Klasse erhalten, Ziel verfehlt - Die Saisonbilanz der Wölfe Freiburg

Das letzte Wochenende der Saison war durchwachsen wie die ganze Spielzeit. Einem
klaren und verdienten 7:2 Heimsieg am Freitag gegen Essen folgte eine 0:5 Niederlage am Sonntag gegen den Absteiger aus
Crimmitschau. Die Ambitionen der Wölfe Freiburg für die Saison 2004/2005 waren
groß und das Ziel war die DEL. Zeitweise waren die Wölfe sogar Tabellenführer,
doch am Ende der Doppelrunde blieb mit dem neunten Platz nur die Abstiegsrunde.
Die Trainer Pavel Gross und Doug Bradley
Mit der Verpflichtung von Pavel Gross gingen die sportliche Leitung der Wölfe
ein großes Risiko ein. Ein unerfahrener Trainer sollte die Breisgauer
in die DEL führen. Diese Unerfahrenheit wurde dem sympathischen Tschechen zum
Verhängnis. Das Team stürzte in zwei große Krisen und Gross hatte hierbei
offenbar nur noch wenig Einfluss auf seine Spieler. Ob das Team gegen Gross
gespielt hat, ist spekulativ, aber die Wölfe haben zu oft nicht für ihren
Trainer Pavel Gross gespielt. Als die Wölfe die Notbremse zogen, war der
Playoff -Zug fast schon abgefahren. Für den beurlaubten Gross sprang Doug
Bradley ein. Bradley konnte die Playoffs zwar nicht mehr retten, aber der
US-Amerikaner machte aus einer Ansammlung von Individualisten wieder ein Team,
das sein System spielte. Die schwere und gefürchtete Abstiegsrunde konnten die
Wölfe so doch souverän meistern.
Die Offensive - Fox, Palmer & Co.
Der Sturm der Wölfe wurde dem entsprechendem Ziel DEL mit namhaften Spielern,
besonders auf den Center-Positionen bestückt. Mit Fox, Palmer und Hölscher
wurden Mittelstürmer verpflichtet die DEL Erfahrung bzw. DEL Format haben. Doch
die Realität war eine gänzlich andere. Aaron Fox kam untrainiert aus der
Sommerpause und war oft verletzt. Den Spielaufbau von Fox vermisste das Team oft
schmerzlich. Steve Palmer konnte an seine starken Leistungen der Saison
2002/2003 nicht anknüpfen, obwohl er unermüdlich kämpfte. Der Dritte im
Bunde, Henrik Hölscher spielte in der ersten Saisonhälfte stark, baute dann
immer stärker ab. Ähnliches gilt für Vadim Rifel. Chris Lipsett scorte zwar
überragend, tauchte aber auch oft völlig ab. An Offensiv-Potential mangelte es
den Stürmern nicht, wohl aber an der Zweikampfbereitschaft und der
Abwehrarbeit.
Die Krisenregion Abwehr und Torwart
In der Abwehr der Wölfe haperte es besonders im Aufbauspiel und im Über-
und Unterzahlspiel. Geno Parrish hatte Pavel Gross für Sergej Stas
verpflichtet und lag damit gründlich daneben. Parrishs Pässe landeten zu oft
beim Gegner und als der US-Amerikaner eine Denkpause erhalten hatte, machte er
sich aus dem Staub, anstatt die sportliche Herausforderung anzunehmen. Den
Ausfall von Michael Vasicek konnten die Wölfe nicht kompensieren. Corey Laylin,
der eigentlich als siebter Ausländer geholt wurde, konnte die Abwehr
stabilisieren und in der Offensive Akzente setzen. Der Verteidigung fehlte
insgesamt jedoch die physische Stärke, präzises Passspiel, Konstanz und die nötige
Quantität für eine Topplatzierung. Mit Christian Bronsard hatten die Wölfe
ohne Frage eine Klassetorwart, aber in einigen wichtigen Spielen war der
Kanadier nicht so präsent wie dies nötig gewesen wäre.
Nicht nur Schatten...
Es gab auch viel positives von den Wölfen zu vermelden. Hier ist besonders
Simon Danner zu nennen, der sich glänzend entwickelt hat. Ähnliches gilt für
den jungen Verteidiger Nikolai Goc. Jiri Zelenka feierte ein grandioses
Comeback, aber der Trainingsrückstand führte auch bei ihm in ein Tal, das der
schnelle Flügelstürmer aber im letzten Viertel der Saison wieder überwinden
konnte. Auch der Zuschauerzuspruch, trotz der sportlichen Krise, ist positiv zu
vermerken. Einen sehr emotionalen Abschied gab es von Petr Mares. Der Stürmer
verlässt nach elf Jahren Freiburg und verabschiedete sich in einer sehr persönlichen
Rede vom Verein und den Fans. Mares erinnerte auch an seinen sehr kranken Freund
Michael Vasicek. Der Flügelstürmer, der über 400 Mal das Wölfe Trikot
getragen hat, wird Freiburg in Richtung Bietigheim verlassen.
Ausblick: Saison 2005/2006
Für die kommende Saison besitzen Wolf, Goc, Willaschek, Simon Danner und
Khaidarow bereits Verträge. Als Neuzugang steht Fabian Krull aus Heilbronn
fest. Ob Trainer Doug Bradley und weitere Spieler weiter in Freiburg bleiben,
ist derzeit offen. Der Trainer und viele Spieler würden gern im Breisgau
bleiben. Neuzugänge werden stark von den finanziellen Konditionen abhängen.
Einerseits spielen hier die nun stärker eingeschränkten finanziellen Mittel
eine große Rolle, andererseits die zukünftigen Strategien und Ziele der Wölfe.
Der Vertrag vom sportlichen Leiter Thomas Dolak wurde noch nicht verlängert,
aber eine weitere Zusammenarbeit gilt als wahrscheinlich. (dim)