Faire Partie litt unter schwachem Schiedsrichter – Tölz vs Essen 5:6 n.P.

Der Eishockeysport hierzulande scheint fürwahr bedroht. 66
Strafminuten in einer absolut fair geführten Begegnung zwischen den Tölzer Löwen
und den Moskitos Essen sorgten für kollektives Kopfschütteln bei den 1400
Besuchern. Es wurden Entscheidungen getroffen, die selbst unter Zuhilfenahme
ausgeprägter Phantasie nur schwer zu verinnerlichen waren. Das Spiel war eine
Aneinanderreihung von Über- und Unterzahlspielen. Dass es letztendlich 5:5
(1:2, 3:0, 1:3) unentschieden endete, war nichtsdestotrotz leistungsgerecht.
Beim abschließenden Shout-Out hatte der Tabellenletzte das glücklichere Ende.
Das Überzahlspiel gehört wahrlich nicht zu den Stärken der Tölzer Löwen. So
brachte es auch keinen merklichen Vorteil, als Referee Huber die ersten beiden
Strafen an den Gast verteilte. Die Essener wiederum bekleckerte sich auch nicht
mit Offensivruhm bei drei aufeinander folgenden
Powerplaysituationen. Die Minuten, in dem das erste Spieldrittel von beiden
Teams vollzählig bestritten wurde, waren an einer Hand abzuzählen. Und gerade
in dieser Phase fielen die ersten Treffer. Nach einem Anspiel fanden sich zwei
Moskitos-Angreifer plötzlich in einer 2-1 Situation vor dem Tölzer Gehäuse
wieder, wobei Torschütze Houde erst im Nachsetzen erfolgreich war. Die Antwort
der Löwen beinhaltete brachiale Gewalt. Michael Rohner drosch die auf ihn
zukullernde Scheibe von der blauen Linie an Essens neuem Schlussmann Dshunussow
vorbei in die Maschen. Wenig später klappte es sogar einmal in Überzahl,
allerdings für das Tabellenschlusslicht. Ausgerechnet der frühere Tölzer
Publikumsliebling Yannick Dube bestrafte den ungenügenden Klärungsversuch der
Tölzer Hintermannschaft.
Nach der Pause standen dann aber auch auf Seiten der Hausherren die ersten Überzahltore
zu Buche. Rod Stevens egalisierte den Spielstand nach 24 Minuten und sorgte auch
für die erstmalige Führung. Hierbei war er und seine Nebenleute gar mit zwei
Spielern mehr auf dem Eis als der Gegner. Zweifelsohne von Glück sprechen
konnten die Moskitos, dass der Unparteiische eine regelwidrige Stockattacke in
das Gesicht von Sepp Kottmair nicht gesehen hat, welche durchaus mit einem frühzeitigen
Ausscheiden des Übeltäters geahndet hätte werden können. Die Strafe folgte
auf andere Weise. Der „Hecker aus Berlin“ schlug zu, zum wiederholten Male
war der junge Förderlizenztorhüter der Berliner Eisbären nicht im Bilde.
Zu Beginn des Schlussabschnitts rückte der Memminger Unparteiische immer mehr
in den Mittelpunkt. War der Anschlusstreffer durch Dube 13 Sekunden nach
Wiederbeginn noch auf die Schlafmützigkeit der Tölzer zurückzuführen, begünstigte
Herr Huber durch eine merkwürdige Strafenverteilung die Gäste in einem Maße,
das wesentlich zur zwischenzeitliche Wende in diesem Spiel beitrug. Was und
warum bisweilen gepfiffen wurde, war auch
seitens der Akteure auf dem Eis selten nachzuvollziehen. Fortan war es eine
einseitige Begegnung, in der die Tölzer Löwen auf den Ausgleich hinarbeiteten.
Den schaffte gut zwei Minuten vor dem Ende John Kachur nach toller Vorarbeit von
Benjamin Hecker. Jason Deleurme beendete letztendlich mit dem sechsten Penalty
die Findung des Siegers. Unentschieden endeten dagegen die Spitzfindigkeiten das
Regelwerk betreffend. Essens Trainer Pasanen wechselte nach 43 Sekunden den Torhüter,
um auch Ken Passmann einen Einsatz im Sinne der Förderlizenzregelung zu
sichern. Und wer bei Adam Borzeckis dritter zehnminütiger Disziplinarstrafe Böses
denkt, der ist freilich ein Schelm. Der Pole wird am morgigen Donnerstag am Knie
arthroskopiert.
Oliver Rabuser
Tore:
0:1 (13:33) Houde (Deleurme, Sheptak), 1:1 (14:30) Rohner (Kachur, Bigam), 1:2
(15:51) Dube(Puhakka, David, 5-4), 2:2 (24:22) Stevens (Hoad, Borzecki, 5-4),
3:2 (34:40) Stevens (Borzecki, Harmer 5-3), 4:2 (38:23) Hecker (Stevens, Hoad,
6-4), 4:3 (40:13) Dube (Puhakka, Kruminsch), 4:4 (45:55) David (Busch, Sheptak,
4-3), 4:5 (46:21) Puhakka (Dube, 5-3), 5:5 (57:10) Kachur (Hecker, Kottmair),
5:6 (65:00) Deleurme (GWS)
Strafminuten: Bad Tölz
26 plus 10 (Borzecki) - Essen
30
Schiedsrichter: M.Huber (EC/DC Memmingen) - Barth,
Gasda
Zuschauer: 1374
Spieler des Spiels: Rod Stevens