ESVK: Interview mit Dieter Medicus
ESVK verpflichtet Max KaltenhauserIm Rahmen einer Internet-Aktion der offiziellen Homepage
www.esvk.de konnten Teilnehmer des Fanforums Fragen an den neuen
Trainer des ESV Kaufbeuren stellen.
Herr Medicus, mal angenommen es würde
alles passen, könnten Sie sich eine Weiterführung der Trainerarbeit als
Headcoach beim ESVK vorstellen?
Darüber habe ich mir zum jetzigen Zeitpunkt noch keine abschließenden
Gedanken gemacht. Vorrangiges Ziel ist es das Team wieder auf die
Erfolgsspur zurück zu bringen und den Klassenerhalt zu sichern.
Wie kamen Sie zum Trainerjob beim ESVK?
Ich habe mir gedacht, dass es zum jetzigen Zeitpunkt für Kaufbeuren
schwierig ist, einen Trainer zu finden, der sich ohne lange
Einarbeitungszeit mit den Verhältnissen in Kaufbeuren zurechtfindet und
gleichzeitig für den Verein finanzierbar ist, die entsprechende
Motivation und Qualifikation mitbringt und auch noch sofort verfügbar
ist. Darauf hin habe ich dem sportlichen Leiter meine Hilfe angeboten.
Es ist jetzt die Zeit zusammenzurücken und zu helfen - auch um dem
Verein, dem ich vieles zu verdanken habe, etwas zurückzugeben.
Wie verbinden Sie das ganze mit ihrem Beruf?
Ich habe zum Glück eine sehr gut funktionierende Firma. Nach größeren
Umbaumaßnahmen wollte ich eigentlich einen längeren Urlaub machen, den
ich nun im Eisstadion verbringe. Meine Mitarbeiter führen die einzelnen
Abteilungen meiner Firma: Ambulante Reha, Physiotherapie,
Fitnessstudio, Ergotherapie und Präventionstherapie für diese Zeit
selbstständig. Lediglich in meinem ganz persönlichen Betätigungsfeld,
der Osteopathie, bitte ich meine Patienten wegen meiner
reduzierten Präsenz im Gesundheitszentrum um ein bißchen
Nachsicht. Das gibt mir die Möglichkeit mich voll und ganz auf den ESVK
zu konzentrieren.
Wollen Sie irgendwann noch den Trainerschein machen?
Ich bin bereits seit Jahren in Besitz des Grundscheines denn ich war ja
auch schon Co-Trainer in der DEL. Sollte ich weiterhin Spass,
gleichzusetzen mit Erfolg, an der Arbeit finden, sieht meine derzeitige
Sondergenehmigung so und so einen weiteren Trainerschein vor.
Was sagen eigentlich unsere ausländischen Spieler zu den vergangenen Spielen? Sind sie mit ihren Leitungen selbst zufrieden?
Selbstverständlich nicht, die Spieler sind mindestens genau so traurig
und enttäuscht wie die Fans und hätten sich alle zusammen einen
besseren Saisonverlauf gewünscht. Es verliert doch keiner freiwillig.
Ist der Neuzugang Dominik Kubik wirklich so viel besser als die Kaufbeurer Juniorenspieler?
Grundsätzlich hat der ESVK bisher schon, und plant auch weiterhin, mit
eigenen Juniorenspielern ein Team auf zu bauen. Daher werden auch
zukünftig Talente aus dem eigenen Nachwuchs in der Ersten Mannschaft
spielen. In Dominik Kubik sehe ich das Potential in naher Zukunft eine
Führungsrolle in der Bundesligamannschaft übernehmen zu können.
Garantie hat man nie, aber der ESVK ist bekannt dafür, Talenten eine
Chance zur Entwick-lung zu geben. Nebenbei haben wir nicht das Geld um
nur fertig ausgebildete Spieler zu kaufen. Daher ist es fahrlässig,
Chancen nicht wahr zu nehmen.
Warum heben Spieler wie Jens Stramkowski so viel Vertrauensvorschuss gegenüber Juniorenspielern?
Es gibt für keinen Spieler einen Vorschuss. Ich mache keinerlei
Unterscheid zwischen Ausländern und Deutschen, Alt oder Jung, Viel oder
Wenig-Verdienern. Derjenige der die bessere Leitung bringt spielt.
Eine Saison ist lange und
kraftraubend. Der ESVK hat gegenüber Mannschaften mit größerem
Jahresetat oftmals technische Defizite. Wäre es nicht eine Möglichkeit,
gegen solche Teams mit 4 Sturmreihen spielen zu lassen?
Es ist eines meiner Ziele, möglichst mit vier ausgeglichenen Reihen zu
spielen. Entsprechend der der taktischen Notwendigkeit setzen wir dies
konsequent um.
Es ist auffällig, das unsere Verteidiger zu wenig von der blauen Linie schießen. Werden Sie ihr Training darauf ausrichten?
Die ganze Mannschaft hat bis dato insgesamt zu wenig Schüsse auf das
Tor abgegeben. Das Training ist darauf ausgelegt, dieses Defizit
grundsätzlich zu beheben. Allerdings haben manche Spieler in manchen
Spielsituationen auch taktisch andere vorrangige Aufgaben.
Werden auch die Juniorenspieler Walter und Melcher eine Chance erhalten, z.B. wenn wir klar im Rückstand liegen?
Ich hoffe wir kommen nie in die Situation klar im Rückstand zu sein.
Ein Spiel aufzugeben ist nicht meine Art. Unabhängig davon kann sich
jeder Spieler durch Leistung empfehlen. Alle 22 Spieler auf dem
Spielberichtsbogen haben in jedem Spiel eine Chance eingesetzt zu
werden.
Was halten Sie davon, einzelne Spieler an Oberligavereine abzugeben und stattdessen Junioren spielen zu lassen?
Spielt ein Junior stärker als ein sogenannter "1. Mannschaftsspieler"
wird er selbstverständlich auch spielen. Wir haben ja eh schon viele
eigene Nachwuchsspieler im Einsatz.
Werden Sie sich die Option freihalten Förderlizenzspieler zu holen? Es könnte ja sein, dass sich z.B. ein Torwart noch verletzt.
Ich bin persönlich kein Gegner von Förderlizenzspielern. In der Kürze
der Zeit haben wir jedoch darüber noch nicht abschließend gesprochen,
da derzeit noch andere Themen mit höherer Priorität vorhanden sind.
Grundsätzlich haben wir aber einen guten eigenen Nachwuchs.
Verzerrt die Vergabe von Förderlizenzen nicht die Tabelle bzw. verfälscht das Bild in den Play offs?
Es gibt ja eine Regelung, nach der die Spieler zuvor eine bestimmte
Anzahl von Spielen während der laufenden Saison bei dem entsprechenden
Club bestritten haben müssen. Dies ist auch sinnvoll, um Verfälschungen
in den Play Offs oder Play Downs vorzubeugen.
Was halten Sie von einem
hauptamtlichen Sportlichen Leiter bzw. Manager beim ESVK, der sich um
die Verträge bzw. Belange der Spieler bzw. auch das Marketing und die
Sponsoren kümmert?
Das ist grundsätzlich zuerst ein Thema der Vorstandschaft, nicht des
Trainers. Das vorrangige Thema wird aber die Frage der Finanzierung
sein. Das beschriebene Tätigkeitsfeld würde sicherlich auch Platz für
mehrere Personen bereithalten. Das ist mehr als ein 8 Stunden Job, der
zurzeit beim ESVK auf mehreren Schultern verteilt ist. Je mehr Menschen
Rund um den ESVK, egal ob Haupt- oder Ehrenamtlich, sich um das riesige
Aufgabenfeld bemühen, desto Besser ist es für den Verein.
Als Kaufbeurer ist man zu Recht schon immer Stolz auf den eigenen
Nachwuchs. Es scheint jedoch berechtigt zu hinterfragen, was es dem
Verein letztlich gebracht hat, viel Geld zu investieren. Kaum wären die
eigenen Spieler für den Verein besonders wichtig, spielen Sie bei
anderen BL Vereinen oder in der DEL, meist bei Clubs, die keine oder
nur eine bescheidene Nachwuchsarbeit aufbauen. Es scheint, als würden
manche Großstadt- GmbH´s die "Ausbildungs-Clubs" wie Landshut und
Kaufbeuren so lange mit ein paar Euro "Reindl-Pool" abspeisen wollen,
bis sie selbst im Hintergrund eine Nachwuchsarbeit aufgebaut haben.
Sie haben sicherlich gute Kontakte zu
anderen ehemaligen Spielern und jetzigen Funktionären. Vielleicht
könnten Sie eine entsprechende Aufwandsentschädigung für
Talentschmieden wieder ins Gespräch bringen.
Die Entwicklung im Sport, insbesondere für Vereine wie den ESVK, hat
durch das Bossmann Urteil drastische Wendung genommen, die leider
vertragliche Bindungen - und damit das Einfordern einer
Ausbildungsentschädigung eines Nachwuchs-Spielers über einen längeren
Zeitraum problematisch macht. Die Lösung für den Verein in der
momentanen Situation kann nur lauten, noch stärker als bisher auf den
Nachwuchs zu setzten und so viele Talente hervor zu bringen, dass nach
dem Abgang von den Spielern, die die Chance haben auf DEL- oder
internationalem Niveau zu spielen, für Kaufbeuren noch genügend gute
Spieler zur Verfügung stehen. Bei einer sinnvollen (!) Kooperation
haben dann die Spieler auch wieder die Möglichkeit zeitweise zurück zu
kehren. Dies ist aber nur dann für uns sinnvoll, wenn eine "win-win"
Situation entsteht, also eine Lösung, von der die Spieler und beide
Vereine profitieren und nicht nur einer der "Lieferant" ist. Man muss
mal sehen, was man da bewegen kann.
(www.exvk.de)