Falken siegen im Penaltykrimi

Den psychologischen Vorteil in diesem vierten Playoff-Spiel hatten ganz klar die Moskitos aus Essen auf ihrer Seite. Am Ostermontag fügten sie den Falken eine blamable 6:7-Niederlage nach Verlängerung zu, nachdem Heilbronn schon mit 6:2 geführt hatte. Revanche war also angesagt und das Spiel vom Montag vergessen machen.
Danach sah es zunächst allerdings ganz und gar nicht aus. Nachdem Pat Baum und Essens Lars Müller schon nach 49 Sekunden Nettigkeiten austauschten und Hauptschiedsrichter Franz-Josef Trainer beide mit 2+2+10 Strafminuten auf das Sünderbänkchen verbannte spielten die Moskitos auf. Bereits nach zwei Minuten zappelte der Puck hinter Falken-Goalie Christian Rohde im Netz. Dean Beuker wurde vor dem Tor von der Falkenabwehr allein gelassen und hatte keine Mühe Rohde zu überwinden. Die Jubelgesänge der Essener Fans waren noch nicht verstummt, als Christian Rohde erneut hinter sich greifen musste. Die Falken agierten, bedingt durch die frühe Führung sichtlich nervös und Matt Hubbauer nutzte die Unsicherheit der Falken in Überzahl und erzielte die 2:0 Führung (5.). Dachte man, die Moral der Falken sei nun gebrochen und die Stechmücken hätten leichtes Spiel, so hatte man die Rechnung ohne den Kampfgeist und Siegeswillen der Rossi-Truppe gemacht. Philipp Schlager war es, der vor dem Tor einen kühlen Kopf bewahrte und zum Anschlusstreffer einschob (7.). Anscheinend hatten beide Mannschaften beschlossen im ersten Drittel komplett auf Defensivleistungen zu verzichten, denn in der achten Spielminute traf erneut Hubbauer für Essen – und zwar in Unterzahl. Die Falken hatten wieder einmal zu sorglos an der blauen Linie agiert. Essen sagte „Danke“ und erhöhte auf 3:1. Doch auch dieser Spielstand hatte nicht lange bestand, knapp eine Minute später stellte Derek Edwardson in Überzahl den Anschluss wieder her. So ging es auch in die Drittelpause.
Im Mittelabschnitt mussten die Gäste eine fünfminütige Unterzahl überstehen. Acht Sekunden vor Ende des ersten Drittels traf Philipp Schlager Carl-Johan Johansson unabsichtlich und unglücklich mit dem Schläger im Gesicht. Der Verteidiger zog sich eine blutende Verletzung zu, was automatisch eine Spieldauerstrafe für Schlager nach sich zog. Die Unterzahl überstanden die Falken unbeschadet, was zum Teil auch an der Harmlosigkeit des Essener Powerplays lag. Im weiteren Spielverlauf schienen sich beide Teams für den Schlussabschnitt zu schonen. Zwar landete die Hartgummischeibe einmal hinter Markus Hätinen im Tor, doch den Querpass von Tobias Samendinger schob J.-F. Caudron mit der Kufe über die Linie und Hauptschiedsrichter Trainer entschied völlig korrekt auf Schlittschuhtor.
Das letzte Drittel bot nun wieder alles was das Eishockey-Liebhaber-Herz begehrt. Zunächst erzielte Christopher Fischer bei eigener numerischer Unterzahl den 3:3-Ausgleichstreffer und machte damit den selbst kassierten Shorthander aus dem ersten Drittel vergessen (46.). Und wieder fanden die Moskitos die richtige Antwort auf einen Falkentreffer. In Überzahl zog Lars Müller von der blauen Linie ab und die Scheibe schlug im Heilbronner Gehäuse ein (49.). Den endgültigen Spielstand stellte aber auch dieses Ergebnis nicht dar, denn Chris Straube machte sich auf und zog vor Hätinens Kasten einfach mal ab. Der Keeper war gedanklich wohl schon woanders, denn er ließ den Schuss beinahe ohne Reaktion passieren (52.). So ging es auch in der zweiten Auswärtspartie der Falken in die Verlängerung und auch dort wollte keine Entscheidung fallen, obwohl beide Seiten durchaus die Chancen hatten die Partie zu beenden. Das Penaltyschießen musste entscheiden und im Vergleich zu der ersten Partie am Westbahnhof, entwickelte es sich zu einem echten Krimi. Erst der sechzehnte Schütze entschied das Spiel, es war: T.J. Caig. Der Falke, der auch schon am Samstag den Gamewinning-Penalty verwandelte.
Die Falken haben durch Kampfgeist und Charakter gezeigt, dass ihnen auch so eine bittere Niederlage wie am Montag nichts anhaben kann. In der Serie steht es nun 2:2 und alles ist wieder offen. Durch das Ausscheiden der Mannheimer Adler in den Playoffs der DEL, stehen den Falken nun wieder alle Förderlizenzspieler zur Verfügung. Ob und auf wen Trainer Rico Rossi zurückgreifen wird, ist noch unklar. (FG)