"Konfusius", Bruder Leichtfuß und ein Finne vermiesen die Heimpremiere
Cory Gustafson kehrt nach Landshut zurückEin Traumstart sieht sicherlich anders aus, als das, was die Landshut
Cannibals am Auftaktwochenende zur Zweitliga-Saison ablieferten. Dabei
schien die Ausgangslage nicht so schlecht zu sein, wurden den Kannibalen mit
den Straubing Tigers und den Blue Devils Weiden doch zwei Gegner serviert,
die nicht unbedingt als Favoriten in den Vergleich mit dem
Vorjahres-Halbfinalisten gingen. Dann aber schon in der Gäubodenstadt der
erste Dämpfer. Trotz überlegen geführter Partie musste man dem
niederbayerischen Rivalen zwei Zähler überlassen. Egal: Betriebsunfall mit
haufenweise vergebener Chancen und einem individuellen Fehler in der Abwehr,
der einen eigentlich geschlagenen Gegner wieder ins Spiel zurückbrachte - da
passte es dann auch noch ins Bild, dass die Kannibalen beim abschließenden
Penalty-Poker fünf Nieten zogen. Eine - Schiedsrichter hin, Schiedsrichter
her - ebenso vermeidbare wie unnötige Niederlage in diesem emotionsgeladenen
Derby, aber auch die Chance, zwei Tage später gegen Aufsteiger Weiden alles
besser zu machen.
2200 Zuschauer, darunter wohl 150 bis 200 (sich lautstark bemerkbare)
"Teufelsanbeter" wollten sich die Heimpremiere der Cannibals nicht entgehen
lassen. Und die Anfangsphase versprach schon Einiges - zumindest für die
Cannibals-Getreuen. Eric Dylla prüfte nach noch nicht einmal einer Minute
EVW-Goalie Martti Hirvonen, Dominik Hammer verfehlte dessen Heiligtum nur
knapp. Auf der Gegenseite konnte Conny Strömberg eine Hereingabe nicht unter
Kontrolle bringen. Dann die große Chance für die Gastgeber, als innerhalb von
nur 50 Sekunden Dustin Whitecotton und Bendikt Schopper das Sünderbänklein
aufsuchen mussten. Die Devils standen jedoch gut, so dass die 5:3-Überzahl
erfolglos verstrich. Mehr als ein paar Versuche, aus der Distanz zum Erfolg
zu kommen, brachten die Englbrecht-Schützlinge nicht zustande. Auch in der
Folge ein eher unkontrolliertes Anrennen auf den Kasten von Hirvonen. In der
13. Minute sorgte Chris Bahen mit einem sehenswerten Solo dann doch für
einen Weckruf für die äußerst zurückhaltenden Cannibals-Fans. Er bediente
Doug Derraugh, der aber an Hirvonen scheiterte. Auf Seiten der Kannibalen
ging es nun für Eric Dylla, begleitet von Weidens Bornhammar in Richtung
Strafbank, wobei Letztgenanntem nur Sekunden später Michal Piskor
Gesellschaft leistete. Wieder wussten die Cannibals mit ihrer numerischen
Überlegenheit nichts anzufangen. Im Gegenteil: Die inzwischen mutiger
auftretenden Gäste wussten die teils ungenauen Abspiele zum einen oder
anderen Konter zu nutzen. Glück für die Niederbayern, dass in der 16. Minute
bei einem Gewühl vor dem Kasten von Nolan McDonald dessen "Heiligtum" von
einem stürzenden Weidener aus der Verankerung gerissen wurde - es blieb beim
0:0. Wo der Schuh die Kannibalen momentan zu drücken scheint, wurde bei zwei
Szenen in der 18. Minute offensichtlich. Erst schoss Daniel Koslow, von
Thomas Schenkel mustergültig bedient, den am Boden liegenden Gästekeeper an
und dann vergab Eric Dylla völlig alleinstehend aus kurzer Distanz.
Auch zu Beginn des Mittelabschnitts übten die Cannibals mächtig Druck auf
das Weidener Gehäuse aus - allerdings nur knapp anderthalb Minuten lang,
dann unterbrach eine Strafe gegen Markus Hundhammer den Sturmlauf. Als sich
dann auch noch Mats Lindmark einen völlig unnötigen Regelverstoß leistete,
standen drei Landshuter fünf Gästeakteuren gegenüber. Michal Piskor nutzte
die Chance zum 0:1 in der 24. Minute. Markus Hundhammer fälschte einen
Tuominen-Schuss ab - Pfosten. Nach 30 Minuten ein schwerwiegender Fehler von
Mats Lindmark, der sich in Überzahl im eigenen Drittel einen bösen Fehlpass
leistete. Conny Strömberg nahm das Geschenk dankend an und ließ Nolan
McDonald keine Chance. In der Folge ein konfuses Anrennen der Kannibalen,
die gegen ein aufopferungsvoll kämpfendes Devils-Team optisch zwar weiterhin
die Oberhand behielten, aber - wie etwa Dylla, Seyller, Bahen oder Koslow -
entweder das Ziel verfehlten, oder an Weidens finnischen Keeper Hirvonen, der längst so richtig "warm
geschossen" war, ihren Meister fanden.
Nachdem schon früh im Schlussabschnitt David Borhammar an Nolan McDonald
gescheitert war, agierten die Cannibals zwei Minuten lang trotz numerischen
Gleichstands wie im Powerplay. Aber das gegnerische Tor schien weiterhin wie
vernagelt. Weiden blieb mit Breaks gefährlich, aber - wie sein Gegenüber -
präsentierte sich in dieser Phase auch Nolan McDonald als Meister seines
Fachs. Nochmals sollte in der Folge den Cannibals eine 5:3-Überlegenheit
gegönnt sein, jedoch verstrich auch diese, ohne dass Zählbares dabei
herausgesprungen war. Eric Dylla handelt sich eine unnötige Strafe wegen
Stockschlags ein und beendet damit erst einmal den Sturmlauf seines Teams.
Dann zwei Minuten gegen Jan Penk, die Doug Derraugh zum 1:2-Anschlusstreffer
nutzte. Als sich wenig später der Torschütze in Richtung Strafbank
verabschiedete, schien die Partie zugunsten der Blue Devils gelaufen. Aber
die Cannibals fighteten zurück. Markus Hundhammer scheitert noch in
Unterzahl nach schönem Solo an Hirvonen, dem Markus Welz schließlich 68
Sekunden vor der Schlusssirene doch noch zum zweiten Mal das Nachsehen gab:
2:2 und Verlängerung.
In der Overtime nutzte Conny Strömberg, der unbedrängt vor Nolan McDonald an
die Scheibe kam, die Gunst der (Individualfehler-) Stunde und besiegelte die
zweite Niederlage der Cannibals innerhalb von nur 48 Stunden. Am Ende ein
sicherlich glücklicher, aber nicht ganz unverdienter Sieg für den Neuling,
der sich in der Chancenverwertung einfach kaltschnäuziger zeigte. (gl)