„Ihr habt gekämpft, wir haben´s gesehen!“Das Falken-Wochenende im Rückblick
Was für ein Wochenende der Heilbronner Falken! Am Freitag ein 1:7 gegen Dresden mit anschließenden Motivationsgesängen der Fans. Am Sonntag eine 3:1 Niederlage in Bietigheim, doch mit einer deutlichen Leistungssteigerung der Unterländer.
Man stelle sich vor, die eigene Mannschaft unterliegt daheim mit 1:7 und die Fans fordern: „Wir wollen die Mannschaft sehen!“ Was mag da durch die Köpfe gehen? Manch ein Zuschauer dachte sich am Freitag: „Die wollen die niedermachen!“ Doch es kam anders. Nach der deutlichen Heimniederlage gegen Dresden riefen die Fans die Heilbronner Falken zurück aufs Eis. Geschlossen kam die Mannschaft dieser Aufforderung nach. Auch David Hajek, während des Spiels mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe zum Duschen geschickt, war dabei. Kein böses Wort kam von den Rängen, kein Pfiff ertönte. Stattdessen hallte es „Kämpfen und Siegen!“ durch die Halle. Dazu gesellten sich Motivationsgesänge für das anstehende Derby in Bietigheim. „Wir wollten ein Zeichen setzen!“, so einer der Fans gegenüber Hockeyweb. „Wir haben die Mannschaft aber nicht gefeiert. Es war eher Motivation, dass sie ihre letzte Chance bei uns nutzen.“ Einen gezielten Kritikpunkt bringt er nicht an: „Es liegt nicht am Trainer, am Torhüter oder an einem einzelnen Spieler. Das Gesamte paßt momentan nicht.“ Eine klare Antwort fand er auf die Frage, ob die Mannschaft gegen Bietigheim verlieren darf. „Natürlich dürfen die verlieren! Wenn die sich den Arsch aufreissen, dürfen die auch verlieren.“ Die Spieler waren überrascht und erfreut. So sagten Thomas Gödtel und Carsten Gosdeck übereinstimmend: „So etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Carsten Gosdeck ergänzend dazu: „Dass die Fans uns nach einer 1:7 Niederlage so für das Derby motivieren, ist richtig gut. Derbys sind ja immer was besonders. Ich kenne das aus Köln oder auch gegen Weißwasser. Ich war überrascht, dass sie immer noch so hinter uns stehen. Immerhin haben wir in den letzten beiden Heimspiel 14 Gegentore bekommen.“ Auch Coach Mannix Wolf fand lobende Worte: „„Die Fans stehen hinter meiner Mannschaft. Die wollen -verständlicher Weise- im Derby was sehen. Vielleicht ist genau diese Aktion ein Motivationsschub den meine Mannschaft gebrauchen kann.“ Während die Mannschaft auf dem Eis war, stand er gemeinsam mit Manager Atilla Eren hinter der Bande.
Eines ist sicher: Gekämpft und hart gearbeitet, wie von den Fans erwartet, haben die Falken am Sonntag, doch Zählbares brachten sie nicht zustande. Carsten Gosdeck nach dem Spiel in Bietigheim: „Wir hätten den Fans heute gerne einen Sieg geschenkt, aber gegen den aktuellen Meister ist das natürlich richtig schwer. Uns fehlt noch die Konstanz über 60 Minuten. Wie man heute sehen konnte, entwickeln wir uns aber weiter und haben auch aus dem 1:7 was gelernt, zumal es in den ersten 30 Minuten ein knappes Spiel war.“ Kapitän Thomas Gödtel zum Spiel beim Meister: „„Die ersten beiden Tore, die wir bekommen haben, dürfen nicht sein. Bei der doppelten Überzahl treffen wir mehrfach den Pfosten. Uns fehlt auch das berühmte Quäntchen Glück.“
Manch ein Fan denkt: „Lass die mal ein Spiel gewinnen, lass die mal einen Dreier holen. Danach werden sie regelmäßig punkten und auch in der Tabelle den Anschluss finden und wahrscheinlich nach oben klettern.“ Vor einiger Zeit sprachen wir mit Robert Hock, dem damaligen Falken-Kapitän. Er nutzte mehrfach das Wort „Scheibenglück“. Wenn man dieses in die aktuelle Situation transferiert, ist dort durchaus eine Fünkchen Wahrheit zu finden. Beim Spiel gegen Bietigheim trafen die Falken im Powerplay Pfosten und Latte, unmittelbar nachdem die Steelers wieder vollzählig waren, erhöhte Frederik Cabana auf 2:0 für die Hausherren. Wäre der Puck einmal einige Zentimeter mehr nach links oder rechts geflogen, stände auf der Anzeigentafel 1:1. Das Spiel hätte sicher einen anderen Verlauf genommen. Bereits am Freitag gab es einige Beispiele: So traf Adam Brace die Maske von Brett Jaeger. Marco Schütz zog im Powerplay knapp am Pfosten vorbei. Ein von Brett Schell abgefälschter Schuss landete am Schoner von Jaeger. Über dreißig Schüsse flogen auf das Tor der Dresdner, nur Seppi Lewis traf zum Ende des Spiels zum zwischenzeitlichen 1:6. Im Team oder in der Kabine der Falken scheint ein Knoten zu sein, ein Knoten der aufs Platzen wartet.
Was bleibt den Falken?
Die Falken müssen weiter hart arbeiten, weiter an sich glauben und weiter kämpfen. Geoff Ward, letztjähriger Meistertrainer der Adler Mannheim, sagte: „Harte Arbeit schlägt Talent, wenn Talent nicht hart arbeitet!“ Somit ist klar, egal wo man sich selber sieht, es hilft stets nur harte Arbeit. Der Weg, den die Falken gehen, scheint der richtige zu sein. Man sieht in jedem Spiel Verbesserungen im Team, den größten Schritt haben sie an diesem Wochenende gemacht. Die Anzahl individueller Fehler wurde gesenkt. Die Abwehr wirkt stabiler und das eigene Angriffsspiel durchdachter. Auch wenn die letzte Präzision noch fehlt. Nach dem Spiel gab es wieder Gesänge der Falken-Fans. Dieses Mal hieß es: „Ihr habt gekämpft, wir haben´s gesehen!“
Am kommenden Wochenende stehen ein Heimspiel gegen die Eispiraten Crimmitschau und das zweite Gastspiel in Freiburg auf dem Plan. Die Zeit, den Knoten platzen zu lassen, könnte nicht besser sein.