Kaufbeuren hat (noch) ein EisstadionFaninitiative Pro Eisstadion Kaufbeuren
Die Vorstellung, dass mit einem Schlag die Existenz einer fast 70-jährigen Eishockeytradition auf dem Spiel steht, mutet absurd an und jeder, der diesen Sport liebt, wird sich das Ausmaß dessen nicht vorstellen mögen. Vor allen Dingen geht es nicht nur um das Bestehen der DEL2-Mannschaft des ESV Kaufbeuren. Der Verein hat acht Mannschaften in den jeweils höchsten Nachwuchsligen, acht Hobbymannschaften spielen im Stadion, in fünf Schulen steht Eishockey als Unterrichtsfach auf dem Stundenplan. In der ältesten Eishockeyschule trainieren 270 Kinder. Und die Erfolge der Nachwuchsarbeit des ESVK sind beträchtlich: über 30 Nationalspieler sind aus dem Verein hervorgegangen. Alex Sulzer spielt bei den Buffalo Sabres in der NHL. Vier Spieler des ESVK gewannen 1976 die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen. Gegenwärtig vertreten mit Tanja Eisenschmid, Daria Gleißner und Anja Weißer drei Eishockeyspielerinnen des ESVK die deutschen Farben in Sotschi.
Um diese Tradition nicht sterben zu lassen, hat sich nun in Kaufbeuren eine Faninitiative gegründet. „Pro Eisstadion Kaufbeuren“ hat es sich zum Ziel gesetzt, Eishockey in Kaufbeuren, in allererster Linie durch einen Stadionneubau, langfristig zu sichern. Die Unterstützung und Sympathie, die sie erfahren, ist enorm. Ehemalige Spieler und Funktionäre melden sich zu Wort und die folgenden Beispiele sind nur eine kleine Auswahl. Buddy Smith spielte von 2003 bis 2005 bei den Jokers und brachte es damals auf sagenhafte 104 Scorerpunkte in einer Saison: „Kaufbeuren war für zwei Jahre meine Heimat, ich habe hier Freunde fürs Leben gefunden. Eishockey ist allgegenwärtig in Kaufbeuren, nicht nur an den Spieltagen und nicht nur im Stadion.“ Bohuslav Stastny und Vladimir Martinec waren in den achtziger Jahren Publikumslieblinge, die sich besonders an die Derbys „Landswut gegen Raufbeuren“ erinnern: „Kaufbeuren ohne Eishockey wäre wie Prag ohne die Moldau und München ohne den FC Bayern.“ Sebastian Furchner (Grizzly Adams Wolfsburg) schreibt: „Ich habe zwei Neffen, die mit Freude und Ehrgeiz das Trikot des ESVK tragen. Wenn ich darüber nachdenke, dass ihnen ab 2017 diese Möglichkeit in dem Verein, in dem auch ich groß geworden bin, genommen wird, macht mich das traurig.“ Auch Dieter Medicus, als Verteidiger zusammen mit Manfred Schuster die „Kaufbeurer Wand“, liegt der Verein am Herzen: „Eishockey hat unser kleines Städtchen weit über seine Grenzen hinaus bekannt gemacht. Eishockey und Kaufbeuren gehören zusammen wie eineiige Zwillinge. Kein hiesiger Sportverein hat und wird auch nie wieder nur annähernd eine vergleichbare Tradition und Erfolgsgeschichte haben wie der ESVK.“ Last but not least meldetet sich auch Peter Ustdorf zu Wort: „Kaufbeuren hat kein Eisstadion mehr. Diese Schlagzeile kann und will ich mir nicht vorstellen. Für mich war dieses Stadion immer mehr als nur ein Eisstadion. Es war über Jahrzehnte hinweg unter anderem eine Schule des Lebens für tausende Kaufbeurer Jugendlichen. Es war aber auch die Geburtsstätte internationaler Karrieren. Es war aber auch der Ort ausgelebter Emotionen, unendlicher Freude und tiefster Verzweiflung, Wut, Mitleid und Vorfreude, geteilt mit den Bürgern unserer Stadt.“ Sein Sohn Stefan fügt hinzu: „Ich möchte alle Beteiligten bitten, schnell eine Lösung zu finden, damit die Kinder im Nachwuchs weiter die gleiche Chance bekommen, die ich hatte.“
Am Freitag übergaben Vertreter der Faninitiative einen offen Brief an Ministerpräsident Horst Seehofer. Es bleibt zu hoffen, dass hier auf hoher politischer Ebene schnell Entscheidungen getroffen werden, um den Eishockeystandort Kaufbeuren auch über das Jahr 2017 hinaus zu erhalten. Denn wenn man den knappen Zeitraum von drei Jahren bedenkt, steht die Uhr schon nicht mal mehr auf fünf vor Zwölf.
Weiter Informationen gibt es auf der Facebook-Seite der Faninitiative, die ständig aktualisiert wird: https://www.facebook.com/ProStadionKF?fref=ts