Gottwald besiegelt ersten Starbulls-Saisonsieg gegen CannibalsBL2-Finale: Rosenheim - Landshut 4:3 n.V.
Erzielte den Siegtreffer: Stephan Gottwald. (Foto: Roland Krivec - www.stock4press.de)Wie schon am Freitag in Landshut, war auch in Rosenheim die „Hütte voll“. Stimmung und Erwartung wie zu alten Erstligazeiten im Kathrein-Stadion. Zuschauer stehen hinunter bis an die Plexiglasverkleidung – stimmgewaltige Kulisse, wie stets, die Rosenheimer Stehplatz-Wand. Zu Beginn die Hymnen, nicht nur die deutsche, sondern hier auch die bayerische und vor allem: von der bezaubernden Sopranistin Sieglinde Zehetbauer live vorgetragen - das hat Stil.
So schön der Rahmen auch war, so niederschmetternd ist die nun feststehende Diagnose für Starbulls-Top-Torjäger Patrick Asselin: Am kommenden Donnerstag schon soll er an der verletzten Schulter operiert werden und fällt damit für die gesamte Play-off-Serie aus. Nach wie vor auch Niko Senger und Max Meirandres nicht dabei, dafür konnte aber Max Renner wieder aufgeboten werden. Bei den Cannibals, wie schon am Freitag, alle Mann an Bord.
Das Spiel beginnen die Hausherren dann, analog zum ersten Aufeinandertreffen vor zwei Tagen, mit einer Strafzeit. Und wieder dauert es eineinhalb Minuten, bis Billy Trew zum ersten Mal auf das von Norm Maracle gehütete Rosenheimer Gehäuse schießt. Das wenig effektive Überzahlspiel sollte ein Kennzeichen der Partie für beide Teams bleiben. Starbulls-Coach Franz Steer machte für sein Team als Grund „vor allem die fehlende Frische“ seiner Spieler und einen starken Sebastian Vogl im Landshuter Tor aus. Zudem vermutete er gegenseitiges Video-Studium als mögliche Ursache beidseitiger Überzahlschwäche. Für die Penalty-Killing-Bemühungen seiner Mannschaft dürfte das jedenfalls zutreffen, denn die Cannibals-Variante mit dem Hintertorpass von Jaroslav Kracik auf den stets anstürmenden Frantisek Mrazek, die die Niederbayern wirksam durch die bisherigen Play-off-Spiele trug, haben die Inn-Städter wirksam entschlüsselt. Und dass die Trew-Reihe schon seit vielen Spielen in Überzahl kaum Torgefahr entwickelt, sollte auch kein Geheimnis mehr sein. So konnte man im letzten Drittel sogar Landshuts dritten Sturm sich im Powerplay mühen sehen – auch vergeblich.
Nach überstandener Strafzeit drängten die Gastgeber dann vehement auf die Führung: Fabian Zick kurvte von rechts in den Slot – Vogl parierte. In der sechsten Minute versuchte sich Andrej Strakhov aus dem Slot, traf aber nicht einmal das Tor. Wenige Sekunden später bediente Zick seinen Sturmpartner Robin Hanselko in vergleichbarer Position, doch dieser fand seinen Meister in Vogl. Unmittelbar danach bediente Corey Quirk Michael Baindl, der aus zwei Metern Torentfernung in rechter Position nur den Pfosten traf. Unterbrochen nur durch einen Mrazek-Schuss, häuften sich nun die oberbayerischen Chancen. Folgerichtig dann das erste Tor Rosenheims durch Quirk auf Zuspiel von Baindl und Gaucher nach über 70 Minuten Finalspielzeit aus kurzer Distanz. Wie aus dem Nichts fiel weniger als eine Minute später der Ausgleich: In typischer Manier besetzte Kracik wieder einmal „Gretzkys Office“ hinter dem Tor und bediente diesmal – Überraschung! – nicht Mrazek, sondern Martin Davidek kurz vor dem Gehäuse. Die Hausherren verloren nun schlagartig ihren Faden und die Isar-Kannibalen konnten somit kurz darauf noch die Führung nachschieben: Diesmal narrte Kracik im Mitteldrittel Verteidiger Peter Kathan und spielte mustergültig Kevin Kapstad frei, der allein auf Maracle zulaufen und vollenden konnte. Erst ein Zufallsprodukt brachte kurz vor der ersten Drittelsirene wieder echte Gefahr für das Tor der Drei-Helme-Städter: Robert Schopf lupfte die Scheibe hoch in das Angriffsdrittel, um einen Reihenwechsel zu ermöglichen. Vogl brachte den Puck links von seinem Tor aber nicht unter Kontrolle, so daß dieser die gesamte Torlinie entlang trudeln und auf der anderen Seite am Gehäuse vorbei schrammen konnte. So ging’s in die Kabine.
Augenreiben danach: Als „reine Vorsichtsmaßnahme“ beschrieb Steer seinen Torhüterwechsel. Beppi Mayer fing fortan anstelle von Maracle, und er tat dies bravourös. Ohnehin dürfte Rosenheim das vielleicht stärkste Torhütergespann der Liga haben, auch wenn Mayer nur wenige Spiele während der Saison „erhielt“. Im übrigen knüpfte der Hauptrunden-Primus da an, wo er vor der Pause aufgehört hatte. Ein Bauerntrick-Versuch von Andreas Geipel verschaffte Mayer die erste Bewährungschance. Kracik auf Kapstad in einer 2-2-Situation, dann auf Mrazek, wie üblich im Powerplay – jeweils blieb Mayer Sieger. In derselben Überzahlsituation – über eine Minute lang übrigens mit 5-3! – eröffnete Mitch Stephens einen Konter, den Quirk, der sich von der eigenen blauen Linie aus durchsetzte, zum Ausgleich abschloss. Und plötzlich waren die Hausherren wieder im Spiel. Eine sehenswerte Kombination von Ryan Gaucher über „Zauberer“ Stephens brachte Baindl zu seinem zweiten Pfostentreffer statt zur Führung seines Teams. Die besorgte in derselben Minute aber noch Gaucher eiskalt, der von Quirk und Marsall im Slot freigespielt wurde.
Der dritte Spielabschnitt begann mit einem Paukenschlag der Gäste. Cody Thornton narrte Kathan in dessen Drittel und schloss trocken zum Ausgleich ab. Dann gleich zwei gewohnte Bilder dieser Finalserie: Wieder einmal spielte Stephens Strakhov frei, der allein zwei Meter vor dem Tor stehend nur noch den bereits liegenden Vogl bezwingen musste, aber erneut vorbei zielte. Und kurz darauf versuchte Kracik den üblichen Trick mit Mrazek im Powerplay, doch Mayer war auf der Hut. Dann neutralisierten sich die Teams für den Rest des Drittels, bis Mrazek bei einem Shorthand-Konter erneut an Mayer scheiterte. Aufregung gab’s 56 Sekunden vor Schluß, als Beppi Frank von Thomas Brandls Schläger getroffen wurde und mit einer Platzwunde auf dem Eis liegen blieb. Doch war dies ein Foul oder lediglich ein unglückliches Geschehen? Die beiden Hauptschiedsrichter entschieden sich für erste Auslegung und verhängten folgerichtig eine große nebst Spieldauerstrafe gegen Thomas Brandl. Cannibals-Trainer Jiri Ehrenberger mochte anschließend darüber nicht hadern: „Schiedsrichterentscheidungen muss man akzeptieren“.
So ging’s in die Verlängerung. Die Eisaufbereitung hätte man sich sparen können, denn schon nach 118 Sekunden fälschte Kapitän Stephan Gottwald in Überzahl einen Schlagschuss von Kathan ab und besiegelte Rosenheims ersten Saisonsieg über den niederbayerischen Rivalen. Während die Rosenheimer Fan-„Wand“ noch lange nach Spielschluss ihr Team und den Sieg feierte, stimmte nach der Pressekonferenz Rosenheims erster Starbull, Willy Graue, ein Geburtstagsständchen für seinen Kollegen Aicher an. Warum er sich dabei nicht der Unterstützung der noch anwesenden Sopranistin bediente, bleibt sein Geheimnis. – Am Dienstag geht’s in Landshut um 19.30 Uhr weiter.
Tore: 1:0 (10.) Quirk (Baindl, Gaucher), 1:1 (11.) Kracik (Kronthaler, Davidek), 1:2 (15.) Kapstad (Kracik), 2:2 (29.) Quirk (Stephens) 4-5, 3:2 (31.) Gaucher (Quirk, Marsall), 3:3 (41.) Thornton (Trew), 4:3 (62.) Gottwald (Kathan, Auger) 4-3
Strafen: Rosenheim 14, Landshut 10 + 5 + Spieldauer Th. Brandl
SR: Steinecke, Lenhart, LR: Büse, Velkoski
Zuschauer: 6.300 (ausverkauft)