Fehlende Konstanz das zentrale Problem des ESVKZufriedenheim und Ernüchterung ein ständiger Wechsel
Trotz vieler Chancen blieb die Truppe von Andreas Brockmann gegen Bad Tölz ohne eigenen Treffer. (Foto: dpa/picture alliance)Der Verein blieb jedoch am Boden und rief als Ziel den Klassenerhalt aus. Die Verantwortlichen um Geschäftsführer Michael Kreitl und Trainer Andreas Brockmann schafften es die Leistungsträger der vorangegangenen Saison zu halten und verlängerten mit Jere Laaksonen, Sami Blomqvist, Julian Eichinger und vielen Weiteren die Verträge, um diesen Traum der Fans wahr werden zu lassen. Zur Freude Vieler schaffte man es, auch Eigengewächse wie Fabian Koziol, Dennis Pfaffengut oder Kontingentspieler wie Branden Gracel trotz Angebote anderer Vereine von einem längerfristigen Verbleib in Kaufbeuren zu überzeugen. Es gab jedoch auch schwere Rückschläge für die Kaderplanung zu verzeichnen: So mussten Steven Billich, der nach dem Check von Killian Keller in den Playoffs immer noch an starken Kopfschmerzen litt, pausieren und ESVK-Urgestein Sebastian Osterloh seine Karriere aus gesundheitlichen Gründen beenden. Hinzu kamen noch die Abgänge von Markus Lilllich (Bayreuth), Marc-Michael Henne (Memmingen), Phillip Messing (Landshut), Marvin Schmid (Memmingen) sowie Daniel Hasse.
Um diese zu kompensieren, setzte man auf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs wie Leon Kittel aber auch auf Akteure mit DEL2-Erfahrung wie Valentin Gschmeißner und Simon Mayr. Mit den Verpflichtungen von Tobias Wörle und Mike Mieszkowski schaffte man es sogar DEL-Spieler in die Wertachstadt zu locken. Mit dem Transfer des jungen Torhüters Jan Dalgic von den Rostock Piranhas konnte man einen richtigen Transfercoup landen. Das Talent zeigte in Abwesenheit von Stefan Vajs starke Leistungen und konnte so auch einmal die Auszeichnung zum Spieler des Monats entgegennehmen. Kurz vor Saisonbeginn reagierten die Verantwortlichen auf eine schwerwiegendere Verletzung von Jere Laaksonen, indem man Antti Kerälä unter Vertrag nahm.
Die Mannschaft schaffte es am Anfang der Saison jedoch nicht, an die Leistungen aus der vorangegangenen Spielzeit anzuknüpfen, und so fanden sich die Männer um Trainer Andreas Brockmann nach 13 Spielen am Tabellenende wieder. Doch die Deutschland-Cup-Pause kam zur richtigen Zeit, die Allgäuer fingen sich und arbeiteten sich wieder in Richtung Playoff-Plätze. Es fehlte jedoch die Konstanz im Spiel der bayrischen Schwaben und so folgte zumeist auf eine Niederlage in der Fremde ein Heimsieg in der Erdgas Schwaben Arena. Dies zog sich auch über die komplette Saison hinweg. So veränderte man sich vom besten Auswärtsteam der Liga in der Vorsaison zu einem der Hinterbänkler in dieser Wertung. Man schaffte es auch, wieder den Anschluss an die Tabellenspitze zu erreichen, jedoch ließ eine Schwächephase am Ende der Saison den kompletten Anhang um den Einzug in die Playoffs zittern. Durch einen Last-Minute-Sieg gegen den EC Bad Nauheim zog man in die Playoffs ein und traf dort auf die Bietigheim Steelers. Mit dem gestärkten Selbstvertrauen und dem geringeren Druck im Nacken, konnte das Team an die Leistungen aus den vorangegangenen Playoffs anknüpfen: Die Wertachstädter gewannen beide Spiele in der letzten Spielminute und durften den Einzug in die nächste Runde bejubeln, wo die Kassel Huskies gewartet hätten.
Vor allem die Defensive, welche von großen Verletzungssorgen geplagt war, kam nicht an die Leistungen aus den Vorjahren heran. So kassierte der ESVK in dieser Saison 187 Gegentore, in der Spielzeit davor waren es nur 153.
Offensiv schaffte man es trotz des Abgangs von Mike Mieszkowski im Dezember zu den Löwen Frankfurt, diesen durch Rückkehrer Max Lukes von den Bietigheim Steelers und Calvin Pokorny von den Ravensburg Towerstars zu ersetzen und so an die Statistiken der Vorjahre anzuknüpfen. Jedoch zeigten sich die Angriffsreihen der Joker zu oft abhängig von Top-Scorer Sami Blomqvist und dem Kanadier Branden Gracel. Schaffte es die gegnerische Mannschaft diese beiden aus dem Spiel zu nehmen, fehlte oft die Kreativität und Durchschlagskraft im Angriffsspiel der Allgäuer. So war es Sami Blomqvist, der wohl stärkste Spieler dieser Saison, der immer wieder mit seinen Toren die Fans zum Jubeln brachte. Seine 38 Saisontore kürten ihn auch zum Torschützenkönig der DEL2.
Vor allem in den Special Teams zeigte man sein Können und stellte mit 21,3% Powerplayquote eines der Top-Überzahlspiele der Liga. Auch mit der Unterzahlquote von 81,3% befindet sich der ESV Kaufbeuren im Mittelfeld der DEL2.
Ein Highlight, insbesondere für die Kaufbeurer Fans, war vermutlich der Sonderzug 2020. Während im Vorjahr noch die Wagnerstadt Bayreuth unsicher gemacht wurde, ging es diese Saison zu den Eispiraten nach Crimmitschau. Circa 600 „Rot-Gelbe“ nahmen die rund sechsstündige Fahrt nach Sachsen auf sich und ließen sich auch nicht von technischen Problemen mit dem Zug oder dem frühem Aufstehen aufhalten. Angekommen in der „Stadt der 100 Schornsteine“ folgte ein Fanmarsch mit Gesang und Pyrotechnik in den Sahnpark. Die Mannschaft dankte dem Anhang die lange Anreise mit einem Auswärtssieg und so stand einer ausgelassenen Siegesfeier nichts im Wege. Kurzerhand wurde der bekannte Fangesang „Ost Ost Ostdeutschland“ zu „ Aus Aus Auswärtssieg“ umgedichtet, bevor der Weg zurück in die Heimat anstand.
An den Special Teams und an den Fans lag es nicht, dass diese Saison vor allem von Inkonstanz geprägt war. Um dem entgegenzuwirken, entschieden sich die Verantwortlichen um Michael Kreitl dazu, eine Veränderung auf der Trainerposition vorzunehmen. Nach vier erfolgreichen Jahren im Dienste des ESV Kaufbeuren wird Andreas Brockmann nächste Saison nicht mehr hinter der Bande stehen und durch den Amerikaner Rob Pallin ersetzt. Dieser trainierte die letzten Jahre in der EBEL den HC Innsbruck. Rob Pallin zu seinem neuen Engagement: „Ich freue mich sehr darüber, zu einem erfolgreichen Club zu kommen. Es ehrt mich, in Kaufbeuren arbeiten zu dürfen und die in den letzten Jahren erfolgreiche Arbeit fortsetzen zu dürfen. Wir werden ein hart arbeitendes Team sein, im Endeffekt muss es das Ziel sein, die Mannschaft zu sein, die in der Liga am meisten und härtesten arbeitet. Dazu werden wir ein sehr schnelles und offensives Eishockey spielen, wir werden immer Gas geben.“
Aber auch aufseiten der Spieler wurden schon die ersten Veränderungen bekannt. So wurden die auslaufenden Verträge mit den Kontingentspielern Anti Kerälä und Ossi Saarainnen nicht verlängert. Ebenfalls auf Vereinssuche müssen sich Valentin Gschmeißner, Ilya Sharipov und Louis Latta begeben. Aufgrund der neuen U24-Regel trennt sich der ESV Kaufbeuren auch von Eigengewächs Leon Kittel, genauere Hintergründe folgen in einem Hockeyweb-Exklusiv-Interview, welches in den nächsten Wochen erscheinen wird. Schwer gefallen ist auch die Trennung von Jere Laaksonnen, der wie Andreas Brockmann die letzten vier Saisons im Dienste des ESVK stand. Man entschied sich aber für eine Veränderung auf der Position des Kontingentspielers. Diese Entscheidung ist vor allem in Fankreisen sehr umstritten. Es gab aber nicht nur Abgänge zu vermelden, sondern der Verein konnte auch bekannt geben, dass Stürmer Joey Lewis seinen Vertrag um zwei Jahre verlängerte. „Kaufbeuren hat immer einen Platz in meinem Herzen und ich fühle mich hier unglaublich wohl“, lauteten die Worte des Walisers über den Verbleib im Allgäu.