Karl-Heinz Lorenz, Vorsitzender des EHC Wolfsburg, im Interview
Grizzlies stärker als EisbärenDie Grizzly Adams Wolfsburg lassen aufhorchen. Nicht nur durch die Verpflichtung hochkarätiger Spieler, sondern auch durch gute Ergebnisse. Der niedersächsische Eishockey Zweitligist strebt nach oben und möchte bald den Aufstieg in die Deutsche Eishockey Liga schaffen. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden des EHC Karl-Heinz Lorenz über die Ziele und Perspektiven des Klubs aus der Autostadt:
Der EHC Wolfsburg ließ in der Vorbereitung durch gute sportliche Ergebnisse (Sieg gegen Iserlohn, knappe Niederlage in Hannover) aufhorchen. Wie sehen die sportlichen Ziele des EHC in der kommenden Zweitligasaison aus?
Karl-Heinz Lorenz: Unsere Ziele sind von vornherein klar. Wir wollen in der Vorrunde unter die ersten vier und dann in den Playoffs versuchen in die DEL aufzusteigen.
Wie hoch ist der Etat in der kommenden Saison?
Dazu kann ich leider nichts sagen.
Ist die kommende Saison als finanzieller "Kraftakt" anzusehen oder gibt es ein mittel- bis langfristiges Konzept den Klub in die DEL zu hieven?
Es gibt ein langfristiges Konzept.
Von außen betrachtet scheint es so, dass der EHC stark von den finanziellen Zuwendungen des VW Konzerns abhängt. Könnte der EHC auch ohne den Hauptsponsor Skoda / VW in der zweiten Bundesliga existieren?
Ich sage es mal so: Ohne einen Hauptsponsor kann man in der Bundesliga gar nicht mehr existieren. Man muss einen Hauptsponsor haben, um überhaupt einigermaßen vorne mitzumischen und höherklassiges Eishockey bieten zu können.
Wieviel Prozent der Sponsorengelder werden von VW abgedeckt und wie groß ist der Anteil aus Zuschauereinnahmen? Mit welchem Zuschauerschnitt wird kalkuliert?
Zu den Prozenten möchte ich auch hier nichts sagen. Wir haben gewisse Abmachungen und deshalb werden wir nicht über Gelder oder prozentuale Beteiligungen sprechen. Bei den Zuschauerzahlen kalkulieren wir mit 900 pro Spiel.
Der Zuschauerschnitt der Grizzly Adams ist als erschreckend zu bezeichnen. Selbst zum einzigen Playoff Spiel der letzten Saison kamen keine 1000 Zuschauer in die Halle. Sollte der EHC tatsächlich den Aufstieg in die DEL schaffen: Wie will man den Bau einer größeren Halle rechtfertigen, da nicht unbedingt davon auszugehen ist, dass der Schnitt um mehr als das Doppelte steigen wird?
Wenn eine neue Halle im Rahmen der "Erlebniswelt" gebaut wird, dann wird man durch den ganz anderen Komfort auch mehr Zuschauer zusätzlich in die Halle locken. Siehe Volkswagen-Arena. Wenn man in der DEL spielt, ist es sowieso noch attraktiver. Wolfsburg ist vom Zuschauerpotential schwierig. Das wissen wir. Das war überall so und ist auch im Fußball nicht anders. Wenn man aber erst einmal in der obersten Liga drin ist und mit größerem Komfort aufwarten kann, dann bin ich überzeugt, dass wir das schaffen können. Ich habe beobachten können, dass bisher jede neue Halle auch mehr Zuschauer angezogen hat. Das wird bestimmt auch in Bad Tölz der Fall sein, wenn die neue Halle in Betrieb genommen wird.
Mal angenommen der sportliche Coup, sprich DEL Aufstieg würde gelingen: Würde dann nicht ein großes Problem mit der, nach DEL Statuten gesehen, viel zu kleinen Halle entstehen? Gibt es Pläne für einen Umbau des Eispalast oder gar Umzug?
Das werden wir im Dezember sehen. Wenn wir oben mitmischen, dann werden wir eventuell schon Weichen stellen. Wer einmal bei den Scorpions im Icehouse war wird wissen, dass unsere Halle noch toll aussieht.
Wie sähe es personell aus? Müssten Sie dann nicht auch über die Verpflichtung eines sportlichen Managers / Geschäftsführers nachdenken?
So weit sind wir noch nicht. Wenn wir eine GmbH gründen, dann werden wir natürlich zwei Geschäftsführer einsetzen. Natürlich haben wir uns auch darüber schon Gedanken gemacht was zu tun ist, aber da möchten wir nicht vorgreifen und müssen erst einmal schauen, wie es sportlich läuft.
Sie selbst stehen seit mittlerweile mehr als einem halben Jahrzehnt an der Spitze des Klubs. Wie sind Sie zum Eishockey gekommen und wie lange interessieren Sie sich schon für diesen Sport?
Für den Sport interessiere ich mich schon seit 20 Jahren. Also seit dem diese Halle hier steht. Ich war früher auch als Fan hier und habe das Eishockey in Wolfsburg beobachtet. Dazu gekommen bin ich durch meinen Sohn, der Eishockey spielen wollte. Eigentlich wollte ich mich nur um den Nachwuchs kümmern, aber mit der Zeit rutscht man da hinein.
Was hat Sie damals bewogen für den Vorsitz zu kandidieren?
Ich habe ja unter einer anderen Vereinsführung als Jugendwart fungiert. Der Verein (ESC Wolfsburg) ist damals in Konkurs gegangen und es musste gehandelt werden, damit der Nachwuchs weiter spielen kann. Ich wurde angesprochen, ob ich nicht den freien Platz des zweiten Vorsitzenden einnehmen würde. Ein halbes Jahr lang war ich in Doppelfunktion als Jugendwart und zweiter Vorsitzender tätig.
Unter Ihrer Regie hat der Klub den Aufstieg bis in die zweite Bundesliga geschafft. Gibt es Veränderungen im Verein, die sie neben dem sportlichen Erfolg als besonders wichtig oder sogar lebenswichtig erachtet haben und in den letzten Jahren durchgesetzt haben?
Das ist schwer zu sagen. Es gibt viele Kleinigkeiten, die wir umgestellt haben. Sei es der Umgang mit den Sponsoren, die Errichtung des VIP-Zeltes, die Umgestaltung der Mannschaftskabine und viele andere kleine Dinge. Das ist hier alles in Eigenregie entstanden.
Wie groß wird Nachwuchsarbeit beim EHC geschrieben? Gibt es Spieler aus dem eigenen Nachwuchs im Bundesligateam?
Ja wir haben mit Andreas Schock und Andreas Bippus zwei Spieler im Team. Sechs Mannschaften im Nachwuchs sind gemeldet. Einige Teams sind besser bestückt, andere weniger. Es ist im Norden halt schwerer Kinder und Jugendliche zu begeistern, weil hier eben doch viele zum Fußball gehen. Da hat man es im Süden schon etwas leichter, Mitglieder zu gewinnen oder für den Eishockeysport zu begeistern.
Vereine, die in einer Fußballstadt höherklassiges Eishockey anbieten, haben oftmals Probleme die Zuschauer fürs Eishockey zu begeistern. Startet der EHC besondere Aktionen, um neue Zuschauer zu gewinnen?
Karl-Heinz Lorenz: Wir sind gerade eine neue Fusion mit der IG Metall eingegangen und bieten nun 13er Karten an. Die IG Metall hatte uns angesprochen und da es ja gerade hier in unserem Bereich wahnsinnig viele Mitglieder der IG Metall gibt, ist das für uns eine wahnsinnig gute Sache. Dadurch können wir sehr viele Menschen erreichen. In den verteilten Flyern waren Coupons drin, die bei uns eingelöst werden können. Diese Aktion hatten wir erst letzte Woche bekannt gemacht und es läuft schon gut an. Wir hatten heute einen großen Andrang, bei dem die Coupons eingelöst wurden.
Mit welchen Argumenten würden Sie versuchen; jemanden zu einem Besuch eines EHC Heimspiels im Eispalast zu überzeugen?
Ich würde ihn persönlich ansprechen und versuchen von der schnellsten Mannschaftssportart zu überzeugen. Wir laden hier häufiger Gruppen ein, um die Leute auf den Geschmack zu bringen. Die erzählen das weiter. Meistens ist es so, dass die Eingeladenen alleine oder mit ihrer Frau kommen und meistens sind es die Frauen, die dann "hängen" bleiben. Da staunen wir immer wieder ein wenig drüber.
In der Vergangenheit setzte der EHC meist auf die osteuropäische Schiene bei den Verpflichtungen. Aufgrund der neuesten Bestimmungen sind diese Verpflichtungen kaum noch zu realisieren. In dieser Saison ist mit Todd Simon der einzige Kanadier im Team. Inwieweit wird da schon in die Zukunft geplant und wie fühlt sich Simon als einziger Nordamerikaner in diesem Team? Wie klappt die Verständigung?
Die Verständigung klappt eigentlich ganz gut. Die mannschaftliche Gemeinschaft, die ja aus sieben verschiedenen Nationen besteht, klappt auch sehr gut. Die Spieler kommen recht gut miteinander aus. Man muss auch sehen, dass wir viele kanadisch geprägte Spieler haben. Ein David Musial und einige andere haben ja bereits unter kanadischen Trainern gearbeitet und haben schon einige Jahre dieses kanadisch geprägte Eishockey absolviert.
Stefan Mikes ist wie Sie schon sehr lange beim EHC. Wie sehen die Zukunftspläne aus? Gibt es eine Leistungsvorgabe von Seiten des EHC?
Ja. Wir stehen alle unter Druck. Wir haben uns hohe Ziele gesetzt. Da steht natürlich auch der Trainer unter Druck. Wir werden sehen, wie weit wir das alles realisieren können. Bisher waren wir mit seiner Arbeit zufrieden und er hat uns ja auch da hin gebracht wo wir jetzt sind.
Mit freundlicher Genehmigung von www.hockeywelt.de