der DEL sind zwei Mannschaften weniger, auch in der Bundesliga ist es eine, wenn man über 25 ist, hat man nicht mehr die ganz großen Möglichkeiten. Dann kam die Anfrage aus Dresden und ich habe mit einigen Spieler von hier gesprochen, mit dem Trainer und auch mit Rob Brown vom letzten Jahr. Alle haben gesagt, wie toll die Stadt ist, was es hier für Möglichkeiten gibt. Ich war nur etwas ängstlich wegen der Situation im Sommer, ich habe das ja mit Bad Tölz schon erlebt. Wenn du jung bist, ist es vielleicht nicht so schlimm, wenn du Frau und Kind hast, ist es etwas anderes. Aber jetzt bin ich froh, dass ich hier bin.

Du bist für Nico Pyka verpflichtet wurden. Hast du gewusst, welchen Stellenwert er in der Mannschaft einnimmt?

Ich wusste, dass er ein sehr erfahrener Spieler und auch Führungsspieler war. Ich habe viel Gutes von ihm gehört.

Warst du schon immer Verteidiger?

Nein, ich habe als Stürmer angefangen. Aber als ich dreizehn war, meinte mein Trainer, ich sollte es mal in der Defensive versuchen, da könnte ich auch Checks fahren und mehr körperlich spielen. Das hat mir Spaß gemacht und seitdem bin ich Verteidiger.

Wie schätzt du dich als Verteidiger selber ein?

Ich versuche eigentlich, sowohl offensiv als auch defensiv spielen zu können. Die meisten sagen, ich bin mehr der Spezialist für das Powerplay durch meinen guten Schlagschuss, also habe ich da wohl offensiv Qualitäten. Aber eigentlich versuche ich, alles zu machen.

Du bist erst später zum Team gekommen. Was war dein erster Eindruck?

Das allererste war, dass die Stimmung super ist. Du merkst, dass alle Spieler miteinander arbeiten, kämpfen und auch Spaß haben. Es ist eine gute Mischung aus alten und jungen Spielern. Die Jungen bringen jeden Tag beim Training etwas, Witze oder Energie und jeder profitiert so von einander. Und wenn die Stimmung gut ist, hast du normalerweise auch Erfolg.

Du hast in den bisherigen Spielen schon mehr Scorerpunkte als mancher Stürmer. Profitiert man als Verteidiger auch von einer derart starken ersten Reihe?

Ja klar, wir funktionieren einfach gut zusammen. Wenn du siehst, was die drei machen in der Ecke, wir müssen nur die Scheibe sicher aus unserer Zone bringen und einen schönen Pass auf sie spielen, dann profitieren auch wir. Es macht einfach sehr viel Spaß und es ist die Arbeit von uns fünf. Denn du bist immer nur so gut, wie es dein Partner ist. Und wenn mich mein Partner unterstützt, dann funktioniert es. Und mit Robin passt es einfach. Er ist offensiv stark und ein guter Läufer. Er hat viele Qualitäten, die mir vielleicht fehlen und umgekehrt ist es genauso. Wir ergänzen uns einfach.

Was hast du noch für Ziele?

Mein Ziel ist es, Spaß zu haben. Den habe ich, wenn wir gewinnen oder wenn wir hart kämpfen. Ich bin jetzt 32, wer weiß, wie lange ich noch spielen kann.

Was wärst du, wenn du kein Eishockeyspieler geworden wärst?

Ich habe Finanzen studiert und könnte als Finanzberater arbeiten. Aber da bin ich sieben Jahre raus, da hat sich viel geändert. Hmmm… vielleicht würde ich zur Polizei gehen. Es ist auch noch nicht entschieden, ob ich nach meiner Karriere hier bleibe oder zurück nach Kanada gehe.

Was ist dir neben Eishockey noch wichtig?

Meine Familie ist das Wichtigste für mich.

Hast du Hobbies?

Im Sommer gehe ich golfen. Und ich möchte Spaß mit meiner Familie haben. Mein kleiner Sohn ist jetzt zwei und es ist interessant, wie er sich entwickelt. Er ist mein größtes Hobby momentan, für ihn brauche ich die meiste Zeit.

Bekommst du vom Fangeschehen hier in Dresden etwas mit?

Es ist einfach toll, wie uns die Fans hier unterstützen und wir wollen ihnen auf dem Eis etwas zurück geben. Du merkst jetzt auch, dass sie wissen, dass wir eine gute Mannschaft sind und dass sie auch mit zum Team gehören. Sie sind sehr wichtig für uns und wir brauchen sie. Es macht mehr Spaß, wenn viele Fans da sind und wenn es richtig laut ist bei den Spielen.

Als du vier Spiele für uns gespielt hattest, sagte Thomas Popiesch auf Nachfrage, dass du seine Erwartungen zu 100% erfüllt hast. Haben sich deine Erwartungen an Dresden auch erfüllt?

Ich bin sehr zufrieden mit allem hier. Die Mannschaft, der Trainer, ich mag, wie Thomas mit uns arbeitet, welche Taktik wir spielen. Die Stadt ist toll, die Fans sowieso. Ja, meine Erwartungen haben sich auch zu 100% erfüllt.


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