EV Regensburg siegt nach Penaltyschießen im Oberpfalzderby
Regensburg: Eisbären scheitern an Rostislav HaasEin Derby hat seine eigenen Gesetze!
Dass diese These der Wahrheit entspricht, konnten die 2560 Zuschauer im
vollen (aber nicht ausverkauften, einige Sitzplätze blieben leer!) Weidener
Eisstadion wieder einmal mit eigenen Augen erleben. Zu den Spielern des EV Regensburg sollte
man jedoch sagen, dass zu diesen Gesetzen nicht gehört, dass ein
Eishockeyspiel nur 20 Minuten dauert.
Der EVR trat in der erfolgreichen Formation vom Wochenende auf, also wieder
mit Sven Gerike an der Seite von Roman Weilert in der Verteidigung. Die
jungen Wilden, Sergej Schendelev und der Förderlizenzspieler Artjom Kostyrev aus
Kassel erhielten keine Eiszeit. Die Blue Devils mussten auf den Schweden Conny
Strömberg, Ex-Eisbären-Goalie Reinhard Haider und Verteidiger Alexander
Herbst verzichten.
Trainer Leo Sulak setzte die Reihe mit Dustin Whitecotton, Peter Gruhle,
Florian Mayer im Sturm und David Bornhammer und Ex-Eisbär Christian Martin in
der Verteidigung auf die Topreihe der Eisbären an, während das Topduo der Blue
Devils Milan Blaha und Michal Piskor, ergänzt durch Florian Bartels und den
Verteidigern Benedikt Schopper und Jan Penk, auf die zweite Formation der
Eisbären mit Jiri Cmunt, Felix Schneider, Daniel Körber und den Verteidigern
Martin Ancicka und Alex Dotzler traf.
Das Spiel begann mit vorsichtigem Abtasten auf beiden Seiten. Mark Woolf
setzte eine erste Duftmarke mit einer Direktabnahme in der 6. Minute nach Pass
von Spoltore. Eine Minute später dann das umgekehrte Spiel, aber Spoltore
scheiterte an Goalie Hirvonen. Kurz darauf die erste Strafzeit für den EVR:
Christoph Decker musste für 2 Min wegen Haltens auf die Sünderbank (6:19). Die
Unterzahlbox der Regensburger erlaubte jedoch keine Chance, doch kaum waren die
Weidener wieder komplett, prüfte Benedikt Schopper mit einem Hammer von der
Blauen den Eisbären-Goalie Cavallin.
Danach war es dann soweit: Die EVR-Topreihe setzte sich im gegnerischen
Drittel fest und nach genialem Pass von Markus Rohde zog John Spoltore überlegt
aus spitzem Winkel ab und netzte zum 1:0 ein (10:56, Assists Rohde, Woolf).
Die Eisbären setzten in Gestalt von Martin Ancicka nach, doch Hirvonen konnte
seinen Schuss von der Blauen abwehren und kein EVR'ler stand für den Rebound
bereit (12. Minute). Danach gab es die erste Strafzeit für einen Weidener, Peter
Gruhle hies der Übeltäter. Die
Eisbären konnten sich in diesem Powerplay nur wenig Chancen herausarbeiten. Die
beste sicherlich ein Woolf-One-Timer nach Ablage von Spoltore, doch Hirvonen
konnte mit der Fanghand abwehren. Kaum waren die Eisbären jedoch wieder
komplett, da klingelte es im Kasten der Blue Devils! Weiden brachte die Scheibe
nicht aus dem Drittel, Grosch passte zu Selea hinter dem Tor, der schnell zum
heranstürmenden Kock und der zockte Hirvonen zum 2:0 aus (15:06 Assists Grosch,
Selea)!
Die Weidener waren keinesweg geknickt, im Gegenteil. Der nächste Konter
brachte eine Riesenchance und der Pfosten rettete für Mark Cavallin und Florian
Zellner schob den Abpraller am leeren EVR-Kasten vorbei (16. Minute). Es
brannte im Eisbären-Drittel, die Folge waren zwei Strafminuten wegen Haltens für
Felix Schneider, doch die einzigen Möglichkeiten im Weidener Powerplay blieben
ein Schuss von Blaha, der frei vor dem Tor den Goalie anschoss und einer von
Piskor, den Cavallin sicher hielt. Dann plötzlich wie aus dem Nichts das 3:0
für die Eisbären. Die im ersten Drittel überforderte Whitecotton-Reihe brachte
den Puck nicht aus dem Drittel, Rohde holte sich die Scheibe und gab sie
weiter zu Spoltore, der plötzlich frei vor dem Tor war. Ähnlich wie gegen
Crimmitschau hätte er auch noch den frei vor dem Tor stehenden Rohde anspielen
können, doch Spoltore hämmerte den Puck durch die Hosenträger von Hirvonen in die
Maschen (18:28 Assists Rohde, Woolf).
Zum Abschluss des Drittels gab es noch jeweils eine Möglichkeit, doch
Bartels scheiterte mt einem Solo an Cavallin, Decker sicherte den Rebound, und
Hirvonen klärt gegen einen Dotzler-Schuss!
Im zweiten Drittel tat sich nicht sonderlich viel, beide Mannschaften
versuchten es mit Einzelaktionen (Blaha und Piskor in der 23., Ancicka in der 25.),
die jedoch nicht von Erfolg gekrönt waren. Alex Dotzler saß noch wegen
Behinderung zwei Minuten ab, die aber auch nichts Zählbares für Weiden
einbrachten. In der 27. Minute leistete sich Michal Piskor eine unabsichtlichen
Ellbogencheck, der ihm 2 + 10 Strafminuten einbrachte. Die Eisbären zelebrierten
zwei Minuten lang ideenloses Powerplay und erst als die Weidener wieder komplett
waren, bezeichnenderweise für das zweite Drittel war die Kock-Reihe auf dem
Eis, konnten sie die Blue Devils im eigenen Drittel einschnüren: Kock passte
vor's Tor, doch Grosch brachte nicht mehr genügend Power auf seinen
Rückhandschuss (30. Min). Aus dieser Situation resultiert dann auch die Strafzeit für
Christian Martin, doch wiederum waren die
Eisbären ideenlos und Sven Gerikes hoher Stock gegen Milan Blaha beendete das
Powerplay (31:41). Einzige Möglichkeit war ein Break von Bornhammer auf Pass von
Kinateder, doch Cavallin hielt sicher. Als nach dem Powerplay Jan Penk die
Scheibe aus dem Mitteldrittel Richtung Eisbären-Tor für den Reihenwechsel
schoss, hätte sicherlich niemand gedacht, dass er damit das 1:3 erzielen würde,
doch der Schuss rutschte Cavallin durch die Schoner zum überraschenden 1:3.
Die Blue Devils waren ohne ihren Denker und Lenker Michal Piskor plötzlich
wieder im Spiel und die Eisbären von der Rolle. Cavallin machte seine Fehler gegen den frei vor dem Tor stehenden
Whitecotton wieder gut und Woolf vergab in der 40. Minute mit einem
One-Timer, den Hirvonen grade noch so abwehren konnte, die wohl endgültige
Entscheidung.
Die Blue Devils kamen mit Höllenfeuer unter den Kuven aus der Drittelpause
und einen Abpraller verwertete der völlig frei stehenden Roman Göldner mit
einem Hammer von der Blauen zum 2:3 (41:14 Assists Blaha, Piskor). Nun wurde das
Spiel zum offenen Schlagabtausch: Whitecotton - Stockhandsave Cavallin,
Schuss Woolf - Save Hirvonen, Schuss Schneider - Save Hirvonen, Schuss Dotzler -
abgeblockt, alles in der 43. Minute!
Aber der EVR war nun weitaus konfuser als die aufopferungsvoll kämpfenden
Weidener, die sich nun auf ihren Goalie Hirvonen verlassen konnten. In der 46.
Minute musste dann Martin Ancicka wegen Behinderung auf die Strafbank und
prompt kassierte der EVR durch einen klassisch herausgespielten Powerplaytreffer
den Ausgleich (45:49 Mayer, Assists Gerber, Kinateder). Ancicka hatte bis
dahin fast in jeder Unterzahl die zwei Minuten durchgespielt und jetzt fehlte
die Ordnung in der Box der Eisbären!
Der EVR reagierte wütend, aber nicht mehr durchdacht: Schuss Grosch - Save,
Schuss Woolf - daneben (50. Minute)! Es war jetzt wieder ein offener
Schlagabtausch, Erich Kühnhackl hatte auf vier Verteidiger (Ancicka-Bazany und
Weilert-Gerike) umgestellt. Jiri Cmunt vergab nach Solo (mit dem allseits bekannten
Trick) und Zellner brachte den Rebound nach Whitecotton-Schuss nicht im leeren
EVR-Kasten unter (52. Minute). Es ging weiter im Sekundentakt: Martin
Ancickas Hammer von der blauen Linie verfehlte nur um Zentimeter den Kasten der
Weidener. Michal Piskors Versuch aus dem Slot landete ebenso sicher bei Cavallin
wie der Schuss von Bornhammer (alles 53. Minute). Zur Abkühlung durften dann
noch Milan Blaha und Alex Dotzler für jeweils zwei Minuten in die Kühlbox. Beide Mannschaften hatten dann noch jeweils die Chance das
Match zu entscheiden, doch Grosch entschied sich für den Schuss statt den
mitgelaufenen Kock zu bedienen und Blaha vergab in der Schlussminute nach Pass von
Bartels frei vor Cavallin - Verlängerung!
Hier tat sich erwartungsgemäß wenig, auch wenn der EVR aktiver war, aber
einfach nicht mehr richtig zum Spiel fand. Selea verzog einen Schuss (63.),
Hirvonen rettete gegen Weilert und den folgenden Rebound, Kinateder und Blaha
scheitern an Cavallin. Und wieder musste nach Führung das Penaltyschießen die Entscheidung
bringen: Sven Gerike wurde zu weit abgedrängt, Florian Zellner scheiterte an Cavallin.
Hirvonen mit dem Schoner gegen Spoltore, Blaha lässt sich viel zu weit
abdrängen. Mark Woolf zockt den Goalie aus zum 1:0, Cavallin stört Whitecotton
entscheidend mit dem Stock. Cmunt schießt den Goalie an, Piskor trifft nur
Cavallins Schoner. Ancicka scheitert an der Fanghand Hirvonens, Kinateder hämmert
die Scheibe in den Winkel: 1:1, Verlängerung!
Gerike und Whitecotton vergeben, Woolf zockt erneut Hirvonen aus.
Bornhammers Versuch springt von der Unterkante der Latte aus dem Tor, der EVR gewinnt
mit 4:3!
Wieder einmal konnte der EVR eine sicher geglaubte Führung nicht über die
vollen 60 Minuten bringen. Gründe hierfür sind ein ideenloses Powerplay und
eine unerklärliche Lähmung ab dem zweiten Drittel, die sich auch auf die
mitgereisten knapp 1000 EVR-Fans übertrug. Die Blue Devils gaben sich gemäß der
Kühnhackl-Devise immer eine Chance und hätten am Ende sogar die drei Punkte
verdient gehabt. Den Weidenern bleibt zu wünschen, dass sich der Gang auf die
EVR-Psychologen-Couch nun ähnlich positiv auswirkt wie bei den vorherigen
Patienten Kaufbeuren (11 von 12 möglichen Punkten nach dem EVR-Spiel) und
Crimmitschau (9 von 9 möglichen Punkten, darunter ein Sieg in Riessersee!).
Es bleibt nicht viel Zeit, denn mit den Landshut Cannibals wartet ein Gegner
auf die Eisbären, der mehr als jede andere Mannschaft für Eishockey
modernster Prägung steht, das eigentlich Erich Kühnhackl mit seiner Mannschaft
propagieren wollte!