Ein Finne mit Kaufbeuren im Herzen - Jere Laaksonen im Interview mit HockeywebSommerpausen-Interview mit dem finnischem Stürmer
Jere Laaksonen spielt künftig nicht mehr für den ESV Kaufbeuren. (Foto: dpa/picture alliance)Hockeyweb: Hallo Herr Laaksonen, sind Sie aktuell immer noch in Kaufbeuren und wie verbringen Sie aktuell die eishockeyfreie Zeit?
Jere Laaksonen: Ja, wir sind aktuell noch in Kaufbeuren. Aufgrund der aktuellen Situation sind meine Kinder, die wir betreuen, ein Vollzeitjob. Nebenbei trainiere ich auch noch für die nächste Saison. Natürlich mache ich auch das Gleiche wie die meisten anderen in dieser Zeit: zu Hause bleiben und mit meiner Familie spazieren gehen
Hockeyweb: Kommen wir auf das Sportliche zu sprechen und schauen zurück auf die vergangenen vier Jahre, die Sie im Trikot des ESV Kaubeuren verbracht haben. Wie würden Sie diese Zeit hier im Allgäu beschreiben?
Jere Laaksonen: Es war schön, Teil des Vereins und des Wandels von einem Playdownteam zu einem Playoffteilnehmer zu sein. Diese Saison war anders, da sie früher endete, aber ich hatte das Gefühl, dass wir es weit gebracht hätten nach den beiden Siegen in den Pre-Playoffs.
Hockeyweb: Vier Jahre bei einem Verein als Kontingentspieler sind eine lange Zeit. Warum haben Sie sich für einen so langen Verbleib entschieden?
Jere Laaksonen: Stimmt, vier Jahre bei einem Verein sind eine lange Zeit im Sport, aber ich fühlte mich hier sehr wohl und die Entwicklung des Vereins machte die Entscheidung, hier zu bleiben, sehr einfach.
Hockeyweb: Was hat Sie an Kaufbeuren so begeistert bzw. hat Sie neben dem Sportlichen beeinflusst, so lange hier im Allgäu zu bleiben?
Jere Laaksonen: Die Leute. Natürlich ist die Natur hier auch wunderschön mit der Nähe zu den Alpen und es ist eine tolle alte Stadt, aber wie die Leute uns vom ersten Tag aufgenommen haben, war besonders. Jeder, den wir getroffen haben, war jederzeit bereit uns zu helfen, falls wir diese benötigen, und alle waren sehr freundlich zu uns. Deswegen wollten wir so lange bleiben, wie wir konnten.
Hockeyweb: Zurückblickend auf die letzten Saisons: Was war Ihre schönste Erinnerung und worauf hätten Sie gerne verzichtet?
Jere Laaksonen: Ich denke, mein erstes Jahr hier und was wir dort erreicht haben. Der Verein war die Saisons davor nicht so erfolgreich und wir haben es dann direkt in die Playoffs geschafft und dann auch noch die erste Runde gegen Dresden gewonnen. Natürlich kam noch dazu, dass es die letzte Saison am Berliner Platz war. Wir hatten sehr erfolgreiche Jahre, daher würde ich nichts verändern wollen. Natürlich gab es auch mal schwierige Zeiten, aber die haben uns als Team nur noch stärker gemacht.
Hockeyweb: Der Verein hat sich nun entschieden, Ihren Vertrag nicht zu verlängern. önnen Sie diese Entscheidung nachvollziehen?
Jere Laaksonen: Das gehört zum Eishockey einfach dazu; manchmal ist es natürlich nicht schön, aber ich kann die Entscheidungen schon nachvollziehen.
Hockeyweb: Wie hat der ESV Kaufbeuren Sie über diese Entscheidung informiert?
Jere Laaksonen: Auf dem ganz normalen Weg in dieser Situation. Mein Agent hat mir schon davon erzählt und anschließend hatte ich ein Gespräch mit Herrn Kreitl, wo mir das Gleiche nochmal gesagt wurde.
Hockeyweb: Schauen wir zurück auf die letzte Saison. Scheinbar war es ein relativ inkonstantes Jahr und die Mannschaft hatte Phase, in denen Sie Ihr Potential nicht abrufen konnte. Wie haben Sie das letzte Jahr gesehen und was hätte besser laufen können?
Jere Laaksonen: Wir hatten einen sehr schweren Start in die Saison – auch den vielen Verletzungen geschuldet. Danach kam der schönere Teil und wir haben viele Spiele gewonnen und uns zurück in die Playoffränge gekämpft. Das Ende der regulären Saison war dann wieder nicht so gut, insgesamt waren es in allem zu viele Höhen und Tiefen.
Hockeyweb: Insbesondere die letzten drei Wochen der Saison waren für den ESVK-Fan sehr emotional. Wie würden Sie diese Zeit beschreiben, spricht das auch für den Charakter der Mannschaft?
Jere Laaksonen: Vor allem die letzten beiden Wochen der Saison waren sehr emotional. Zuerst haben wir es geschafft, uns in Bad Nauheim zurück ins Spiel zu kämpfen und durch diesen Sieg in die Pre-Playoffs einzuziehen und dann das Viertelfinale durch zwei Siege in der letzten Minute zu erreichen. Ich denke, das sagt alles über den Charakter und Kampfgeist der Mannschaft aus.
Hockeyweb: Sie hätten in der nächsten Runde der Playoffs gegen die Kassel Huskies gespielt, die die Hauptrunde aus Tabellenplatz 2 beendet hatten. Wie hätten Sie die Chancen eingeschätzt, wäre die Saison nicht unterbrochen worden?
Jere Laaksonen: Die nächste Runde wäre sicher sehr hart und schwierig geworden, jedoch bin ich mir sicher, dass die Atmosphäre, die zu diesem Zeitpunkt in der Mannschaft geherrscht hat, dazu geführt hätte, dass wir in jedem Spiel um den Sieg gekämpft hätten.
Hockeyweb: Es gab in den letzten Jahren kaum große Veränderungen in der Mannschaft, daher konnten Sie mit einigen Spielern über die komplette Zeit in Kaufbeuren zusammenspielen. Mit wem haben Sie am liebsten in einer Reihe gespielt und haben sich Freundschaften in dieser Zeit entwickelt?
Jere Laaksonen: Das stimmt, es gab viele Teamkollegen, mit denen ich die letzten vier Jahre zusammengespielt habe. Daher habe ich auch einige neue Freundschaften in den Jahren geschlossen, mit denen ich auch in Zukunft noch Kontakt haben werde. Mein liebster Reihenpartner war Max Schmidle, wir haben die vergangenen vier Spielzeiten in fast jedem Spiel zusammen gespielt, da gibt es auch keine andere Antwort für mich.
Hockeyweb: Kurz nach Bekanntwerden, dass Ihr Vertrag nicht verlängert wird, gab es heftige Kritik an dieser Entscheidung von den Fans in den sozialen Netzwerken. Wie ist Ihr Eindruck dazu?
Jere Laaksonen: Ja, ich habe ein paar von den Kommentaren gesehen und auch davon gehört. Es fühlt sich gut an, dass die Fans mich mögen und sagt mir, dass ich in den letzten Jahren hier einiges richtig gemacht habe.
Hockeyweb: Wie schon vorangegangen erwähnt, haben Sie sich in den letzten Jahren in das Herz der Kaufbeurer Zuschauer gespielt. Wie schwer fällt es Ihnen selber, nicht mehr vor diesen Fans zu spielen?
Jere Laaksonen: Es ist sehr schwer. Die Atmosphäre und auch der Support der Fans sind unglaublich und es fällt mir sehr schwer daran zu denken, nicht mehr hier zu sein. Dieses Gefühl, das ich in Kaufbeuren hatte, werde ich nirgends anders wiederfinden.
Hockeyweb: Zu guter Letzt: Wie sieht Ihre sportliche Zukunft aus? Werden Sie zurück nach Finnland gehen oder weiter in Deutschland bleiben?
Jere Laaksonen: Ich habe bis jetzt noch keinen neuen Vertrag unterschrieben, werde aber auf jeden Fall in Deutschland bleiben.