Falken: Denkwürdige Niederlage in Spiel drei

Immer wenn man denkt, dass man in seiner Eishockeykarriere eigentlich schon alles gesehen hat, kommt im Laufe der Saison ein Spiel daher, das es eigentlich gar nicht geben kann und das selbst den langjährigsten Zuschauer, der alle Höhen und Tiefen miterlebt hat, eigentlich sprachlos werden lässt. Da aber auch dieses denkwürdige Spiel am Ostermontag, das zweifelsohne in die Vereinsgeschichte eingehen wird, eine Berichterstattung verdient, hier nun die Fakten - in aller gebotenen Nüchternheit (soweit möglich).
Beginnen wir mit dem Ende: dem 6:7. Das war eigentlich keine Überraschung mehr, sondern zum Zeitpunkt, in dem es fiel, logische Konsequenz. Es war die 63. Minute. Dass es allerdings genau zwei Minuten und zwei Sekunden vor der Schlusssirene noch 6:2 stand und dann Essen in den verbleibenden 122 Sekunden vier Tore machte - das hätten selbst die größten Pessimisten auf Seiten der Falken nicht zu träumen gewagt.
Die Chronologie des Grauens: 57:59 6:3 Albrecht, ein Stochertor in Überzahl. Egal, es sind ja nur noch zwei Minuten und Strauch hat vorher gerade in Unterzahl ja alles klar gemacht... 58:27 6:4 Schadewaldt, ein verdeckter Schuss. Hmm, hätte nicht sein müssen, aber es sind ja nur noch anderthalb Minuten... 59:12 6:5 Sochan, völlig frei stehend. Ähm, hallo?? Es macht sich langsam Panik breit, auf dem Eis noch mehr als auf den Tribünen. Aber die Scheibe ist ja tief im Essener Drittel und es sind ja nur noch zehn Sekunden... Ja, und dann läuft ein Angriff über die linke Angriffsseite der Moskitos und Rohde ist zwei Sekunden vor dem Ende zum vierten Mal binnen 120 Sekunden geschlagen - 6:6. Das Ende ist dann bekannt. Erklärungen für diese eigentliche Unmöglichkeit zu finden, das versuchen wir hier erst gar nicht.
Zu den 58 Minuten davor: Das Spiel war zwar tor- und chancenreich, doch von einem guten Spiel auf Playoff-Niveau waren beide Teams ein ganzes Stück entfernt. Im ersten Drittel hatten die Falken das Glück, das sie in Spiel eins nicht hatten, und machten aus ihren Chancen die Tore. Gästekeeper Hätinen machte keinen sicheren Eindruck, so dass Petrozza zweimal einen Abpraller verwerten konnte. Gästecoach Pasanen nahm früh eine Auszeit, doch auch diese sollte zunächst nichts helfen: Schlager legte in der 14. Minute in Überzahl das 3:0 nach. Wieder sah Hätinen nicht gut aus, so dass Ersatzmann Wrobel aufs Eis kam. Einen Konterangriff der Gäste schloss Ex-Falke Sturm noch im ersten Drittel zum 3:1-Pausenstand ab. Heilbronn hatte zwar die nötigen Tore gemacht, aber über weite Strecken ein zerfahrenes Spiel abgeliefert.
Zu Beginn des zweiten Drittels konnte Calce nach Vorlage von Caig früh auf 4:1 erhöhen. Es folgten einige Strafen, zunächst aufseiten der Gastgeber. Essen prüfte zwar im Powerplay einige Male Rohde, doch wirklich zwingend waren die Westfalen nur selten. Auch der HEC machte es anschließend nicht besser und blieb bei zwei Überzahlsituationen torlos. Zweimal Mauer und Petrozza hatten dennoch gute Gelegenheiten, bei numerischem Gleichstand zu erhöhen.
Auch im Schlussdrittel hätte man frühzeitig für die Entscheidung sorgen können - Strauch in Unterzahl, Howells bei einem Konter, Filobok an den Außenpfosten. Doch was heißt schon "Entscheidung". Zwar kam Essen durch einen flachen Schuss von Bartek, den Hubbauer abfälschte, in Überzahl noch auf 4:2 heran, doch auf der Gegenseite bediente Schlager Edwardson, der mit dem 5:2 fünf Minuten vor Schluss fast alles klar machte. Und allerspätestens das 6:2 durch Strauch in Unterzahl, knapp 2 1/2 Minuten vor dem Ende, war ja dann die Entscheidung. Oder??
Fazit: Die Falken spielten für die Moskitos heute Osterhase, Nikolaus und alles, was sonst noch in größtmöglicher Freigebigkeit Geschenke verteilt, und warfen durch einen nicht zu erklärenden Einbruch in den letzten zwei Minuten gegen eine keineswegs überzeugende Moskitos-Mannschaft die 2:1-Serienführung auf den Müll. Die Reaktion des Teams am Mittwoch bei Spiel vier wird gespannt erwartet! (SB)
Heilbronner Falken - Moskitos Essen 6:7 n.V. (3:1, 1:0, 2:5, 0:1)
Tore: 1:0 Petrozza 5., 2:0 Petrozza 9., 3:0 Schlager 14. 5-4, 3:1 Sturm 16., 4:1 Calce 21., 4:2 Hubbauer 53. 5-4, 5:2 Edwardson 55., 6:2 Strauch 58. 4-5, 6:3 Albrecht 58. 5-4, 6:4 Schadewaldt 59., 6:5 Sochan 60., 6:6 Sochan 60., 6:7 Hubbauer 63.
Strafzeiten: Heilbronn 16, Essen 10; Schiedsrichter: Trainer; Zuschauer: 2.875