Emotionsloses Gerutsche – Löwen blamieren sich gegen Schlusslicht

Was haben der inzwischen legendäre Holzmichel und Weißwassers
Spieler André Mücke gemeinsam? Richtig, beide leben noch. Beim sächsischen
Liedgut ist es auf den sinnfreien Text zurückzuführen. Die Feststellung über
Mücke´s Zustand nach einem Check von Korbinian Holzer traf hingegen Fred
Caroll, der Coach der Lausitzer. Der hatte freilich gut lachen. Seine Füchse
wurden im Isarwinkel gastfreundlich begrüßt und zum Siegen ohne große Mühen
eingeladen. 4:1(1:1,0:1,0:2) gewann das Ensemble von der polnischen Grenze gegen
erschreckend leidenschaftslose Löwen. 1600 Besucher hätten ihr Eintrittsgeld
auch gleich aus dem Fenster werfen können.
Es kommt nicht selten vor, dass in einer Partie, wo wenig zusammenlaufen mochte,
eine Situation bezeichnend für das gesamte Spiel ist. Gut eine Minute war noch
zu absolvieren. Mark Cavallin hatte das Eis bereits verlassen und da Weißwasser
zudem in Unterzahl agierte, versuchten die Löwen mit zwei Spielern mehr die
Wende doch noch zu erzwingen. Unglücklicherweise schien Jeff Hoad die
farblichen Unterscheidungsmerkmale der beiden Trikotsätze nicht mehr zu kennen.
Er bediente mustergültig Gegenspieler Pohling, der sogleich ins leere Gehäuse
traf. Es war die einzige Szene an diesem Abend, in der Hoad in Erscheinung trat.
Der Mittelstürmer war jedoch nicht der einzige Totalausfall.
Der Protagonist der ersten Minuten war zweifelsohne Josef Kottmair. Der
aushilfsweise Linksaußen der ersten Sturmreihe sorgte nach vier Minuten per
Abstauber für die frühe Führung. Indirekt unterstützte Kottmair auch den
Ausgleichstreffer von Dirk Rohrbach. Zu diesem Zeitpunkt schmorte der 22jährige
auf der Strafbank. Schon im ersten Spielabschnitt hatte die Begegnung die
emotionale Komponente eines finnischen Angelausflugs. Was bereits unter der
Woche gegen Essen zu bemängeln war, wiederholte sich gestern gleich doppelt.
Jeweils unmittelbar nach den Pausen wurde der Gegner durch Schlafmützigkeit zum
Toreschießen eingeladen. Benjamin Wildgruber und Richard Rochefort hießen die
Nutznießer. Letzterer allerdings unter gütiger Mithilfe von Mark Cavallin, der
den wenig dynamischen Schuss des Kanadiers über die Schulter rutschen ließ.
Ansonsten zeigte sich Cavallin aber in gewohnter Form. Beim Versuch von Kreitl
aus kurzer Distanz schnellte die Fanghand blitzschnell nach oben.
Für die Löwen gab es eine Hand voll Möglichkeiten bester Güte. Hatte Kachur
bei seinem Pfostentreffer noch Pech, spiegelte sich auch bei Rod Stevens die
eigene Leistung wieder, als er das leere Tor verfehlte. Troy Bigam verpasste um
Haaresbreite einen Abpraller. Sebastian Ellwing, der Lausitzer Goalie wirkte
selten sicher, trotzdem brachte er stets ein Teil seiner Ausrüstung zwischen
Scheibe und seinem Gehäuse.
Zum Ende der Begegnung schraubten beide Teams noch ihr Strafenkonto nach oben.
Erst schubste Michael Kreitl etwas unmotiviert Christian Urban in die Bande und
durfte zum Duschen. Sekunden vor dem Ende entschied Referee Breiter bei
Korbinian Holzers Check gegen Andre Mücke auf Matschstrafe. Eine
Fehlentscheidung! Die Aktion des 17jährigen war fair, der Kopf von Mücke in
der Höhe des oberen Bandenendes. Mücke musste das Eis mit zwei Platzwunden
verlassen. Eine Spieldauerstrafe hätte Axel Kammerer vermutlich hingenommen, so
aber sollen die Videoaufzeichnungen eine Entlastung für den jungen Verteidiger
bringen.
Holzer bekam indes von Kammerer einen kleinen Trost. „Er hat an diesem
Wochenende überragend gespielt.“ Vom Rest seiner Mannschaft war der Trainer
wenig angetan. „Wir haben einfach zu wenig Leidenschaft gezeigt, nicht die nötige
Power herbekommen.“ (orab)
Tore:
1:0 (04:12) Kottmair (Stevens, Rohner), 1:1 (12:05) Rohrbach (Lindmark, Sekera,
5-4), 1:2 (21:04) Wildgruber (Rochefort, Gagnon), 1:3 (40:48) Rochefort (Vait,
Gagnon), 1:4 (58:51) Pohling (Wartenberg, Müller, 4-6)
Strafminuten: Bad
Tölz 16 +5/Matchstrafe (Holzer)
- Weißwasser
10 + 5/Spieldauer (Kreitl)
Schiedsrichter: Breiter (EC Stuttgart) -
Baumann, Maier
Zuschauer: 1537