Im Endspurt den Kürzeren gezogen - Tölz unterliegt in Landshut knapp

War es zuletzt so, dass Gastspiele in der niederbayerischen Bezirkshauptstadt stets äußerst negativen Einfluss auf die Tordifferenz hatten, konnten die Tölzer Löwen dieses Mal derartigen Schaden von sich fernhalten. Zu mehr, sprich Veränderungen auf der Habenseite des Punktekontos, reichte es nicht. Das sechste Mal in Folge musste man mit einer Niederlage im Gepäck die Heimreise vom Gutenbergweg antreten. Ein furioser Endspurt der Dreihelmenstädter sorgte für den aus Tölzer Sicht unglücklichen Ausgang, zwei Mal hatten die Isarwinkler zuvor in Führung gelegen.
Die Gäste aus dem Isarwinkel mussten das bayerische Derby ohne drei Stammspieler bestreiten. Rod Stevens meldete sich krank, Sepp Keller war verletzungsbedingt noch nicht einsatzfähig. Beide dürften jedoch weitaus schneller wieder auf dem Eis stehen als Anton Prommersberger. Eigentlich sollte der im letzten Jahr noch beim Gegner aktive Verteidiger ob seiner Matchstrafe fünf Spiele pausieren. Das Sportgericht verhandelte die Angelegenheit bei intensivem Betrachten der Videobilder noch einmal neu und erhöhte das Strafmaß auf satte acht Partien. Zu drei Verteidigerpärchen reichte es trotzdem, Florian Jäger meldete sich wieder gesund.
Entgegen sonstiger Gepflogenheiten ließen sich die Buam nicht wieder bereits in den ersten Minuten der Partie überrennen. Zaghaft beginnende Hausherren und tief stehende Löwen begründeten ein eher verhaltenes erstes Drittel. Ein Schlagschuss von Derek Mayer, der knapp am Landshuter Gehäuse vorbeistrich, war der Aufgalopp. Im Gegenzug hatte der in zwei Formationen agierende Matthias Wittmann die erste Möglichkeit für die Gegenseite. Duplizität der Ereignisse Minuten später. Erneut Mayer war es, der die Scheibe aus der eigenen Hälfte nach vorne trieb, allerdings durch die Schoner von Jan Münster gestoppt wurde. Wieder keimte unmittelbar danach Gefahr für den ECT auf. Markus Hundhammer scheiterte an Patrick Couture. Als sich die Hausherren das erste Mal mit einem Spieler mehr auf dem Eis versuchen durften, erreichten sie so langsam die vom Beginn weg erwartete Betriebstemperatur. Couture wurde nun mächtig beschäftigt, rettete aber mit unglaublichen Reaktionen das torlose Remis in die Pause.
Etwas überraschend für die meisten der rund 2700 Zuschauer fiel gleich nach Wiederbeginn der Führungstreffer der Tölzer. Einen Spieler zuviel hatten die Niederbayern auf dem Eis, folgerichtig kurze Zeit später einen weniger. Tim Regan nützte das Powerplay postwendend aus. Mit einem ansatzlosen Schlenzer überwand der US-Boy Jan Münster. Die Eleven von Bernie Engelbrecht ging oft sehr umständlich zu Werke, hatte dadurch eine hohe Qoute an Scheibenverlusten zu verzeichnen. Als einmal zielstrebiger nach vorne gespielt wurde, hätte Derek Mayer den an der Bande durchbrechenden Andi Geipel besser etwas nachhaltiger attackiert. So aber gelang dem EVL-Defender ein wunderbares Zuspiel auf den völlig frei stehenden Wittmann, der Couture aus kürzester Entfernung überwand. Zum Ende des Mittelabschnitts hatten die Gastgeber ihre beste Phase. Druckvolles Angriffspiel aller vier Reihen sorgte für erhebliche Beschäftigung im gelb-schwarzen Abwehrverbund. Bei zwei Posten- und einem Lattentreffer (Unterkante) durfte man sich auch der Unterstützung des Glücksfaktors erfreuen. Weniger mit Glück, sondern vielmehr mit zügig ausgespieltem Konter hatte die abermalige Führung der Buam zu tun. Mayer per Bande zu Regan, Querpass auf Warren, Schuss - Tor ! Sollte an diesem zweiten Weihnachtsfeiertag gar mehr möglich sein, als lediglich die bisher so bravourös gemeisterte Schadensbegrenzung ? Nein, denn zwei wirklich sehenswerte Einzelaktionen auf Seiten des EVL drehten die Begegnung. Erst verlud Andi Geipel, aus dem eigenen Drittel kommend, drei Gegenspieler, von denen der letzte Patrick Couture war. Dann brach Eric Dylla an der blauen Linie mittig durch zwei Verteidiger, was ihm freie Fahrt auf Couture und dazu einen erfolgreichen Abschluss ermöglichte. Die letzten Tölzer Reserven reichten danach nicht mehr, um wenigstens einen Punkt zu ergattern. Ein abgefälschter Blueliner (Mayer) strich hauchdünn am Pfosten vorbei und auch das finale Powerplay brachte trotz einiger Schussmöglichkeiten nicht den ersehnten Ausgleich.
Auf die Frage, warum er seinen Keeper nicht etwas zeitiger vom Eis nahm und den vier Landshutern einen sechsten Angreifer entgegenstellte, antwortete Peter Obresa mit einem sehr ungewöhnlichen Statement: "Das würde jeder Amateurtrainer so machen. Aber dann verteidigen die Gegner noch enger und die Gefahr eines Abprallers verbunden mit dem empty Net Treffer wäre so um Einiges höher." Gut möglich, dass der Tölzer Übungsleiter diese Meinung exklusiv hatte. Erst 18 Sekunden vor Ende nahm Obresa Couture vom Eis. Freilich ohne Nutzen. Dass seine Truppe kämpferisch alles gegeben und auch in der Landshuter Druckphase gut verteidigt hat ("ärgerlich, dass die Gegentore bei fünf gegen fünf fielen") , konnte man indes problemlos bejahen. Bernie Engelbrecht sah ein enges Spiel, einen Arbeitssieg. Er freute sich über die Hauptsache des Abends, die drei dazu gewonnenen Zähler. (orab)
Tore:
0:1 (21:56) Regan (C.Curth, Warren 5-4), 1:1 (24:12) Wittmann (Pell, Geipel), 1:2 (40:20) Warren (Mayer, Regan), 2:2 (46:43) Geipel (Schinko, Brown), 3:2 (53:03) Dylla (Toupal, Zareba)
Strafen: Landshut 8 + 10 (Schinko, Check gegen den Kopf) - Bad Tölz 10
Schiedsrichter: F.J. Trainer (Bad Aibling) - Fischer, Kees
Zuschauer: 2771
Spieler des Spiels: A.Geipel / P.Couture
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