Kassel siegt, aber lässt sich vom Außenseiter ärgern

Lesedauer: ca. 4 Minuten

So hatten sie sich die

Kassel Huskies den Start ihres ersten Play-Off-Spiels sicher nicht vorgestellt:

Nach 3:15 Minuten lag der Spitzenreiter bereits mit 0:1 gegen den Underdog aus

Crimmitschau, der den Titelfavoriten schon in der Hauptrunde zu ärgern gewusste

hatte, im Rückstand. Am Ende konnten die Nordhessen die Partie aber dennoch mit

4:2 (1:2; 1:0; 2:0) für sich entscheiden.

Knapp zwanzig Sekunden

waren gerade einmal gespielt, da hatte Kassels Torjäger Shawn McNeil schon die

erste hochkarätige Chance, scheiterte aber an Crimmitschaus Schlussmann

Martinovic. Danach zeigten die Gäste erst einmal, dass sie nicht nach Kassel

gekommen waren, um sich von den Huskies vorführen zu lassen. Aggressiv im

Forechecking gingen die Sachsen zu Werke und wurden schnell belohnt: Firsanovs

Schuss fand seinen Weg über die Fanghand von Boris Rousson und bringt den

Außenseiter zum ersten Mal in Führung (4.). Doch die Huskies brauchten nicht

lange für eine Antwort. Mit zwei Mann mehr auf dem Eis stocherte Palmer die

Scheibe in der 5. Minute über die Linie – 1:1. Die Gäste aber gaben sich nicht

auf, gingen weiter kämpferisch nach vorne und wurden ausgerechnet durch den

gebürtigen Kasseler Alexander Heinrich belohnt. Der 20-Jährige erhält die

Scheibe vor dem Tor und fackelt nicht lange – nach zwölf Minuten die erneute

Führung für die Eispiraten. Die Huskies schienen von der Entschlossenheit und

dem Willen der Crimmitschauer geradezu geschockt, brachten in diesem Drittel

nicht mehr viel zu Stande und flüchteten sich mit dem knappen Rückstand in die

erste Pause.

Der zweite Abschnitt

stand für die Hausherren dann ganz im Sinne des Ausgleichs. Die Kasseler

kämpften sich zurück ins Spiel, brauchten aber einige Anläufe, bis dies auch

auf dem Tore-Konto zu sehen war. Kosick versuchte es in Unterzahl per

Rückhandschuss (30.), Klinges Schuss ging über das Tor hinweg (34.), Plachta verzog

frei vor dem Tor stehend (36.), Pellegrims traf nach einem Bauerntrick nur den

Pfosten (38.). Die Crimmitschauer ihrerseits machten den Huskies das Leben

schwer, indem sie nicht nur in Unterzahl hervorragend standen. Schließlich war

es aber Pielmeier, der nach guter Übersicht von Palmer bei angezeigter Strafe

gegen die Gäste den 2:2-Ausgleich erzielte (39.).

Nach der zweiten Pause

ging es also wieder bei Null los. Obwohl Kassels Trainer Stéphane Richer die

Verteidigerpärchen einmal mehr umstellte, gelang es den Eispiraten immer

wieder, schnell und gefährlich im Drittel der Huskies aufzutauchen. Doch das

konnten die Huskies auch, allen voran Manuel Klinge. Den schickte Mike

Pellegrims in der 52. Minute ins Crimmitschauer Drittel, Torwart Martinovic

ließ den Schuss durch die Beine passieren und es stand 3:2 für die Gastgeber.

Danach ließ der Favorit nichts mehr anbrennen, auch, wenn die Eispiraten sich

nicht aufgaben und weiter gefährlich im Vorwärtsgang waren. Boisvert und zwei

Mal Plachta hatten zwar den vierten Treffer auf der Kelle, der gelang dann aber

erst drei Sekunden vor Schluss, als Martinovic bereits zum dritten Mal

zugunsten eines weiteren Feldspielers auf dem Weg zur Bank war und McNeil keine

Probleme hatte, die Scheibe mit der Rückhand über den zurückhechtenden Goalie

zu lupfen.

Der Favorit führt in der

Serie also nach einer spannungsgeladenen Partie mit 1:0. Wer allerdings dachte,

die Huskies würden die Eispiraten mal eben so aus dem Weg räumen, wurde gestern

Abend eines Besseren belehrt. Wollen die Schlittenhunde am Samstag im Sahnpark

den zweiten Sieg einfahren, müssen sie dieses Mal von Beginn an wach sein und

sich nicht aus dem Konzept bringen lassen. Crimmitschau jedenfalls dürfte Blut

geleckt haben und wird in den nächsten Spielen sicherlich kein einfacherer

Gegner werden.

Stimmen zum Spiel:

Gunnar Leidborg, Trainer

ETC Crimmitschau:

„Ich denke, wir haben

heute ein gutes Play-Off-Spiel gesehen. Im ersten Drittel waren wir die bessere

Mannschaft, aber Kassel ist im zweiten Drittel stark zurückgekommen. Im letzten

Drittel war dann klar: Wer das 3:2 macht gewinnt. Beide Teams hatten dabei gute

Chancen. Im Endeffekt steht es nun in der Serie 1:0 für Kassel, aber wir

hoffen, dass wir ihnen weiter so gut Paroli bieten können. Wir wollen zeigen,

dass wir verdient in den Play-Offs dabei sind und werden versuchen Kassel so

lange wie möglich zu ärgern - das ist unser Sieg. Für uns ist die Stimmung

allein schon ein Highlight, wir genießen jeden Moment.“

Stéphane Richer, Trainer

Kassel Huskies:

„Es war heute der

erwartet harte Kampf gegen Crimmitschau. Sie sind im ersten Drittel viel

lockerer ins Spiel gestartet, weil sie auswärts angetreten sind und ohne Druck

spielen konnten. Ich dachte mir schon, dass mein Team etwas nervös sein würde,

weil wir das erste Spiel zu Hause spielen und sehr viel Druck haben. Dadurch

war Crimmitschau im ersten Drittel besser. Am Ende haben wir aber wieder einmal

einen Weg gefunden das Spiel zu gewinnen. Aber es war nur das erste Spiel und

es wird eine lange, harte Serie. Crimmitschau hat gezeigt, dass sie vollkommen

verdient die Play-Offs erreicht haben. Wir wissen, dass wir am Samstag von der

ersten Minute an bereit sein müssen; es wird ein harter Kampf.“

Leona Malorny


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