Ende gut, alles gut? – Saisonfazit bei den Lausitzer FüchsenEine Saison mit Höhen und Tuefen
Dirk Rohrbach ist Geschäftsführer der Lausitzer Füchse. (Foto: Jan Neumeister)Herr Rohrbach, im 90. Jubiläumsjahr des Eishockey-Sports in Weißwasser war Ihr Minimalziel das Erreichen der Pre-Playoffs. Am Ende waren es sogar die Playoffs, auch wenn hier im Viertelfinale gegen die Kassel Huskies Schluss war. Wie zufrieden sind Sie mit der Saison?
Es gab auch in dieser Saison Höhen und Tiefen. Wir hatten zwar das erste Spiel gegen Heilbronn gewonnen, mussten danach aber einige Niederlagen hinnehmen. Dann lief es besser, dennoch gab es im Dezember Situationen, bei denen wir nur wenige Spieler zur Verfügung hatten und unsere Leistungsträger mit teilweise über 30 Minuten Eiszeit am Limit waren.
Zum Saisonfinale waren wir aber präsent und konnten mit den Erfolgen gegen Kassel, Ravensburg und Kaufbeuren die Pre-Playoffs sichern. Wichtig war, dass wir in der Jubiläumssaison die Playdowns vermeiden konnten. Die erfolgreichen Pre-Playoffs und das Viertelfinale gegen die Kassel Huskies waren ein schöner Bonus. Obwohl es gegen Kassel vier Niederlagen gab, haben wir da sehr ordentliche Spiele absolviert. Das hat nicht nur uns, sondern auch die Region stolz gemacht.
Das letzte Spiel der Saison ging gegen Kassel zu Hause mit 1:4 verloren. Trotzdem feierten die Fans, als ob die Füchse die Meisterschaft geholt hätten. Wie wichtig war das Zusammenspiel mit den Fans?
Das war gerade in dieser ersten Saison nach den Corona-Jahren mit den Beschränkungen enorm wichtig. Wir hatten im September 2022 eine große Veranstaltung für unsere Fans, u.a. mit einem Legendenspiel Berlin gegen Weißwasser. Damit wollten wir die Fans mitnehmen und zum Stadionbesuch in der Saison animieren. Das ist auch gelungen.
Wir hatten einen Zuschauerschnitt von etwa 2.300, das ist ungefähr der Wert der letzten Saison vor Corona. Das rechnen wir den Fans hoch an. Wir hatten mit ihnen einen engen Austausch, um gemeinsame Aktivitäten zu besprechen. Das ist gerade für unseren kleinen, familiären Standort sehr wichtig.
Auch in dieser Saison lag die Hauptlast meist auf der ersten Reihe um Hunter Garlent. Wie kann man dieses Ungleichgewicht in der nächsten Saison ausgleichen?
So etwas kann man nur beseitigen mit viel Geld - das wir nicht haben (lacht). Im Endeffekt waren unsere Leistungsträger wie Hunter Garlent, Roope Mäkitalo, Clarke Breitkreuz und Lane Scheidl meist für die Tore verantwortlich. Klar, das sind nur eine Handvoll Spieler.
Aber unsere Philosophie ist es ja, dass wir junge Spieler besser machen wollen und in die Mannschaft einbauen. Damit können und werden wir nicht so ausgeglichen sein wie die Top-Teams der Liga. Natürlich versuchen wir, die Verantwortung auf breitere Schultern zu verteilen, das ist unser Job für den Sommer. Aber grundsätzlich ist es auch eine finanzielle Sache.
Wir werden unserem Modell treu bleiben und die wirklich erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Eisbären Berlin fortsetzen. Wir hatten viele Spieler aus Berlin, die über 20 Spiele gemacht haben und mit Torwart Nikita Quapp, trotz seiner Verletzungspause, gerade zum Saisonende einen echten Rückhalt.
Die Füchse waren mit 15,76% das schlechteste Powerplay-Team der Liga, anderseits hatte Weißwasser das drittbeste Unterzahl-Spiel. Ein Widerspruch?
Einer muss der Letzte sein (lacht). Spaß beiseite, die Special Teams sind natürlich sehr wichtig. Mit dem Unterzahlspiel sind wir sehr zufrieden, daran haben unsere Trainer auch akribisch gearbeitet. Im Powerplay haben wir natürlich versucht, kreativer und unberechenbarer zu werden.
Oftmals hatten wir aber auch nur eine Powerplay-Reihe und das machte es unseren Gegnern einfacher, sich darauf einzustellen. Die Trefferquote in Überzahl passt nicht, wir wollen hier mindestens bei 20% liegen. Das wird ein wichtiges Thema für die neue Saison.
Sie sind in diesem Jahr mit der Kaderplanung für die neue Spielzeit sehr weit. Wie sind hier die weiteren Planungen?
Wir hatten einige Verträge über die aktuelle Saison hinaus, dazu einige Verlängerungen. So mit Clarke Breitkreuz bis 2027, dazu z.B. Roope Mäkitalo, Lane Scheidl und auch Eric Valentin, alles wichtige Säulen in unserem Spiel. Wir werden das Team weiter verstärken, wissen aber auch, dass es zukünftig schwierig wird, gerade deutsche Spieler zu uns zu holen.
Mit DEL-Absteigern kommen Teams in die Liga, die ihre Ausländerquote gegenüber der DEL reduzieren müssen. Das heißt, mehrere Spieler müssen ausgetauscht werden. Es ist für uns schwer, da finanziell konkurrenzfähig zu sein.
Auch die Oberliga wirbelt das Gehaltsgefüge etwas durcheinander. Klubs wie z.B. Weiden, Hannover Scorpions und Rosenheim rufen Zahlen auf, die nicht ohne sind und teilweise höher liegen als in der DEL2.
Dennoch gibt es Spieler, die sich wegen der besseren sportlichen Perspektive für die höhere Liga entscheiden. Auf der anderen Seite hat man aber auch erfahrene Akteure, die natürlich stärker auf Gehalt und Langfristigkeit der Verträge schauen. Das ist schon ein ordentlicher Konkurrenzkampf, der auf Dauer sicher schwierig ist.
Hunter Garlent, der Topscorer der Füchse, hat noch nicht verlängert. Gibt es hierzu Neuigkeiten?
Wir sind weiter in Verhandlungen mit ihm bzw. seinem Agenten. Zunächst war es wichtig, die Saison abzuschließen, er war danach mit einigen Spielern für ein paar Tage im Urlaub. Er ist jetzt wieder in der Lausitz, wir hoffen, noch im April zu einer gemeinsamen Entscheidung kommen zu können. Aber wir wissen auch, dass natürlich auch andere Klubs Interesse haben und im Zweifel andere Gehälter als wir bezahlen können.
Auch wenn wir natürlich nicht über andere Clubs diskutieren, doch der Blick nach Crimmitschau. Dort hat die Stadt den Eispiraten das Stadion gekündigt, ziemlich sicher wegen der Energiekosten. Wie ist die Situation in Weißwasser?
Auch wir befinden uns mit der Stadt Weißwasser in intensiven Verhandlungen zur Ausgestaltung des neuen Mietvertrages. Es ist für alle Seiten schwierig. Die Kommune als Eigentümer und Betreiber muss sparen, auch die Kreisumlage ist gestiegen. Auf der anderen Seite ist Eishockey das Aushängeschild unserer Region, genauso wie in Crimmitschau. Und die Stadionmiete muss für uns bezahlbar sein, damit wir insgesamt konkurrenzfähig bleiben können.
Schaut man auf die Liga, ist der Auf- und Abstieg in bzw. aus der DEL sportlich vielversprechend. Gleichzeitig hat man den Eindruck, dass viele Clubs ordentlich aufrüsten. Wenn immer mehr Aufstiegsaspiranten mit hohen Etats ins Rennen gehen, wie hoch sehen Sie die Gefahr einer Zweiklassen-Liga?
Die Gefahr wird es geben, aber das hat man in anderen Sportarten auch, wie im Fußball oder Basketball. Mit höherem Spielerbudget kann man sich natürlich ganz anders aufstellen.
Grundsätzlich ist es aber eine gute Sache, dass wir endlich wieder Auf-und Abstieg zwischen den beiden Ligen haben. Schaut man auf die letzten Jahre, hat Bietigheim im ersten Jahr DEL eine gute Rolle gespielt und diese Saison Frankfurt. Es ist für uns als Liga wichtig, dass Teams aus unserem oberen Tabellenfeld auch in der DEL konkurrenzfähig sind.
Gerade Frankfurt hat es ja ohne riesige Umbrüche im Kader geschafft, sich in der ersten Liga zu etablieren.
Unglücklich war die Situation in den letzten Wochen natürlich für die Augsburg Panther, die fast zwei Monate in der Luft hingen, was die Kaderplanung für die neue Saison angeht. Aber die scheinen das ganz clever zu machen.
Doch der Auf- und Abstieg ist wichtig und belebt das Geschäft, das sehen wir seit Jahren zwischen DEL2 und Oberliga. Und so schwierig es ist, Playdowns zu spielen, sind sie doch ein echter Zuschauermagnet.
Was bedeutet das für die Lausitzer Füchse?
Für die neue Saison wissen wir, dass es für uns schwieriger wird, die Pre-Playoffs zu erreichen. Wir haben einen DEL-Absteiger, dazu weitere Teams mit Aufstiegsambitionen wie z.B. Kassel, Krefeld und Dresden, die alle mit Sicherheit deutlich höhere Etats und bessere Rahmenbedingungen haben als wir.
Insofern müssen wir aufpassen, dass wir das sportliche Niveau halten und gleichzeitig auf die Wirtschaftlichkeit schauen. Nach Corona und Ukraine-Krieg mit Wirtschaftskrise ist es auch für die Sponsoren nicht leicht. Und wir sind immer das letzte Glied in der Kette. Die Unternehmen können uns schließlich nur dann unterstützen, wenn die wirtschaftliche Basis da ist.
Das sind schon Herausforderungen. Dennoch muss man immer wieder betonen, dass es für uns schon ein kleines Wunder ist: Wir sind mit 15.000 Einwohnern die kleinste Stadt im Profi-Eishockey und trotzdem in der zweithöchsten deutschen Liga konkurrenzfähig.
Herr Rohrbach, wir danken Ihnen für das Gespräch.