„Existentielle Notlage“ in BayreuthStellungnahme der Vereinsführung des EHC

Im Wortlaut heißt es:
„Nach dem Rücktritt des ersten Vorsitzenden Don Langlois, den diversen Veröffentlichungen im Nordbayerischen Kurier und in anderen Medien wollen wir die Mitglieder, Fans und Gönner über diverse Hintergründe informieren.
Unbestritten sind Forderungen verschiedener Stellen, die den Verein in eine existentielle Notlage bringen. Um es etwas verständlicher zu machen, muss man die Ursachen etwas aufteilen.
Einen Teil der Forderungen kann man als Altlasten bezeichnen.
Nach Ende der Spielzeit, am 28.04.2017, erhielt die seit Mitte März leitende Vorstandschaft Kenntnis von Forderungen der Deutschen Rentenversicherung aus der Zeit 2013 bis 2016. Ein Schreiben der DRV aus dem Mai 2016 mit dieser Ankündigung wurde von der damaligen Vereinsführung offensichtlich nicht komplett abgearbeitet, eine weitere Erinnerung vom Januar 2017 nicht genügend beachtet wurde. Dieser Vorgang ist aktuell in der Klärung, es werden noch Unterlagen dazu benötigt, was sich zum Teil schwierig gestaltet. Das Endergebnis ist im Moment noch nicht vorhersehbar, absehbar ist aber, dass dadurch weitere Kosten entstehen werden.
Der zweite Teil der Forderungen besteht von Seiten der Berufsgenossenschaft und splittet sich in zwei Teilzahlungen, der Ursprung beider liegt jedoch in der Spielzeit 2016/17. Der größere Teil in Höhe von 71.500 € ist sofort fällig und eine weitere Zahlung in Höhe von ca. 50.000 € muss dann im Mai 2018 erfolgen. Diese Kosten waren planbar, nur reichte die Liquidität nicht, um entsprechende Rücklagen zu bilden. Die in dieser Saison vorgenommenen Zahlungen in Höhe von 104.000 € betrafen ausschließlich die Saison 2015/16, belasteten aber dadurch die Liquidität der laufenden Spielzeit.
Einer der Hintergründe dürfte sein, dass man bei den Einnahmen aus dem Zuschaueraufkommen einen zu hohen Betrag kalkulierte, der nach den bisherigen Aufteilungen zwischen Sitz- und Stehplätzen in der jüngeren Bayreuther Eishockeygeschichte nicht realistisch erzielbar war. Der angesetzte Mittelwert hatte einen deutlich zu großen Sitzplatzanteil, der so in Bayreuth noch nie erreicht wurde. Dadurch reichten die eigentlich kalkulierten 1.650 Zuschauer pro Heimspiel nie, um die benötigten Nettoeinnahmen zu erzielen. Ähnliche Szenarien fanden sich auch in anderen Bereichen, wo geplante bzw. kalkulierte Werte in der Endabrechnung verfehlt wurden und somit die Einnahmen die Ausgaben nicht mehr deckten. Trotz des Zuflusses weiterer externer Gelder am Saisonende reichten die noch vorhandenen Mittel also nicht.
Auch die von der ehemaligen Vorstandschaft mehrfach erwähnten und kalkulierten Überschüsse erschließen sich uns nach den bisher einsehbaren Unterlagen nicht. Die schon vor der Saison verhandelten Prämienzahlungen zum Klassenerhalt und zum Einzug in die Playoffs konnten in den K.o.-Spielen z.B. ebenfalls nicht mehr refinanziert werden.
Die in den Veröffentlichungen von der GmbH-Geschäftsführung genannten zusätzlichen 140.000 € Sponsoren- oder Spendengelder sind so spät in der Saison auch nicht mehr realisierbar gewesen, da kaum noch interessante Gegenleistungen wie Banden-, Spieler- oder Untereiswerbung frei waren.
Alle Rechnungen, die auf für uns verfügbaren Verträgen basieren, sind inzwischen auch gestellt und bezahlt worden und trotzdem sind die oben genannten Forderungen aktuell nicht mehr begleichbar. Das von der GmbH dazu angebotene Darlehen dazu können wir so nicht annehmen, da es Konstellationen beinhaltet, die uns als Vorstandschaft in die Privathaftung bringen könnten. Zusätzlich ist mit einem solchen Darlehen die zwingend erforderliche positive Fortführungsprognose des Stammvereins zur Neulizenzierung auch schon negativ belastet. Darüber hinaus beschneidet die Tilgung des Darlehens auch den finanziellen Handlungsspielraum für die zukünftige Nachwuchsarbeit. Dazu kommt, dass bereits ein Darlehen in Höhe von 70.000 € vorliegt, welches im Januar 2017 gezogen werden musste und nach Möglichkeit ebenfalls zurückerstattet werden soll. Der Jahresetat des Stammvereins ist knapp kalkuliert und liegt bei 140.000 €, wobei hier schon ein guter Teil Spenden selbst generiert werden muss, um diesen Etat überhaupt zu erreichen.
Niemand der aktuellen Vereinsführung war an den Entscheidungen, die zur Entstehung der jetzigen Situation führten, aktiv beteiligt, sondern wir versuchen nur, die Lage aufzuarbeiten und hiermit einen Stand der Dinge zu geben.
Wir arbeiten trotz aller Schwierigkeiten weiter intensiv an einer sportlich höchst möglichen Zukunft des Bayreuther Eishockeys. Alle Unterlagen für die Lizenzierung wurden von uns laut Kooperationsvertrag in Auftrag gegeben bzw. bereitgestellt. Wir wollen alles tun, was möglich ist, auch in der kommenden Saison hochklassiges Eishockey in Bayreuth zu sehen, brauchen dazu aber auch einen lebensfähigen Stammverein für unseren Nachwuchs. Und es ist unser Auftrag als Vertreter des Vereins, diesem das Überleben zu sichern.
Wir hoffen daher weiterhin, dass wie schon im Februar bei der Mitgliederversammlung durch Herrn Rechtsanwalt Voss beschrieben, der Kooperationsvertrag mit Leben erfüllt wird und es für alle Seiten vernünftige Lösungen gibt.“