Ein Wintermärchen im Werdenfelser Land?

Bemerkenswertes konnte man am Samstagabend rund um das Eisstadion zu Garmisch-Partenkirchen beobachten: Ganze Karawanen von Autos bewegten sich in Richtung des Sportzentrums. Nicht wenige hatten ein blau-weißes Fähnchen an ihren Fahrzeugen angebracht. Es gab Eishockey Play-off im Werdenfelser Land, und viele gingen hin. Fast 4000 Zuschauer hat ein hocherfreuter Geschäftsführer Ralph Bader gezählt. Keiner musste sein Kommen bereuen, ausgenommen vielleicht die rund 400 angereisten Schwenninger Fans, die ihr Team mit wüsten Beschimpfungen verabschiedeten. Bahnt sich da in Garmisch ein kleines Wintermärchen zum Frühlingsbeginn an?
Nachdem der SC Riessersee die erste Begegnung in Schwenningen ziemlich überraschend gewinnen konnte, standen die Wild Wings bereits im Rückspiel mächtig unter Druck. Entsprechend nervös begann das Spiel. Das Gästeteam, gespickt mit vielen bekannten Namen, ging nach 13 Minuten durch einen schönen Konter (Deniset) nicht unverdient in Führung. Zu Beginn des zweiten Drittels gelang Beauregard – erstaunlich seine Steigerung in den Play-off – im Nachschuss der vielumjubelte Ausgleich.
Und dann begann die unrühmliche Zeit des Schiedsrichters. Die Pfiffe von Herrn Lenhart aus Darmstadt sorgten bei allen Bobachtern für größte Verärgerung: Bei den Fans genauso wie bei den Trainern (Gäste-Coach Greg Pruden: „Er hatte keine einheitliche Linie. Die Spieler wussten nie, was er pfiff.“) und bei neutralen Beobachtern. Helmut Bauer, ehemaliger ESBG-Geschäftsführer, sah es so: „So kann man in den Play-off einfach nicht pfeifen. Ihm fehlte jegliches Fingerspitzengefühl.“
Die Strafzeitenstatistik spricht Bände: 2.Drittel: SCR 16 + 10 Minuten, Wild Wings 6 Minuten. Im letzten Abschnitt bekam der Schiedsrichter dann wohl Gewissenbisse, denn er stellte nur noch Gästespieler vom Eis (10 Minuten). Dagegen übersah er einen schweren Kniecheck, nach dem sich SCR-Verteidiger Brown minutenlang schmerzverzerrt am Boden wälzte.
Trotz dieser schlechten Leistung des Unparteiischen waren sich hinterher beide Trainer einig, dass die falschen Pfiffe nicht entscheidend für den Ausgang des Spieles waren. Vielmehr zeigten sich die Garmischer „hungriger und bissiger“ (Greg Pruden). Nach der zwischenzeitlichen Gästeführung durch Whitecotton drehte der SCR im letzten Abschnitt noch einmal auf. Magowan, unter den Augen seines neuen Coaches Toni Krinner aus Wolfsburg, und Cullen schossen die Hausherren in Führung. Schwenningen drängte mächtig auf den Ausgleich, doch McArthur im SCR-Tor ließ keinen Treffer mehr zu. 10 Sekunden vor dem Ende dann die Entscheidung durch Uli Maurer, der in das leere Gästetor traf.
Damit ging der SC Riessersee mit 2:0 in Führung und hat beste Aussichten, das Wintermärchen noch ein wenig weiter zu spinnen. Auf jeden Fall haben die Garmischer am Mittwoch und am Sonntag noch zwei Heimspiele. Und dann werden sich wohl wieder die Autokarawanen in Richtung Olympiaeisstadion in Bewegung setzen.
Tore:
0:1 13:18 Deniset (Dylla, Slavetinsky)
1:1 24:25 Beauregard (Völk,Bigam)
1:2 38:53 Whitecotton (Heider)
2:2 44:41 Magowan (Cullen, Self)
3:2 50:07 Cullen (Self, Lindmark)
4:2 59:50 Maurer (Oppenheimer, Cullen)
Zuschauer: 3604
Schiedsrichter: Carsten Lenhart
Strafen: Riessersee 24 + 10 (Frank)- Schwenningen 24