Hoher Aufwand - kein Ertrag: Aufsteiger Riessersee zahlt am Derby-Wochenende Lehrgeld
Nachdem es bereits am Freitag im Oberbayernduell gegen Rosenheim eine 1:5-Niederlage setzte, standen die Mannen von Zdenek Travnicek trotz großem Kampfes auch gestern am Schluss mit leeren Händen da. Doch von vorn:
Zum ersten Mal seit der Oberliga-Saison 2006/07 traf der SC Riessersee wieder auf die Rosenheimer, die im Vorfeld des Derbys ein Sechs-Punkte-Wochenende feiern konnten. Vor 2.841 Zuschauern im Kathrein-Stadion legten die Gastgeber los wie die Feuerwehr und lagen bereits nach sieben Minuten durch zwei Tore von Dominic Auger, davon eines in Überzahl, in Front. Als SCR-Stürmer Greg Collins kurz darauf auch noch im Fight von Michael Baindl in die Schranken verwiesen wurde, sah es nicht unbedingt nach einem schönen Eishockeyabend für die junge Garmischer Mannschaft und ihre 200 mitgereisten Fans aus. Doch zunächst nahmen die Dinge einen völlig anderen Verlauf. Als Lubor Dibelka SBR-Goalie Maracle in Unterzahl mit einem Schuss aus spitzem Winkel verlud (8.), waren die Gäste plötzlich wieder im Spiel. Fortan entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, auch weil die Hausherren ein wenig ihre spielerische und taktische Linie verloren. Gerade im zweiten Drittel boten sich für die Werdenfelser zahlreiche Chancen um auszugleichen, aber vor allem das Überzahlspiel klappte überhaupt nicht. Der gut aufgelegte Maracle im Starbulls-Gehäuse tat sein übriges.
Im Schlussabschnitt gingen die Gastgeber wieder konzentrierter zu Werke. Stephan Gottwald entschied die Partie mit zwei Treffern (44./52.) zu Gunsten Rosenheims. Als sich David Appel aufgrund eines Bandenchecks auch noch eine Spieldauerstrafe einhandelte, nutzte Peter Kathan die numerische Überlegenheit zum 5:1-Endstand (58.). Somit wartet der SCR auch nach dem vierten Auswärtsspiel weiterhin auf den ersten Punkt in der Fremde.
Zwei Tage später wollten es die Weiß-Blauen gegen Landshut besser machen. Im ersten Drittel boten beide Teams den knapp 1.600 Zuschauern im Olympia-Eissportzentrum einen offenen Schlagabtausch, Tore oder Strafminuten waren jedoch Fehlanzeige. Dies änderte sich im zweiten Abschnitt grundlegend: Schiedsrichter Ulrich Hatz verlor seine Linie völlig, verteilte auf beiden Seiten teilweise schwer nachvollziehbare Strafzeiten, darunter eine – jedoch berechtigte – Spieldauerstrafe gegen Landshuts Kracik nach einem heftigen Foul an Christian Völk. Der SCR-Verteidiger musste daraufhin ins Krankenhaus eingeliefert werden. ,,Ich tippe auf eine schwere Gehirnerschütterung.’’, sagte Geschäftsführer Ralph Bader. Rein sportlich lief es zunächst für die Gastgeber besser, Dibelka brachte den Aufsteiger in Führung (23.), Brock Sheahan legte in Überzahl das 2:0 nach (31.). Den Gästen aus Niederbayern gelang aber kurze Zeit später, ebenfalls im Powerplay, durch Markus Welz der Anschlusstreffer (33.). In der Folgezeit waren die Riesserseer dem 3:1 näher als Landshut dem Ausgleich, konnten aber vor allem mit einem Mann mehr auf dem Eis erneut nicht überzeugen. Stattdessen unterlief Marcus Weber kurz vor Drittelende ein kapitaler Patzer. Der 18-Jährige Verteidiger spielte die Scheibe vor dem eigenen Tor quer, den Schuss von Welz konnte der starke Schlussmann Harti Wild noch parieren, gegen Kevin Kapstad, zu dem Bill Trew uneigennützig passte, war er jedoch ohne Chance. Trainer Travnicek wollte trotz der späteren Niederlage nicht zu hart mit seinem Defender ins Gericht gehen. „Viele meiner Spieler sind einfach noch zu unerfahren.’’, hielt der tschechische Übungsleiter schützend die Hand über Weber.
Dass dieses unverhoffte Glück den Gästen Aufwind bescherte, war schwer zu verkennen. Im Schlussdrittel hatten die Cannibals mehr vom Spiel, aber so viele gefährliche Szenen wie noch im zweiten Abschnitt gab es nicht mehr. Dennoch war der SCR dem Sieg sehr nahe, als Dibelka drei Minuten vor Ende nur den Pfosten traf. Als sich die Fans schon auf eine Verlängerung einstellten, gelang Elia Ostwald 19 Sekunden vor Ultimo aus dem Gewühl heraus doch noch das Siegestor für seine Farben. Die wacker kämpfenden Garmischer waren geschlagen. Ein enttäuschter, aber nicht unzufriedener Travnicek nach dem Spiel: ,, „Wir sind weder heute, noch am Freitag in Rosenheim für unsere harte Arbeit belohnt worden.“ Nun gilt das Augenmerk bereits dem kommenden Wochenende, an welchem mit dem Auswärtsspiel in Crimmitschau am Freitag und dem Gastspiel von Titelverteidiger Ravensburg unter der Alpspitze (Sonntag, 18.30 Uhr) wieder schwere Aufgaben warten.