"Gekommen um zu bleiben..."
Endlich ist es aus
hannoverscher Sicht geschafft. Die Hannover Indians sind nach vier vergeblichen
Anläufen in der zweiten Bundesliga angekommen und sie sind gewillt, diese nach
nur einer Saison nicht wieder zu verlassen. Für dieses Ziel wurde stark
investiert und das Team rundum verstärkt. Der wichtigste Wechsel fand jedoch am
Rande der Bande statt. Für Erfolgstrainer Joe West, den es nach vier Jahren am
Pferdeturm zurück zu seiner Familie in Kanada zog, kam der ehemalige Bremerhavener-Coach
Craig Streu. Der Mann aus Sasketchewan mit dem Spitznamen „Professor“, der
mehrere Jahre an der Nordseeküste verbrachte, gilt als harter Arbeiter, der ein
Team formen kann. Sämtliche Neuzugänge
liefen über seinen Schreibtisch und zeigten, wie exakt er den Kader
aufbaute. Auch der Satz: „Ich freue mich sehr, ein Indianer zu sein. Dieser
Verein hat große Tradition, ich bin stolz und bereit, mit den Jungs in der
Bundesliga zu kämpfen“, zeigte bereits im Juni einen hohen Grad der Identifikation
mit den Indians. Wenn man Streu in Ruhe arbeiten lässt, sollte ein einstelliger
Tabellenplatz möglich sein.
Die Torhüter
Nach zehn Jahren Roman
Kondelik müssen die Fans erst einmal umdenken. Allerdings fällt die Umgewöhnung
moderat aus, denn mit Benny Voigt bleibt der Back-Up erhalten. Der Schongauer
überzeugte nicht nur in der Vorbereitungsphase dieser Saison sondern schon in
letzten Spielzeit, als er, durch die Verletzung von Kondelik bedingt, 40
Saisonspiele als Nr. 1 bestritt. Voigt zeigte dabei häufig bundesligareife
Leistungen. Der 35-jährige Slowake Marek Mastic, mittlerweile mit einem
deutschen Paß ausgestattet, hat u.a. DEL-Erfahrung in Kassel und wirkt in
seiner Art ähnlich ruhig und gelassen wie sein Vorgänger. Dritter im Bunde ist der
Junioren-Torhüter Dennis Korff. Das 17-jährige Talent erhielt seine Feuertaufe
im Vorfeld der aktuellen Saison beim Wurmberg-Cup, als er im Spiel gegen die DEG
im dritten Drittel eingewechselt wurde, und diesen Test glänzend bestand.
Trotzdem wird er wohl hauptsächlich in dieser Spielzeit in der Reserve
Spielpraxis erhalten.
Abteilung Defensive
Im Gegensatz zur letzten
Saison, als man ohne Ausländer antrat, stehen jetzt mit Nick Martens und P.J.
Atherton zwei Kontingentspieler im Defensivaufgebot. Martens, den Trainer Streu
noch aus der Saison 2007/08 kennt, als ihm in Bremerhaven 19 Punkte bei 89
Strafminuten gelangen und vom ungarischen Team Alba Volan kommt, soll vor allem
das physische Element stärker einbringen. Sein Mitstreiter Atherton, bisher ohne
jede Europa-Erfahrung, kommt vom ECHL-Verein Ontario Reign und gilt als
Blueliner-Spezialist, so dass diese Position endlich wieder besetzt ist. Als
dritter Topzugang konnte der Rosenheimer Matthias Bergmann gewonnen werden. Mit
65 Punkten in ebenso vielen Spielen zeigte der Defender, dass er nicht nur vor
dem eigenen Tor aufräumen kann. Da die weiteren wichtigen Stammkräfte mit Josef
Staltmayr, Jan-Philipp Priebsch, sowie dem neuen Kapitän Brad Bagu und Tobias
Stolikowski, gehalten werden konnten, sollte die Abwehr sicher stehen. Diese
Einschätzung konnte auch durch die relativ knappen Resultate in den Testspielen
gegen Erstligisten bestätigt werden.
Abteilung Offensive
Auf dem ersten Blick
deutlich erkennbar: Die Breite wurde verstärkt. Die größten Erwartungen ruhen
nicht mehr fast alleine auf Kyle Doyle (269 Punkte in drei Jahren), Jamie
Chamberlain (245 Punkte) und Bryan Phillips (86 Punkte). Besonders auffallend
in der Sturmmitte die Neuerwerbung aus
Bozen, Josh Olson. Mit 1,96m und 107 Kilogramm Lebendgewicht sollte die
physische Präsenz im Slot gegeben sein. Dazu kann der frischgebackene
italienische Meister auch mit beeindruckenden Zahlen aufwarten. In 89 Punktspielen
gelangen ihm für den SV Ritten und schließlich für den HC Bozen immerhin 122 Scorerpunkte.
Der Nachfolger von Adam Dewan scheint gefunden. Ein weiterer Topstürmer fand
den Weg aus der Lausitz an den Pferdeturm: Preston Mizzi. Für die Füchse scorte
er in 53 Spielen sehr gute 63 Punkte. Zusammen mit der Neuerwerbung aus
Oklahoma, D.J. Jelitto, sollte die Durchschlagskraft in der zweiten Reihe für
Furore sorgen. Da mit Dan Del Monte sowie Christoph Koziol die technische
Komponente erhalten bleibt, werden die Zuschauer wohl häufiger auch
spielerische Leckerbissen erwarten können. Zu ihnen passen könnte als Aufpasser
Josiah Anderson, der schon in seine dritte Saison am Pferdeturm geht. Aber auch
die jungen Spieler sollten für Überraschungen gut sein. Besonders in der
letzten Saison gekommene Jeremy Wagner hat einen erstaunliche Wandlung vollzogen
und könnte mit Marian Rohatsch und Torben Saggau den vierten Block bilden. Als
Joker in den Planungen von Craig Streu
gelten Nachwuchsspieler Arthur Lemmer, sowie die letzte Neuerwerbung Daniel
Huhn. Letzterer hat DEL-Erfahrung bei den Augsburger Panthern sammeln können,
und wird mehr als nur Ersatz darstellen, da ihm ausgezeichnete läuferische
Qualitäten nachgesagt werden. Außerdem spricht für ihn, dass er den zweiten
Bewerber für den letzten Stammplatz, Ross Breitkreutz, verdrängen konnte. Da
wird es natürlich für Nachwuchsstürmer Arthur Lemmer schwer, sich einen Platz
in der ersten Formation zu erspielen, aber er wird wohl in dieser Saison noch
hauptsächlich Spielpraxis in der Regionalliga bekommen.
Aussicht:
Hier gilt es nach den
Worten von Indians-Geschäftsführer Wroblewski: „Wir wollen erst einmal in der
neuen, für uns noch ungewohnten Liga, ankommen. Das gilt für die Mannschaft
ebenso wie für die Fans.“ Dass das Zweitliga-Potenzial vorhanden ist, steht
nach den ersten Testspielen gegen ausnahmslos stärkere Gegner, der einzige Zweitligist
bisher war der Meister Bietigheim, außer Frage. Die Mischung scheint zu stimmen
und ein einstelliger Tabellenplatz nach der Vorrunde möglich. Allerdings ist es
auch Trainer Streu vorbehalten, die riesigen Erwartungen der Fans möglichst
gering zu halten. Wenn jetzt noch die Lazarettliste möglichst kurz bleibt, ist rund
um den Pferdeturm einiges möglich.
Manfred Schneider- Foto by City-Press