Eispiraten verlieren mitreißendes Spitzenspiel knapp

Am Ende setzte sich die Cleverness des weiterhin unumstrittenen Tabellenführers gegen das Herz und den Mut zur Offensive, die die Westsachsen an den Tag legten, durch.
Die Wild Wings mussten sich in den ersten Minuten wie im falschen Film vorkommen, als sie vom Gastgeber mit einer Angriffswelle nach der anderen sofort unter Druck gesetzt wurden. Dabei zeigten sich die Rot-Weißen aber nicht nur kämpferisch auf der Höhe; auch spielerisch wussten die Eispiraten zu überzeugen. Schnelle, genaue Pässe, läuferische Qualität, schöne Kombinationen - auf welchem Niveau diese Begegnung stattfinden sollte, konnte man schon schnell sehen. Und einer, dem viele das schon gar nicht mehr zugetraut hatten, mittendrin: Torsten Heine, der derzeitige Crimmitschauer Torschütze vom Dienst. Heute brauchte das Urgestein genau drei Minuten und achtzehn Sekunden, um seinen Lauf fortzusetzen; freigespielt von Pohl und Bembridge, hatte Heine alle Zeit der Welt, sich den heute wesentlich sicherer als unter der Woche agierenden Staudt auszugucken und die Scheibe im langen Eck zur umjubelten Führung zu versenken.
Aber auch die Gäste hatten die Visiere hochgeklappt, und nachdem sie die Anfangsoffensive der Gastgeber mit dem knappen Rückstand halbwegs überstanden hatten, brachten die Wild Wings ihrerseits mehr Energie aufs Eis und konnten das Spiel ausgeglichen gestalten. Beide Goalies hatten im weiteren Verlauf der ersten 20 Minuten mehr als genug Gelegenheit, sich auszuzeichnen, und es musste schon ein Geniestreich her, um das nächste Tor zu erzielen. Diesen konnte zum Leidwesen der Zuschauer Wild Wing Dan Hacker für sich verbuchen, der Sturmkollege Quinlan in Position brachte. Dieser ließ sich kurz vor der Pausensirene die Chance nicht entgehen und glich zum 1:1 aus. 14:15 Torschüsse standen nach einem sehenswerten Drittel zu Buche, und um es gleich vorwegzunehmen: das Niveau der Begegnung ließ auch im weiteren Verlauf nicht nach.
Die Eispiraten kamen wieder wie die Feuerwehr aus der Kabine und brauchten diesmal ganze 67 Sekunden, um sich die virtuelle Tabellenführung zurückzuholen. Staudt stand sofort unter Beschuss, und Dean Strong überwand den Keeper, kurz nachdem er das leere Tor verfehlt hatte, im zweiten Anlauf. Carciola und Saurette hatten herrlich aufgelegt. Die Westsachsen versuchten nun, mit viel Energie eine Vorentscheidung zu erzwingen, und in dieser Phase spielte nur ein Team: Crimmitschau. Allein die Tore fehlten zum Glück, denn was das Team um Kapitän Saurette vor allem mit seinen etatmäßigen Reihen 1 und 2 da aufs Eis legte, war vom Allerfeinsten. Der hohe Favorit aus dem Schwarzwald stand mit dem Rücken zur Wand und hatte bis zur 35. Minute eigentlich nichts entgegenzusetzen. Danach aber besannen sich die Wildschwäne wieder ihrer Stärken und fanden ins Spiel zurück. Und abermals beantworteten die Gäste die frühe Crimmitschauer Führung mit einem Treffer kurz vor Ende des Drittels, dieses Mal in Überzahl und durch Forster. Das 2:2 schmeichelte ihnen zwar zu diesem Zeitpunkt, gemessen an den Spielanteilen, aber die Abgezocktheit der Schwarzwälder war schon bemerkenswert. 40:37 Torschüsse hatten die Beobachter auf der Pressetribüne nach 40 Minuten gezählt, aber die gefährlicheren Aktionen hatten die Rot-Weißen.
Im letzten Drittel drehten die Gäste dann den Spieß um und gingen ihrerseits zeitig in Front: Just traf mit einer schönen Direktabnahme genau in den Winkel. Drei Minuten später konnte sich erst Tobias Güttner bei einem Konter Hootons auszeichnen, und dann ging es ganz schnell: Bembridge, Heine und Pohl passten in eigener Überzahl die Schwenninger Abwehr schwindlig und der Puck schlug hinter Staudt zum Ausgleich ein, und das sehr verdient.
Crimmitschau wollte jetzt die Entscheidung herbeiführen, die Wild Wings lauerten darauf, ihre immens gefährlichen Konter fahren zu können, und letztlich gelang es ihnen tatsächlich, nach einem vertändelten Angriff der Rot-Weißen blitzschnell vor Güttner aufzutauchen und in Person von Mathias Forster das 3:4 und damit das letzte Tor des Abends zu erzielen.
Den Eispiraten schwanden nach einem aufreibenden und mitreißenden Spiel sichtlich die Kräfte; trotzdem hatte das Team noch einige Gelegenheiten, die Partie erneut auszugleichen. Aber das Glück war den Westsachsen nicht hold, und am Ende jubelten die Gäste über drei hart erkämpfte Punkte.
Beide Trainer lobten auf der anschließenden Pressekonferenz das hohe Niveau der Begegnung und waren sich darin mit den 2352 Zuschauern, die die Eispiraten trotz der Niederlage mit viel Applaus verabschiedeten, zu hundert Prozent einig. Was beide Teams im Sahnpark geboten haben, war Werbung für Sportart und Liga.