„Es macht einfach nur Riesenspaß dieses Jahr"
Du bist in Bad Muskau geboren, vor den Toren Weisswassers, war da Eishockey vorprogrammiert?
Als ich vier Jahre alt war, ist mein Vater mit mir zum Eishockey gegangen, so viele andere Möglichkeiten gab es ja auch nicht. Mein Vater ist begeisterter Fan und hat mich auch zu Spielen mitgenommen, noch im alten Eisstadion, aber daran kann ich mich nicht mehr so richtig erinnern. Er hat mich dann einfach aufs Eis gestellt und dann haben wir losgemacht, mehr oder weniger.
Du hast dann bei den Lausitzer Füchsen den gesamten Nachwuchs durchlaufen?
Ja habe ich. Die Juniorenspieler wurden alle gefördert. Wer es geschafft hatte, wurde in die Profimannschaft übernommen. Das war ja auch das Ziel von uns allen als Kind, professionell Eishockey zu spielen. Weisswasser hatte ja auch eine tolle Nachwuchsarbeit, die waren früher unter den Top Fünf. Das hat man auch in den Auswahlmannschaften gesehen, also U16, U18 und U20, da waren immer fünf oder sechs Weisswasseraner dabei. Das hat jetzt stark nachgelassen, aus verschiedenen Gründen. Alle tun zwar, was sie können, aber zum einen ist die Abwanderung sehr groß, die Einwohnerzahl hat über die Hälfte abgenommen und zum anderen ist Eishockey auch eine sehr kostenintensive Sportart.
Du hast dann acht Jahre für die Füchse gespielt, das ist ja für einen Profi schon ungewöhnlich. Lässt es einen kalt, wenn es dort nun gerade nicht läuft?
Weisswasser war und ist mein Heimatverein. Dirk Rohrbach ist auch ein guter Freund von mir, wir haben noch zusammen bei den Füchsen gespielt, als er noch aktiv war. Ich verfolge das schon, aber ich geh davon aus, dass sie die Play-Downs erfolgreich bestreiten, also ich hoffe es. Es lässt mich nicht kalt, aber ich spiele jetzt für Dresden, mein Augenmerk liegt natürlich bei den Eislöwen.
Das man gegen den Ex-Club spielt ist ja Gang und Gebe im Profisport, aber dass man ausgerechnet beim Erzrivalen unter Vertrag steht ist dann schon manchmal etwas merkwürdig?
Ich glaube, meine Eltern fanden das auch nicht so lustig am Anfang (lacht). Aber ich kannte Thomas Popiesch, er hat mich hierher geholt, da muss man dann einfach professionell sein.
Nach acht Jahren bist du dann 2008 weg aus Weisswasser?
Na ja, ich suchte auch eine neue Herausforderung. Ich dachte, wenn ich bleibe, bleibe ich für immer dort und das wollte ich nicht. Ich wollte noch mehr sehen, Erfahrungen sammeln, da hat sich das mit Bremerhaven angeboten.
Hatte auch der Abstieg der Füchse in die Oberliga etwas damit zu tun?
Gar nicht. Als ich mich entschieden hatte, stand schon fest, dass es keinen sportlichen Absteiger geben wird. Nein, ich war 25 und wollte noch etwas anderes sehen.
Dann warst du zwei Jahre bei den Fischtown Pinguins?
Ja genau. Das erste Jahr dort unter Craig Steu war ungeheuer positiv für mich, es hat mir sehr gut gefallen, da habe ich auch sehr zeitig verlängert. Aber nach zwei Jahren war dann die Sache für beide Seiten ausgereizt. Sie wollten mich nicht mehr halten, ich wollte weg, wir haben uns bedankt für die Zusammenarbeit, es war für beide Seiten so in Ordnung.
Als du weg bist, hattest du noch ein konkretes Angebot…
…keins für die zweite Liga.
Da hattest du gesagt: „Erst mal sehen, wer überhaupt in der Liga spielt.“ Warum bist du dann ausgerechnet zu dem Club gegangen, wo es am kritischsten aussah?
Das ist nur von Thomas Popiesch ausgegangen. Er hatte mich auch schon frühzeitig angerufen und er hat mir Zuversicht gegeben, dass es klappt. Er ist schon er Grund, warum ich hierher wollte.
Deine Reihe mit Patrick Strauch und Martin Heider bringt sehr viel Energie aufs Eis. Wie würdest du denn eure Aufgabe in der Mannschaft beschreiben?
Unsere Rolle ist oft, gegen die Top-Reihe des Gegners zu spielen, um kein Gegentor zu bekommen und sie müde zu spielen. Unsere Aufgabe ist auch, aggressiv zu sein und nach vorn viel Druck zu machen, Müdigkeit rein zu bringen, damit unsere erste Reihe dann die Tore machen kann. Natürlich wollen wir auch Tore schießen, aber bei uns ist das immer ein bisschen begrenzt.
Wobei du der Statistik nach eine gute Saison hast.
Ja, das geht. Ich hab jetzt zehn Tore, na gut, neun offiziell, eins krieg ich eigentlich noch…(lacht).
Von wem?
Von Becks, also Bruce Becker, aber das ist egal (lacht). Nein, von daher ist es schon meine beste Saison bisher, weil ich ja nicht so der Torjäger bin. Ich meine, es muss schon die Aufgabe eines Stürmers sein, immer mal ein Tor zu machen. Gut, es gibt die Torjäger und die Arbeiter und man braucht beides in der Mannschaft. Und in der Mannschaft harmoniert das eben. Wir haben unseren Top-Block, wir haben mit Hugo Boisvert einen Spitzenmann nachverpflichtet, Norman Martens spielt sich gerade frei. Es gibt viele Faktoren, die dieses Jahr eine Rolle spielen, wo Spieler aus sich heraus kommen und Leistungen bringen, die sie eben bei einem anderen Verein so nicht gebracht haben. Sie haben hier das Vertrauen des Trainers und der Mannschaft und können hier ihr Leistungsvermögen komplett ausschöpfen. Es macht einfach nur Riesenspaß dieses Jahr.
Und wie würdest du dich als Spieler beschreiben?
Oh je, da ist eine Frage (stöhnt). Ich spiele ja dieses Jahr ein bisschen anders, weil ich hier Center bin, aber ich versuche immer fürs Team zu spielen. Ich bin sicherlich nicht so der große Techniker, ich hab so von allen ein bisschen was. Über meine Stärken muss zuerst der Trainer entscheiden, ich glaub, ich hab sowieso mehr Schwächen als Stärken (lacht). Mein Zug zum Tor ist nicht so großartig und ich brauche auch oft zu lange, um die Entscheidung zu treffen, ob ich passe oder lieber schieße. Ob ich so der großartige Schlittschuhläufer bin, müssen andere sagen, aber das bin ich auch nicht. Gut, ich bin ein Kämpfer, aber da muss man auch sehen, ob er nur kämpft oder auch andere Aktionen machen kann. Aber ich will immer Vollgas geben und mache mit Harry (Anm. Patrick Strauch) immer erst mal los. Und ich kann auch nicht so richtig dem Zweikampf aus dem Weg gehen.
Glaubst du, dass du mittlerweile bei den Schiedsrichtern schon unter besonderer Beobachtung stehst?
Ich kenne ja nun über die Jahre so ziemlich alle Schiedsrichter und die sprechen mich mittlerweile auch schon alle mit Namen an, dass ich ruhig bleiben soll. Dieses Jahr habe ich es schon übertrieben mit den Zehn Minuten Strafen und mit Meckern, das muss ich auf jeden Fall abstellen. Aber das ist von mir so eine Eigenschaft, wenn ich dann im Spiel drin bin, da bin ich dann zu impulsiv. Da arbeite ich dran, es wird ja auch teuer in der Mannschaftskasse immer (lacht).
Du bist auch ein Spieler, er polarisiert: wenn man dich in der Mannschaft hat, dann lieben dich die Fans, bist du beim Gegner, dann hassen sie dich.
(lacht)Ja, das sehe ich genauso. In Bremerhaven musste ich mir schon Sprüche anhören. Aber das ist nun mal so, damit muss man umgehen können.
Ist der private Andre Mücke auch so impulsiv?
Ein bisschen schon, wenn es eine Situation gibt, die mir nicht so passt, dann brause ich schon mal auf. Aber ich bin sonst mehr der lustige Typ zum Quatschen.
Hast du neben deiner Profikarriere noch zusätzlich eine Ausbildung gemacht?
Ich bin gelernter Prozessleitelektroniker. Das hat sich damals bei unserem Sponsor Stadtwerke Weisswasser so ergeben, da habe ich dreieinhalb Jahre nach der Schule meinen Abschluss gemacht.
Was hast du für Hobbies?
Angeln. Da ist es ruhig, man macht nichts und kann abschalten. Ich gehe oft mit Dirk Rohrbach zusammen und fahre auch jedes Jahr deswegen nach Norwegen, da freu ich mich immer drauf.
Jetzt steht ihr sicher in den Play-Offs. Hättest du das gedacht vor der Saison?
In den ersten Wochen der Vorbereitung, als hier die Spieler noch ein und aus gingen, habe ich schon so meine Zweifel gehabt, man wusste nicht, wer bleibt, wer kommt noch, aber dann haben die ersten Spiele schon gezeigt, dass viel Potenzial in der Mannschaft ist. Und momentan, wir haben eine brutal gute erste Reihe, vielleicht die beste der Liga, die uns immer im Spiel hält, aber auch alle anderen sind von der Qualität her noch gestiegen. Und wenn alle 100% spielen, sind wir eine richtig gute Mannschaft.
Wie wichtig ist es für die Mannschaft, dass Patrick Jarrett dabei ist?
Er ist unser Kapitän und es ist enorm wichtig, dass er mit auf dem Eis steht. Über ihn läuft auch das Spiel der ersten Reihe. Er hat so darauf gebrannt, wieder zurück zu kommen, er konnte einfach nicht mehr zu schauen, war bei jedem Training dabei, hat dann schon nur mit einer Hand angefangen. Er ist unser Leitwolf, es gibt schon einen Schub, wenn er mit dabei ist.
Was hast du jetzt noch für Ziele?
Auf alle Fälle wollen wir die Saison hier positiv abschließen. Klar hat man die nächste Saison schon im Hinterkopf, aber wir konzentrieren uns auf die letzten beiden Spiele und dann auf die Play-Offs. Und eine bessere Ausgangsposition als dieses Jahr konnten wir nicht haben.
Und längerfristig?
Natürlich macht man sich über sein Leben Gedanken, wie es einmal ohne Eishockey aussehen soll, ob es überhaupt ohne Eishockey geht, aber da ist absolut noch nichts entscheiden. Und ein paar Jahre möchte ich schon noch auf dem Eis stehen und spielen.
Und wie sieht es mit dem Titel „Stärkster Mann der Lausitz“ aus?
Das war eine Veranstaltung im Sommer, zu der ich eingeladen war (lacht). Aber da ging es um Armdrücken und das ist nicht meine Stärke. Da bin ich ganz schlecht, habe sogar gegen meinen besten Freund verloren. Nein, da werde ich nichts holen.