Eiserner Siegeswille der Cannibals bringt Steelers zum Schmelzen
Cory Gustafson kehrt nach Landshut zurückExakt 35:18 Minuten waren gespielt im Stadion am Gutenbergweg und die Begegnung zwischen den Kannibalen und den Bietigheim Steelers schien entschieden: Markus Wieland hatte eben das 4:1 für die Gäste aus dem Schwäbischen erzielt und so für lange Gesichter unter dem Gros der 2050 Zuschauer gesorgt. Es schien fast so, als würden die Mannen um Kamil Toupal auf eigenem Eis erneut gegen einen "Hinterbänkler" den Kürzeren ziehen. Doch: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt... Die Heimischen rissen sich nochmal gewaltig am Riemen und fighteten zurück. Mit Erfolg, denn noch während der regulären Spielzeit gelang ihnen durch Matthias Wittmann - bärenstark, wie der Youngster in dieser brenzligen Situation die Nerven behielt - der Ausgleich und nach gut der Hälfte der auf fünf Minuten angesetzten Overtime versetzte Markus Hundhammer dem Gästeteam den Knockout.
Die Cannibals starteten so in die Partie, wie man es nach dem zuletzt überzeugenden Heimsieg über den REV Bremerhaven erwarten durfte. Nämlich mit zwingenden Aktionen vor dem Kasten von SCB-Goalie Jason Elliott. Erst verpasste aber Zdislaw Zareba eine Hereingabe - es waren gerade einmal 40 Sekunden gespielt - und dann scheiterte Markus Hundhammer, als Elliott einen Distanzschuss von Kamil Toupal nicht unter Kontrolle bringen konnte, im Nachsetzen. Jan Münster auf der Gegenseite musste erstmals in der siebten Minute beherzt eingreifen, blieb im Duell mit Eric Long aber Sieger. Nicht besser erging es Eric Dylla, dem Elliott ein Erfolgserlebnis verwehrte. Das erste Powerplay der Cannibals brachte wenig zwingende Aktionen. Mehr als ein Toupal-Versuch von der "Blauen" und ein "Knaller" von Bobby Brown, der sich ebenfalls aus der Distanz versuchte, sprang dabei nicht heraus. Wieder vollzählig auf dem Eis hatten die Kannibalen zwei brenzlige Situationen zu überstehen, als sich erst Terence Campbell auf der rechten Seite durchgesetzt hatte und nach innen passte. Jan Münster konnte dem Puck mit der Kelle aber noch die entscheidende Richtungsänderung verpassen, so dass der freistehende Craig Teeple das Spielgerät nicht unter Kontrolle bringen konnte. Wenig später war der Goalie gegen Patrick Vozar auf der Hut. Glück für die Dreihelmenstädter, dass Eric Long während der ersten Bietigheimer Überzahl nur den, vom Schützen aus gesehen, rechten Torpfosten anvisierte. Und auch in ihrem zweiten Unterzahlspiel konnten sich die Kannibalen über mangelndes Glück nicht beklagen: Andrej Kovalev und abermals Eric Long visierten diesmal den gegenüberliegenden Pfosten an (18.). 50 Sekunden vor dem ersten Pausentee war Elliott gegen Alex Feistl mit dem Schoner zur Stelle, so dass sich die beiden Teams mit einem torlosen Remis in die Kabinen verabschiedeten.
Zu Beginn des Mittelabschnitts scheiterte Thomas Daffner an Elliott, Münster rettete gegen Chris Straube, ehe der SCB-Goalie einen satten Schuss von Markus Welz erst im Nachfassen unter kontrolle bringen konnte und bei einem Break auch Matthias Wittmann entnervte. Nach 25:46 Minuten verpasste Schiedsrichte Sander Raphael Kapzan eine Denkpause. Nachdem Jan Münster sein Team erst noch mit einer klasse Parade vor dem Rückstand gerettet hatte, war er gegen Eric Long's Versuch von der blauen Linie machtlos (26:18). Die Gäste nutzten die Verunsicherung im Kannibalen-Team und kamen nur 22 Sekunden nach dem Führungstreffer durch Chris Straube, der ein Break erfolgreich abschließen konnte, zum 0:2. Tobias Hanöffner und Markus Welz fanden in der Folge in Elliott ihren Meister, Bobby Brown verfehlte das Bietigheimer Heiligtum nur knapp. Schließlich die dritte Powerplay-Möglichkeit für die Dreihelmenstädter. Robert Gratza hatte gerade einmal acht Sekunden auf dem "Sünderbankerl" Platz genommen, da durfte er auch schon wieder zurück aufs glatte Parkett. Bobby Brown hatte abgezogen und Thomas Schinko der Scheibe nicht nur die entscheidende Richtungsänderung verpasst, sondern auch Elliott erstmal das Nachsehen gegeben (33.). Binnen einer Minute hatten Tobias Hanöffner, Kamil Toupal und Felix Schütz den Ausgleich auf dem Schläger, trafen aber entweder das Tor nicht, oder scheiterten an Jason Elliott. In der 35. Spielminute leistet sich Jan Münster einen Fauxpas, als er einen Fehlpass fabriziert und so Craig Teeple das 1:3 ermöglicht. Bobby Brown muss wegen Hakens vom Eis und die Gäste nutzen die Überzahl-Situation nach nur vier Sekunden zum 1:4. Markus Wieland hatte abgezogen. Zumindest gelang den Kannibalen durch Bobby Brown, der nach Tuominen-Schuss im Nachsetzen einnezten konnte, noch der Anschluss zum 2:4. Eine weitere Resultatsverbesserung noch vor der zweiten Sirene vereitelte Elliott gegen Thomas Schinko und zweimal Thomas Daffner.
Den Schwung aus den letzten Minuten des Mitteldrittels konnten die Cannibals erstmal nicht über die Pause retten. Zwar agierte man gegen die Steelers, die sich in dieser Phase darauf beschränkten, den Vorsprung zu verwalten, von Beginn des Schlussabschnitts an optisch überlegen, richtig gefährlich vor Elliotts Kasten wurde es jedoch selten. So musste denn auch erst Jan Münster gegen Chris Straube Schlimmeres verhindern, ehe Felix Schütz, Thomas Daffner, Alex Feistl und Chris Bahen erste Duftnoten setzten. Thomas Schinko war es schließlich vorbehalten, mit einem "Distanz-Kracher" Jason Elliott zum dritten Mal zu bezwingen: 3:4. Jan Münster stoppte Robert Gratza und als nacheinander Thomas Daffner und Andi Geipel auf die Strafbank wanderten, die Cannibals dabei eine Minute lang in doppelter Unterzahl bestehen mussten, konnte der Neu-Goalie endlich zeigen, warum die Verantwortlichen ihn von Kassel an die Isar gelotst hatten - einfach stark die Saves speziell gegen Andrej Kovalev und Chris Straube. Matthias Wittmann, der für Andi Geipel, der eine "zwei plus zehn" erhalten hatte, die "kleine Strafe" abbrummte, kam aus der Kühlbox zurück, Markus Hundhammer zeigte Übersicht, passte zentimetergenau auf den Angreifer, der daraufhin mutterseelenallein auf Elliott zusteuern, den SCB-Goalie "austanzen" und schließlich zum vielumjubelten Ausgleich einheben konnte. Klasse, wie der Youngster in dieser entscheidenden Situation Nervenstärke bewies (53.). Beide Keeper gaben sich im Verlauf der verbleibenden knapp acht Minuten keine Blöße mehr, so dass die Partie in die Verlängerung ging. Diese entschied Markus Hundhammer mit seinem Überzahltreffer in der 63. Spielminute für sein Team - für Brad Rooney endete die Partie damit auf der Strafbank.
Die Kannibalen haben mit einer starken kämpferischen Leistung im Schlussabschnitt ein Spiel, das nach dem 1:4 bereits verloren schien, aus dem Feuer gerissen und so zwei wichtige Punkte verbucht. Am morgigen Sonntag steht die schwere Auswärts-Aufgabe in Essen an. Vielleicht gelingt es den Cannibals ja, bei den Moskitos von Beginn an an der Leistung aus dem Schlussdrittel gegen Bietigheim anzuknüpfen.
Tore:
0:1 (27.) Long (Kovalev/Wieland), 0:2 (28.) Straube (Beslagic/Gratza), 1:2 (33.) Schinko (Brown/Tuominen), 1:3 (35.) Teeple, 1:4 (36.) Wieland (Campbell), 2:4 (37.) Brown (Tuominen/Feistl), 3:4 (49.) Schinko (Hundhammer/Daffner), 4:4 (43.) Wittmann (Hundhammer/Münster), 5:4 (63.) Hundhammer (Toupal/Tuominen)
Schiedsrichter: Sander. - Strafminuten: Landshut 14 plus 10 für Geipel, Bietigheim 12. - Zuschauer: 2050. (gl)