Heilbronn dreht verloren geglaubtes Spiel in Rosenheim
Francis Lemieux erzielte den Siegtreffer für die Heilbronner Falken. (Foto: Roland Krivec - www.stock4press.de)Noch vor dem ersten Bully mussten die Starbulls ihre erste, folgenschwere Veränderung vornehmen: Andrej Strakhov beendete wegen einer stark geschwollenen Fußprellung aus dem letzten Spiel das Aufwärmprogramm vorzeitig und die Oberbayern waren gezwungen, von Anfang an auf nur drei Sturmreihen umzustellen. Ebenso pausierte U 20-Nationalspieler Max Meirandres nach wie vor wegen einer Gehirnerschütterung. Auf Seite der Käthchenstädter dezimierten Pat Baum wegen eines Adduktoreneinrisses und die Billich-Brüder wegen einer Leistenverletzung bei Chris und einer Gehirnerschütterung bei Steven den ohnehin kleinen Kader. Zudem traf es diesmal Bryan Marshall als überzähligen Kontingentspieler.
Im ersten Drittel belauerten sich die beiden Spitzenteams, ohne dass es zu nennenswerten Chancen hüben wie drüben kam: Die Oberbayern erwarteten die Unterländer mit einem breiten Riegel zwischen eigener blauen und Mittellinie; der Tabellenführer hatte kein Gegenmittel. Auch eine zweimalige Überzahl vermochten die ‚Greifvögel’ nicht zu nutzen.
Besser machten es die Hausherren bei ihrer ersten zahlenmäßigen Überlegenheit zu Beginn des Mittelabschnitts: Mit einem Hinter-Tor-Pass bediente Mitch Stevens Kapitän Stephan Gottwald, der zwei Meter zentral vor dem Tor stehend, kaltschnäuzig vollendete. Das Spiel änderte sich nun grundlegend, wenngleich dem herausragenden Cory Urquhart mit einem über die Schulter von Starbulls-Goalie Norm Maracle aus sehr spitzem Winkel und etwa sieben Meter Torentfernung gezogenen Schuss in den Winkel des langen Ecks der zwischenzeitliche Ausgleich gelang.
Die Starbulls zeigten nun ihr ganzes Temperament und nur eine Minute später fälschte Corey Quirk einen Schuss von „Peppi“ Frank zur neuerlichen Führung ab. Das Spiel wogte nun hin und her, wobei die Oberbayern deutlich gefährlicher vor dem von Ryan Mac Donald gehüteten Falkenhorst auftauchten. Und so war das 3:1 durch Stephens, der an der Mittellinie auf verwaister linker Falken-Abwehrseite den Puck erhielt, ein paar Schritte Anlauf nahm und mit einem Kracher vollendete, die logische Konsequenz des Spielgeschehens. Im Gegenzug gelang Adriano Carciola noch ein Pfostentreffer – dennoch hätte die Führung der Inn-Städter zur letzten Pause höher ausfallen können.
Zu Beginn des letzten Drittels änderte sich zunächst wenig, doch wie aus dem Nichts nutzten die Franken einen Deckungsfehler der dritten Rosenheimer Reihe mit einem Pass aus der Ecke auf den vor dem Tor einschussbereiten Chris Capraro zum überraschenden Anschlusstreffer. Simon Wenzel hätte nach einem sehenswerten Alleingang durch die Heilbronner Slalomstangen den alten Abstand wieder herstellen können, doch versagten ihm, allein vor Mac Donald, die Nerven und er verzog den Schuss über das Tor. Besser machte es auf der Gegenseite Thomas Gödtel mit seinem Alleingang, der erneut die dritte Rosenheimer Reihe düpierte und zuletzt den bereits auf dem Eis stehenden Peppi Frank umkurvte, um danach sicher abzuschließen. Nun ergab sich ein spiel wie im ersten Drittel: defensive Rosenheimer, ratlose Falken.
Erst eine Strafzeit für Gottwald brachte die Entscheidung: Ein Schuss von der blauen Linie, der deutlich am Starbulls-Gehäuse vorbei ging, brachte Maracle ins Straucheln und der sich nicht wieder auf die Beine. Den Abpraller von der Bande nutzte Urquhart zu einem Schuss von der anderen Seite der blauen Linie und schließlich vollendete Lemieux zum Siegtreffer, während Maracle noch immer mit der Schwerkraft kämpfte. Jetzt zeigten die Oberbayern wieder ihre Offensivkraft. Wenzel hatte das leere Tor vor sich, traf aber den Puck nicht. Gottwald fand in Mac Donald seinen Meister und ein Schuss von Kathan tropfte von dessen Fanghand knapp neben das Tor. Auch mit Hilfe eines sechsten Feldspielers für Maracle sollte der Ausgleich nicht mehr fallen.
Anschließend musste Starbulls-Trainer Franz Steer konstatieren, dass „zwei Drittel Super-Eishockey“ nicht zum Sieg gereicht haben und „durch eigene Fehler verloren“ wurde. Rico Rossi, der in dieser Woche seinen Trainervertrag bei den Falken um ein weiteres Jahr verlängerte, rühmte den Charakter seines Teams, das „stets bis zuletzt um den Sieg kämpft“. Seine Hoffnung für die nahenden Play-off-Spiele ist, dass der „auf Qualität, statt auf Quantität ausgerichtete Kader“ der Franken breit genug ist, um auch im Saisonfinale zu bestehen. Rosenheim dürfte die Rückkehr Strakhovs herbeisehnen, um der dritten Reihe wieder die gewohnte Stabilität zu verleihen.
Tore: 1:0 (22.) Gottwald (Stephens, Auger) 5-4, 1:1 (24.) Urquhart (Serikow, Calce), 2:1 (25.) Quirk (Frank, Marsall), 3:1 (32.) Stephens (Senger), 3:2 (45.) Capraro (Urquhart, Calce), 3:3 (53.) Gödtel, 3:4 (56.) Lemieux (Gödtel, Urquhart) 5-4.
Strafen: Rosenheim 6, Heilbronn 2
SR: Yazdi, LR: Erdle, Gaube
Zuschauer: 2.282