Landshut erzwingt fünftes Spiel – die Nerven liegen blank
Cory Gustafson kehrt nach Landshut zurückIn einem überaus spannenden vierten Spiel des Playoff-Halbfinales der 2. Bundesliga bezwangen gestern Abend die Landshut Cannibals die Roten Teufel aus Bad Nauheim mit 3:1. Die Begegnung war von Anfang an von der taktischen Disziplin beider Teams geprägt, worunter die spielerische Klasse stark zu leiden hatte.
Nach den überraschenden Ergebnissen der vorangegangenen Spiele gingen sowohl die Niederbayern als auch die Hessen mit großer Vorsicht zu Werke, sodass Torchancen Mangelware blieben. Bezeichnenderweise waren beide Treffer des ersten Drittels Unterzahltore, die aus individuellen Fehlern resultierten. So nützte Nauheims Carsten Gosdeck in der achten Minute ein schlampiges Landshuter Abspiel zu einem schnellen Break und ließ Torwart McDonald keine Chance. Bereits fünf Minuten später die gleiche Szene auf der anderen Seite: Markus Welz profitierte von einem haarsträubenden Nauheimer Abspielfehler und überwand Jason Elliott im Kasten der Gäste.
Danach passierte lange Zeit nicht mehr allzu viel. Beide Teams legten ein hohes Tempo vor und produzierten dadurch jede Menge Fehlpässe und Scheibenverluste, ohne dass daraus etwas Zählbares entstand. Nauheim verlegte sich immer mehr auf die Defensive, wobei sie allerdings nicht die erhofften schnellen Konter landen konnten. Erst in der 36. Minute drehte sich das Spiel: Landshuts Dominik Hammer schoss wohl mehr aus Verlegenheit aus spitzem Winkel auf Nauheims Tor und zur Überraschung aller ließ Goalie Elliott diesen harmlosen Schlenzer ins kurze Eck rutschen.
Dies war das Signal für die Gäste, ihre Zurückhaltung aufzugeben. Das gesamte letzte Drittel stürmten sie mit Mann und Maus auf das von McDonald sehr sicher gehütete Tor, während sich die Landshuter immer mehr zurückzogen. Teils war es Pech, teils wohl auch Unvermögen, die Roten Teufel aus der Kurstadt schafften trotz wütender Angriffe keinen Treffer mehr. Und so kam es, wie es kommen musste: Erneut Markus Welz schnappte sich Sekunden vor dem Ende die Scheibe und schoss sie ins leere Nauheimer Tor.
Danach artete die bis dahin zwar hart, aber doch recht fair geführte Partie aus: Einige Gästespieler, allen voran Landshuts Buhmann Phil Huber, zeigten sich als schlechte Verlierer und attackierten ihre Gegner mit Stöcken und Fäusten. So etwas lässt sich ein gestandener Niederbayer natürlich nicht gefallen, weshalb es in den letzten Spielsekunden zu diversen recht rustikalen Scharmützeln kam. Eine gewisse Mitschuld trug dabei auch Schiedsrichter Trainer, der sich in manchen Szenen etwas zu großzügig zeigte, anstatt von Anfang an härter durchzugreifen.
Nach dem Spiel setzten sich die „Meinungsverschiedenheiten“ vor der Gästekabine fort, wobei es über den Auslöser zwei verschiedene Versionen gibt: Landshuts Fans beschuldigten einige Nauheimer Spieler, sie hätten mit ihren Stöcken Zuschauer, darunter auch Kinder, angegriffen, während die Gäste sich von Landshutern belästigt fühlten. Peter Obresa, Nauheims Trainer, wies die Anschuldigungen dann auch entschieden zurück: „Wir haben einige Familienväter in unserer Mannschaft, und die würden nie Kinder angreifen“.
Was in der aufgeheizten Atmosphäre nach dem Spiel wirklich passiert ist, wird sich wohl kaum mehr restlos aufklären lassen. Fakt ist jedenfalls, dass der Ordnungsdienst in Landshut zu wünschen übrig lässt. Was haben Kinder vor der Kabine und auf dem Weg dorthin zu suchen? Warum wird nicht, wie in anderen Stadien, großräumig abgesperrt? Was haben ca.100 Leute (darunter ebenfalls viele Kinder) bei der anschließenden Pressekonferenz im völlig überfüllten Presseraum zu suchen, von denen offensichtlich kaum einer von der schreibenden Zunft ist.
Auf jeden Fall muss man für das entscheidende fünfte Spiel am Donnerstag in Bad Nauheim das Schlimmste befürchten. Hoffentlich kommt ein erfahrener Schiedsrichter zum Einsatz, der die erwarteten Härten von Anfang an unterbindet.
Welches der beiden Teams letztlich ins Playoff-Finale gegen Wolfsburg oder Bietigheim einziehen wird, ist völlig offen. Eines steht aber felsenfest: In dieser Form hätte keine Mannschaft eine Chance, in der DEL über ein Mauerblümchendasein hinauszukommen. Aber das ist noch Zukunftsmusik. (an)