Hugo Boisvert: "Ich kann auf diesen Sport nicht verzichten!"

Der Kontakt kam über den Spielerberater des Kanadiers zustande: „Mein Berater und Trainer Thomas Popiesch sind gut befreundet“, sagt Hugo Boisvert. „Und auch wir beide kannten uns schon. Als er damals bei den Moskitos Essen und ich bei den Füchsen Duisburg verpflichtet waren, haben wir schon Derbys gegen einander gespielt. Erst mal war ich überrascht, aber unser Gespräch war dann von Beginn an gut. Er meinte, dass ich der Spielertyp sein könnte, der in Dresden noch gebraucht würde. So bin ich jetzt also hier, und meine Erwartungen wurden bisher übertroffen. Das Team ist großartig, die Organisation sehr professionell, die Bedingungen sind gut und die Stadt ist eine der schönsten, die ich bis jetzt gesehen habe.“ Die ersten Tage in Dresden waren für Boisvert alles andere als optimal. Er lag schwer erkältet mit Fieber im Hotelbett und konnte nur langsam ins Training einsteigen. Hochmotiviert stand er trotzdem gegen die Ravensburg Towerstars auf dem Eis: „Ich fühlte mich großartig und wollte dem Team unbedingt helfen. Von der Niederlage sind wir alle enttäuscht. Man hat gemerkt, dass ich seit drei Monaten kein Spiel mehr bestritten habe, ich konnte noch nicht meine volle Leistung abrufen. Jetzt heißt es, hart arbeiten. Aber ich fühle mich jeden Tag besser auf dem Eis und ich freue mich schon auf die nächsten Spiele. Zwar bin ich nicht der typische Torjäger, aber ich weiß, wo das Tor steht. Vielleicht kann ich dem Team mit allen meinen Fähigkeiten helfen.“ Am Sonntag gegen Spitzenreiter Schwenningen konnte er seinen ersten Scorerpunkt im Eislöwendress verzeichnen.
Seine Karriere begann Hugo Boisvert im Team der Ohio State University. Dort spielte er drei Jahre und wurde sowohl 1998 als auch 1999 ins All-American Team der NCAA College Hockey Liga gewählt. In der darauf folgenden Saison bestritt er 39 Spiele für die kanadische Nationalmannschaft, was er heute als große und schöne Erfahrung bezeichnet. 2001 zog es ihn in die AHL, drei Jahre spielte er für die Grand Gapid Griffins, mit so auch in Deutschland bekannten Namen wie Jeff Ulmer (ehem. Frankfurt Lions), Paul Ballantyne (ehem. Eispiraten Crimmitschau) und Ivan Ciernik (ehem. Kölner Haie). Dann war es Zeit für neue Herausforderungen. Sein Agent vermittelte ihn nach Europa. Die erste Station waren die Füchse Duisburg. Nach dem gemeinsamen Aufstieg in die DEL zog es ihn 2006 noch einmal in die zweite Bundesliga zu den Kassel Huskies. Auch mit diesem Club schaffte er den Sprung ins Oberhaus und die Zusammenarbeit sollte eigentlich noch heute bestehen. Nach dem Aus seines Clubs stand Hugo Boisvert wie die anderen Spieler von einem auf den anderen Tag vor einem Scherbenhaufen. Hattet ihr damit gerechnet? „Es war für uns alle eine totale Überraschung. Das plötzliche Ende war eine Katastrohe, die wir nicht haben kommen sehen. Wir haben alle gedacht, es ist alles in Ordnung. Das war auch stets die Aussage der Verantwortlichen. Sie haben zwar mit uns gesprochen, aber nicht genug. Es hieß immer, alles wäre gut und dann war es vorbei.“ Was konntest du als Kapitän machen? „Ich habe versucht, dem Team alles zu erklären und zu erzählen, was ich wusste und das war einfach zu wenig. Immer, wenn ich eine Frage hatte oder irgendwo etwas gelesen hatte, wurde mir gesagt, dass alles wie gewohnt weitergehen würde. Also habe ich das auch so in die Mannschaft getragen. Ich war mir 100%ig sicher, das alles in Ordnung ist. Das Aus für Kassel war dann eine große Enttäuschung und ich habe auch das Vertrauen in eine Menge Leute verloren.“ Trotzdem hat die Mannschaft der Kassel Huskies in der Vorbereitungsphase tolle Leistungen gezeigt. „Ja“, meint Hugo Boisvert. „Wir waren ein super Team und hätten vielleicht um die Play-Offs mitspielen können. Die Jungs sind einfach nur raus rausgegangen, hatten Spaß, haben ihr Spiel gespielt und waren erfolgreich. Alle hatten sich auf die Saison gefreut, aber was willst du machen!“ Auch nach Aus in der DEL blieb Boisvert erst einmal in Kassel, da seine Familie dort lebt und die Kinder auch dort zur Schule gehen. Ihm lag zwar noch ein anderes Angebot vor, das sich jedoch dann zerschlagen hatte. So hielt er sich mit dem Amateurteam der Hessenliga fit, auch weil noch die Minimalchance bestand, dass eine Mannschaft der Kassel Huskies in der zweiten Bundesliga hätte starten können. Nun bist du also in Dresden, was sind deine Erwartungen? „Erst einmal freue ich mich, dass ich Eishockey spielen kann“, meint Hugo Boisvert. „Die erste Reihe der Eislöwen ist unglaublich. Aber das Team braucht eine Verstärkung der anderen Sturmreihen, damit der Druck von der ersten Reihe genommen wird, unbedingt punkten zu müssen. Da hoffe ich, dass ich der richtige Mann dafür bin und auch die zweite Powerplay- Reihe verstärken kann. Jetzt will ich mich hier einleben, meine Spiele machen und ich hoffe, dass die Chemie stimmt. Na ja und dann hoffe ich, dass ich am Monatsende gute Neuigkeiten habe und hier bleiben kann.“ In Dresden führt Patrick Jarrett seine Mannschaft als Kapitän aufs Eis, eine Rolle, die Hugo Boisvert auch bei den Kassel Huskies inne hatte. Ist das ein Problem für dich, Hugo? „Darüber denke ich ehrlich gesagt nicht nach. Ich bin nicht mit dem Anspruch hierher gekommen, ihm seine Rolle streitig zu machen. Pat ist zu mir gekommen und hat gesagt, dass die Mannschaft weiß, was ich schon gespielt habe und wenn ich etwas zu sagen hätte, soll ich das ruhig tun, ich würde niemanden auf die Zehen treten. Aber ich denke, er macht einen guten Job. Wenn er Rat benötigt, helfe ich ihm gern. Für mich ist es selbstverständlich, jetzt das Team zu unterstützen. Und um der Mannschaft zu helfen, brauchst du keinen Buchstaben auf dem Trikot.“
Ein Scheck in Höhe von 16500€ wurde der Betriebsgesellschaft von den Fans überreicht. Geld, dass durch verschieden Aktionen und Spenden gesammelt wurde und nun zur Finanzierung seines Vertrages verwendet werden soll. Dieses Engagement nötigt Hugo Boisvert vollen Respekt ab. Auf die Frage, welchen Spielertyp er am liebsten verpflichten würde, meinte Trainer Thomas Popiesch mal scherzhaft, ihm wäre ein Center am liebsten, den er auch als Verteidiger einsetzen könnte. Center bist du, Hugo, wie sieht es als Verteidiger aus? „ Nicht wirklich. Aber im Eishockey kommst du immer mal in Situationen, die du so noch nicht erlebt hast. Aber da müsste ich an meinen Fähigkeiten im Rückwärtsfahren arbeiten“, meint er lachend. Und wie sieht es mit Zielen aus? „So genau weiß ich noch nicht, was die Zukunft bringt. Es ist schön, dass ich zurück auf dem Eis bin. Auf alle Fälle will ich Eishockey spielen, solange es meine Gesundheit zu lässt. Es wäre schön, wenn es hier in Deutschland wäre. Meine Familie und ich lieben dieses Land und die Kultur. Nächstes Jahr könnte ich auch einen deutschen Pass beantragen. Ist es in Kanada, ist es auch gut. In den letzten drei Monaten hatte ich viel Zeit zum nachdenken und eines weiß ich ganz genau: ich liebe diesen Sport zu sehr, um auf ihn verzichten zu können.“