Manfred, Mannix oder Joe?Auf einen EISTEE mit: Mannix Wolf, Trainer der Heilbronner Falken
Er war einer der ersten Deutsch-Kanadier, die in der damaligen Bundesliga aufliefen. Für den Mannheimer ERC und die Düsseldorfer EG stand er in mehr als 500 Erstligapartien auf dem Eis. Bei sechs Weltmeisterschaften und zwei olympischen Spielen stand er im Aufgebot des DEB. Zwölf Jahre nachdem er die Eispiraten Crimmitschau trainierte, ist er zurück in Deutschlands zweithöchster Spielklasse. Zwischenzeitlich stand er in Chemnitz und für vier Jahre bei den Icefighters Leipzig in der Oberliga als Trainer hinter der Bande. Wir sprachen mit ihm unter anderem über den Namen Mannix, den olympische Geist und seinen Sohn David, der nach einem Jahr in Nordamerika wieder für die Hamburg Freezers spielt.
Hallo Mannix, wie kamst Du zu diesem Namen? Eigentlich heißt Du ja Manfred.
Hallo! Das war zu meinen frühen Zeiten in Mannheim. James Münch und Elias Vorlichek haben aus Manfred Manni und später Mannix gemacht. Mannix war zudem eine Krimiserie in den USA. Die Hauptfigur hieß Joe Mannix, daher wurde ich auch manchmal nur Joe gerufen. Eigentlich müsste Mannix in meinem Ausweis stehen, Manfred nennt mich fast niemand mehr. (lacht)
Du hast als deutscher Nationalspieler bei den olympischen Spielen 1988 in Calgary, in Deinem Geburtsland gespielt. Wie war das, als Deutsch-Kanadier in Kanada?
Das war schon was besonderes, zumal wir im Saddle-Dome gespielt haben. Damals war das eine der neuesten, der modernsten Hallen. Allerdings war ich nicht der einzige Deutsch-Kanadier. Neben mir haben auch Harold Kreis, Ron Fischer und Roy Roedger mitgespielt. Leider hat der Bundestrainer damals nicht gesehen wie motiviert wir waren und hat uns nicht oft spielen lassen. Er stand auch nicht wirklich hinter uns. Das war auch Thema in den Zeitungen in Calgary. Dennoch war es toll, dort dabei zu sein. Noch heute sind die Spiele ein Thema. Erstmals war ein Bob-Team aus Jamaika dabei. Oder auch Eddie the Eagle, der englische Skispringer. Damals haben alle befürchtet, dass er sich verletzt. Aber er hat seinen Sprung gestanden. OK, weit war der nicht. Heute wird ein Film über ihn gedreht und ich durfte bei der Original-Geschichte live dabei sein. Ich glaube, in diesem Maße wäre so etwas heute nicht mehr vorstellbar. Damals waren die olympischen Spielen noch anders, weniger kommerziell. Der olympische Gedanke stand mehr im Fokus als heute. Klar wollten wir auch damals gewinnen, dennoch war es anders.
Ich durfte ja auch schon 1984 in Sarajevo dabei sein. Damals waren es noch Spiele für Amateure oder semi-professionelle Sportler. Obwohl die Ost-Europäer schon damals elf Monate für ihren Sport trainiert haben, die meisten waren ja bei der Armee. Sicherlich wurden die Regeln auch von uns etwas gebeugt, wir haben ja auch Gehalt bekommen.
Welcher Trainer hat Dich am meisten geprägt und warum?
Ganz klar Ladislav Olejnik. Wir wurden mit ihm zwar nicht Meister, aber insgesamt vier Mal Vizemeister. Durch seine tschechische Schule habe ich viel gelernt. Unter anderem hat er mir beigebracht, nicht nur von Nord nach Süd zu rennen, sondern auch mal nach rechts und links. Durch ihn konnte ich dieses Spiel mit meinem kanadischen Stil kombinieren und das hat mir international Erfolg gebracht.
Nach meiner Zeit als Spieler hat mir auch Don Jackson, heute ist er beim EHC Red Bull München, sehr imponiert. Ich habe bei den Eisbären Berlin als Scout gearbeitet und über Peter-John Lee dann Don kennengelernt. Spielerisch gehörte er zur Gretzky-Ära. Zusammen mit Wayne Gretzky hat er zweimal den Stanley Cup mit den Edmonton Oilers gewonnen. Aus Gesprächen mit ihm habe ich viel mitnehmen können. Als Trainer und Mensch ist er eine sehr große Persönlichkeit und hat vollkommen zu Recht Erfolg.
Und welcher Mitspieler hat Dich geprägt?
Damals waren nur zwei Ausländer erlaubt und einer war Ron Andruff. Er hat lange Zeit in der NHL gespielt, auch für die Montreal Canadiens. Er hat mir beigebracht, auch ohne Puck den Kopf zu heben und mich auf dem Eis umzusehen. Dadurch wusste ich, wo meine Mit- und meine Gegenspieler sind. So konnte ich das Spiel schnell machen oder auch mal das Tempo raus nehmen. Zudem konnte ich in Düsseldorf mit Peter-John Lee zusammenspielen. Er war damals in einem, für Eishockeyspieler, hohem Alter. Er war 35 oder 36 Jahre alt und nach wie vor ein Top-Spieler. Auch von ihm konnte ich sehr viel lernen.
Dein Sohn David polarisiert durch seine Spielweise. Mal den Trainer und nicht den Vater Mannix gefragt: Wie findest Du seine eher harte Spielweise?
Ich finde seinen Spielstil, auch als Trainer, absolut OK. Im Eishockey darf man nun mal seinen Körper einsetzen und das macht er gut. Leider wird er aber in Deutschland auf genau dieses Körperspiel reduziert. Viele übersehen, dass er daneben auch ein guter Eishockeyspieler und ein Führungsspieler ist. Die Hamburg Freezers haben ihm die Chance gegeben, dort Führungsspieler zu sein. Er ist gut ausgebildet und trainiert. Zudem muss man bedenken, dass die Zeit der Boxkämpfe in der NHL vorbei ist. Die Flames haben ihn nicht geholt, weil er boxen kann, sie haben ihn geholt, weil er gut Eishockey spielen kann. Das zeigt auch seine Statistik. In Adirondack hat er am Anfang in der dritten und vierten Reihe gespielt und am Ende hat er die meisten Tore geschossen (20), mit +8 war er zweitbester im Team und mit 38 Punkten unten den Top-4. Die Flames hätten ihn auch mit einem Zwei-Wege-Vertrag gehalten, dass wollte er aber nicht. Abschließend kann man sagen, dass die Flames David gefördert haben, sich aber am Ende für einen anderen Spieler entschieden haben. Mit einem Ein-Wege-Vertrag wäre David dort geblieben.
Du packst in Heilbronn viel an und möchtest Dinge verändern bzw. verbessern. Was hast Du schon realisiert, was steht noch auf Deiner To-Do-Liste?
Über allem steht das Ziel, die Heilbronner Falken in der DEL2 zu halten. Ich bin überzeugt, dass wir dies auch schaffen werden. Wir dürfen aber eines nicht vergessen: Wir sind mit anderen Voraussetzungen in die Saison gestartet als alle anderen Teams der DEL2.
Klar möchte ich Dinge verändern, aber nie im Alleingang. Alles was wir vorhaben oder auch schon realisiert haben, ist mit Atilla Eren abgesprochen und ist ein gemeinsamer Weg, von dem wir beide überzeugt sind. In den letzten acht oder zehn Jahren ist man in Heilbronn einen Weg gegangen, der bei weitem nicht schlecht war. Heute allerdings macht man Dinge anders. Wir gehen nicht daher und reden alles schlecht. Vielmehr passen wir die guten Rahmenbedingungen an die aktuellen Bedürfnisse an.
Als erstes haben wir eine richtige Eishockeykabine bekommen. Die Videoanalyse ist nun effektiver und einfacher. Die Zusammenarbeit mit der medizinischen Abteilung, besonders die Kommunikation haben wir ebenso angepackt. Wir haben nun regelmäßige Tests, um die Spieler zu bewerten. Dies dient auch für die Off-Season, um so optimal vorbereitet in die neue Saison zu gehen. Wir können nun erfassen, wie die Spieler sich entwickeln und können entsprechend agieren und reagieren. Wir haben auch einen neuen Betreuer. Ich bin richtig froh, dass Thomas (der neue Mannschaftsbetreuer- Anm. die R.) bei uns ist, er lebt einfach für den Sport.
Auf unserer To-Do-Liste steht ganz oben eine verbesserte Kommunikation mit unseren Sponsoren und Fans. Das wollen und werden wir zeitnah angehen.
Dazu möchte ich noch ergänzend sagen, dass unsere Fans und Sponsoren hervorragend hinter uns stehen und wir für diese Unterstützung sehr dankbar sind. Leider sehen einige das Glas als halb leer und somit eher das Negative. Das ist sicherlich eine Mentalitätssache hier in Europa. Wir werden alles dafür geben zu zeigen, dass unser Glas halb voll ist. Wir wollen zeigen, dass man auch wieder positiv über die Heilbronner Falken berichten und erzählen kann und gemeinsam die Klasse halten.
Mannix, vielen Dank für Deine Zeit und viel Erfolg auf dem Weg zum Klassenerhalt.
Sehr gerne und vielen Dank!