Kassel siegt, aber lässt sich vom Außenseiter ärgern
So hatten sie sich die
Kassel Huskies den Start ihres ersten Play-Off-Spiels sicher nicht vorgestellt:
Nach 3:15 Minuten lag der Spitzenreiter bereits mit 0:1 gegen den Underdog aus
Crimmitschau, der den Titelfavoriten schon in der Hauptrunde zu ärgern gewusste
hatte, im Rückstand. Am Ende konnten die Nordhessen die Partie aber dennoch mit
4:2 (1:2; 1:0; 2:0) für sich entscheiden.
Knapp zwanzig Sekunden
waren gerade einmal gespielt, da hatte Kassels Torjäger Shawn McNeil schon die
erste hochkarätige Chance, scheiterte aber an Crimmitschaus Schlussmann
Martinovic. Danach zeigten die Gäste erst einmal, dass sie nicht nach Kassel
gekommen waren, um sich von den Huskies vorführen zu lassen. Aggressiv im
Forechecking gingen die Sachsen zu Werke und wurden schnell belohnt: Firsanovs
Schuss fand seinen Weg über die Fanghand von Boris Rousson und bringt den
Außenseiter zum ersten Mal in Führung (4.). Doch die Huskies brauchten nicht
lange für eine Antwort. Mit zwei Mann mehr auf dem Eis stocherte Palmer die
Scheibe in der 5. Minute über die Linie – 1:1. Die Gäste aber gaben sich nicht
auf, gingen weiter kämpferisch nach vorne und wurden ausgerechnet durch den
gebürtigen Kasseler Alexander Heinrich belohnt. Der 20-Jährige erhält die
Scheibe vor dem Tor und fackelt nicht lange – nach zwölf Minuten die erneute
Führung für die Eispiraten. Die Huskies schienen von der Entschlossenheit und
dem Willen der Crimmitschauer geradezu geschockt, brachten in diesem Drittel
nicht mehr viel zu Stande und flüchteten sich mit dem knappen Rückstand in die
erste Pause.
Der zweite Abschnitt
stand für die Hausherren dann ganz im Sinne des Ausgleichs. Die Kasseler
kämpften sich zurück ins Spiel, brauchten aber einige Anläufe, bis dies auch
auf dem Tore-Konto zu sehen war. Kosick versuchte es in Unterzahl per
Rückhandschuss (30.), Klinges Schuss ging über das Tor hinweg (34.), Plachta verzog
frei vor dem Tor stehend (36.), Pellegrims traf nach einem Bauerntrick nur den
Pfosten (38.). Die Crimmitschauer ihrerseits machten den Huskies das Leben
schwer, indem sie nicht nur in Unterzahl hervorragend standen. Schließlich war
es aber Pielmeier, der nach guter Übersicht von Palmer bei angezeigter Strafe
gegen die Gäste den 2:2-Ausgleich erzielte (39.).
Nach der zweiten Pause
ging es also wieder bei Null los. Obwohl Kassels Trainer Stéphane Richer die
Verteidigerpärchen einmal mehr umstellte, gelang es den Eispiraten immer
wieder, schnell und gefährlich im Drittel der Huskies aufzutauchen. Doch das
konnten die Huskies auch, allen voran Manuel Klinge. Den schickte Mike
Pellegrims in der 52. Minute ins Crimmitschauer Drittel, Torwart Martinovic
ließ den Schuss durch die Beine passieren und es stand 3:2 für die Gastgeber.
Danach ließ der Favorit nichts mehr anbrennen, auch, wenn die Eispiraten sich
nicht aufgaben und weiter gefährlich im Vorwärtsgang waren. Boisvert und zwei
Mal Plachta hatten zwar den vierten Treffer auf der Kelle, der gelang dann aber
erst drei Sekunden vor Schluss, als Martinovic bereits zum dritten Mal
zugunsten eines weiteren Feldspielers auf dem Weg zur Bank war und McNeil keine
Probleme hatte, die Scheibe mit der Rückhand über den zurückhechtenden Goalie
zu lupfen.
Der Favorit führt in der
Serie also nach einer spannungsgeladenen Partie mit 1:0. Wer allerdings dachte,
die Huskies würden die Eispiraten mal eben so aus dem Weg räumen, wurde gestern
Abend eines Besseren belehrt. Wollen die Schlittenhunde am Samstag im Sahnpark
den zweiten Sieg einfahren, müssen sie dieses Mal von Beginn an wach sein und
sich nicht aus dem Konzept bringen lassen. Crimmitschau jedenfalls dürfte Blut
geleckt haben und wird in den nächsten Spielen sicherlich kein einfacherer
Gegner werden.
Stimmen zum Spiel:
Gunnar Leidborg, Trainer
ETC Crimmitschau:
„Ich denke, wir haben
heute ein gutes Play-Off-Spiel gesehen. Im ersten Drittel waren wir die bessere
Mannschaft, aber Kassel ist im zweiten Drittel stark zurückgekommen. Im letzten
Drittel war dann klar: Wer das 3:2 macht gewinnt. Beide Teams hatten dabei gute
Chancen. Im Endeffekt steht es nun in der Serie 1:0 für Kassel, aber wir
hoffen, dass wir ihnen weiter so gut Paroli bieten können. Wir wollen zeigen,
dass wir verdient in den Play-Offs dabei sind und werden versuchen Kassel so
lange wie möglich zu ärgern - das ist unser Sieg. Für uns ist die Stimmung
allein schon ein Highlight, wir genießen jeden Moment.“
Stéphane Richer, Trainer
Kassel Huskies:
„Es war heute der
erwartet harte Kampf gegen Crimmitschau. Sie sind im ersten Drittel viel
lockerer ins Spiel gestartet, weil sie auswärts angetreten sind und ohne Druck
spielen konnten. Ich dachte mir schon, dass mein Team etwas nervös sein würde,
weil wir das erste Spiel zu Hause spielen und sehr viel Druck haben. Dadurch
war Crimmitschau im ersten Drittel besser. Am Ende haben wir aber wieder einmal
einen Weg gefunden das Spiel zu gewinnen. Aber es war nur das erste Spiel und
es wird eine lange, harte Serie. Crimmitschau hat gezeigt, dass sie vollkommen
verdient die Play-Offs erreicht haben. Wir wissen, dass wir am Samstag von der
ersten Minute an bereit sein müssen; es wird ein harter Kampf.“
Leona Malorny